Lothar Matthäus: „Nächster Schuss muss sitzen“

Lothar Matthäus strebt eine Rückkehr auf die Trainerbank an. Nach dem Reinfall in Bulgarien ist er aber vorsichtig geworden.

Düsseldorf. In den vergangenen Monaten ist es ruhiger geworden um Lothar Matthäus. Seit 2011 hat er keine Mannschaft mehr trainiert. Im Interview mit unserer Zeitung redet der ehemalige Weltfußballer des Jahres über seine Zukunft und aktuelle Entwicklungen in der Bundesliga.

Stören Sie die ständigen Diskussionen um ihre Person in den deutschen Medien?

Matthäus: Es stört mich nicht mehr, ich kann nur noch schmunzeln. Ich habe mich nie angeboten bei Vereinen, aber die Zeitungen müssen gefüllt werden. Es ist schade, dass man mit so etwas immer wieder konfrontiert wird.

Wie werden Sie im Ausland gesehen, beispielsweise in Italien?

Matthäus: In Deutschland kann man das private und das berufliche nicht trennen. Ich bin ein sehr korrekter, offener und gradliniger Mensch. Deswegen sind auch viele private Geschichten in die Öffentlichkeit gekommen. In Italien interessiert es nicht, was in deinem privaten Umfeld passiert. Wichtig ist für die Italiener, was du geleistet hast und welche Erinnerungen sie an dich haben. Ich werde in Italien sehr freundlich empfangen.

Wann sehen wir Sie wieder auf der Trainerbank?

Matthäus: Ich gehe davon aus, dass Bulgarien nicht meine letzte Trainerstation gewesen ist. In Bulgarien war es zum Schluss eine sehr schlechte Erfahrung und aus diesem Grund bin ich auch vorsichtiger geworden. Ich unterschreibe keinen Trainervertrag mehr, wenn ich mir nicht hundertprozentig sicher bin. Ich hatte auch Angebote aus der Bundesliga. Es ist bisher nichts zustande gekommen, weil es nicht gepasst hat. Ich glaube ich bin zu jung um nicht mehr als Trainer zu arbeiten. Ich gehe davon aus, dass es früher oder später wieder mit einem Trainerjob mit Perspektive klappt. Aber nach dem Reinfall in Bulgarien muss der nächste Schuss sitzen.

Beim FC Bayern wird Guardiola Trainer. Hat Sie das überrascht?

Matthäus: Nach den Erfolgen von Borussia Dortmund musste Bayern angreifen und hat die wirtschaftlichen Möglichkeiten dazu. Guardiola passt zu Bayern, man kann den Verein nur beglückwünschen. Er ist im Gegensatz zu Heynckes eine langfristige Lösung, das ist ein Signal an Europa.

Warum geht er zum FC Bayern und nicht nach England?

Matthäus: Die Bundesliga hat seit Jahren einen hohen Stellenwert, dass hat sich herumgesprochen. Volle Stadien und tolle Stimmung.

Ziehen die Bayern in der Bundesliga jetzt auf Jahre weg?

Matthäus: Dortmund hat in den letzten Jahren mit Riesenschritten aufgeholt, sie sind zweimal Meister zudem Pokalsieger geworden, haben eine tolle Champions League gespielt. Deswegen glaube ich, dass der Verein sportlich und wirtschaftlich näher an die Bayern herankommen wird. Sie werden sie aber nie überholen, da ist Bayern einzigartig und da haben sie drei Jahrzehnte Vorsprung. Natürlich würde es mich freuen wenn Leverkusen, Schalke 04 oder eine andere Mannschaft hinzukommen würde, aber ich glaube, wenn man das Gesamtbild sieht, sind die Dortmunder am nächsten am FC Bayern dran.

Nuri Sahin wechselt zum BVB zurück, auch Sie sind als Spieler zum FC Bayern zurückgekommen. Wie schwierig ist so eine Rückkehr?

Matthäus: Bei mir war es anders als bei Sahin, weil ich in Italien die Blüte meiner Karriere erlebt habe. Sahin hatte sportliche Negativerlebnisse gehabt — bei Real Madrid undin Liverpool. Ich glaube, dass für ihn eine Odyssee zu Ende geht. Er kommt in ein intaktes Umfeld zu einem erfolgreichen Club, der sich weiterentwickelt hat. Er hat aber keinen Freifahrschein. Sahin wird sich erst mal hinten anstellen müssen. Aber er wird bald wieder Führungsspieler sein.

Welche Mannschaft spielt diese Saison um den Abstieg?

Matthäus: Ich glaube, dass es Augsburg und Fürth nicht schaffen. Hoffenheim hätte den Kader, um die Klasse zu halten. Wenn sie Platz 16 verlassen, könnte es für Nürnberg oder Fortuna Düsseldorf noch mal eng werden.

Ihre Generation ist die letzte, die Titel geholt hat. Warum klappt das unter Löw bisher nicht?

Matthäus: Ich bin Fan der Nationalmannschaft. Die Jungs spielen beeindruckenden Fußball, begeistern mich. Es fehlt nur wenig zum Titel. Vielleicht hatten wir in den 1990er Jahren keine Mannschaft wie Spanien als Gegner, sondern Teams, die nicht ihre goldene Zeit hatten. Spanien hat die goldene Generation, wie Ungarn 1954 oder Deutschland Anfang der 1970er Jahre mit Beckenbauer, Müller, Netzer oder Overath. Deshalb ist es sehr schwierig, für andere Mannschaft einen Titel zu gewinnen. Vielleicht klappt es ja nächstes Jahr, obwohl europäische Mannschaften in Südamerika noch nie Titel geholt haben.

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