Leverkusen: Bayer und seine Brasilianer

In seiner Heimat wird Renato Augusto schon mit Kaka verglichen. Das macht den Südamerikaner fast ein wenig verlegen.

Belek/Leverkusen. Dass viele in seiner Heimat ihn schon mit Kaka vergleichen, macht Renato Augusto fast ein wenig verlegen. Weil er weiß, dass so Erwartungen geschürt werden, die höllisch schwer zu erfüllen sind.

Sicher, Kaka, der Star der brasilianischen Nationalmannschaft und des ACMailand, sei ein Vorbild, aber: "Jeder Spieler muss seinen eigenen Weg gehen." Und seiner führt über Leverkusen. Nicht zu einem der europäischen Topklubs, zu dem der 20-Jährige von Flamengo Rio de Janeiro auch hätte wechseln können.

"In Leverkusen haben schon viele Brasilianer gespielt und sind so in die Nationalmannschaft gekommen", sagt er. "Das ist der richtige Weg."

Wieder einmal macht sich Bayers umfangreiches Scouting in Südamerika bezahlt: Mit Tita fing es 1987 an, es folgten Stars wie Jorginho, Paulo Sergio, Emerson, Zé Roberto, Lucio und Juan. Auch Renato Augusto wurde schon drei Jahre beobachtet, ehe die Verpflichtung beschlossen wurde.

Chefscout Norbert Ziegler stattete seinen neuesten (Millionen-)Fang schon zu Saisonbeginn mit reichlich Vorschusslorbeer aus: "Renato ist 20 Jahre jung - wirkt aber wie Mitte 20, als habe er schon 300 Spiele hinter sich. Er ist ein kompletter offensiver Mittelfeldspieler, der auch unter Druck und bei höchstem Tempo beste Lösungen findet", sagt Ziegler. Und: "Er hat eine unglaubliche Teamfähigkeit." Attribute, die sich nach der Hälfte der Saison bereits bewahrheitet haben. Der Spielmacher von der rechten Seite ist ein echter Volltreffer.

Alle Ligaspiele bestritt er von Beginn an. In der Kicker-Rangliste der notenbesten Spieler liegt nur ein Mittelfeldspieler vor ihm: Franck Ribéry. Augustos Vorzüge: Er ist nicht nur technisch brillant, sondern stellt sich auch in den Dienst der Mannschaft. Er ist schnell, verfügt über ein gutes Auge und spielt enorm abgeklärt. Nur torgefährlicher könnte er noch werden: Erst ein Treffer steht in seiner Bilanz.

Vor einem Jahr hing die Karriere des neuen Bayer-Stars indes am seidenen Faden, nachdem zuvor die Top-Klubs Europas hinter ihm her und etwa 30 Millionen Dollar für ihn geboten worden waren.

In einem Meisterschaftsspiel mit Flamengo traf ihn der Schuh eines Gegenspielers im Gesicht. Augusto erlitt schwerste Verletzungen, Knochenbrüche, tagelang war nicht gewiss, ob die Ärzte sein Augenlicht würden retten können. Doch er hatte Glück. "Ein Knochen hat nur Millimeter mein Auge verfehlt", sagt er. Das Auge blieb heil, Titan-Platten stabilisieren seither die Knochen, die Narben sind kaum noch zu sehen.

Dennoch sank sein Marktwert, so dass Bayer Leverkusen zuschlug, ihn für geschätzte sechs Millionen Euro an den Rhein holte. Seit Mittwoch läuft sein neues Arbeitspapier bis 2014, verlängert um ein weiteres Jahr. Dass er dort tatsächlich so lange bleibt, glauben nur wenige, auch wenn er immerhin bis 2011 keine Ausstiegsklausel im Vertrag hat.

Dies sei ein Zeichen, "dass wir langfristig mit ihm planen", sagt Sportdirektor Rudi Völler. Auch für Augustos brasilianische Vorgänger war Bayer das Sprungbrett zu den großen Klubs. Angeblich soll Inter Mailand jetzt schon mit Millionen-Summen locken.

Nicht alle im Bayer-Trikot haben soviel Glück. Angreifer Richard Sukuta-Pasu erlitt beim 3:1-Testspielsieg gegen Bursaspor eine starke Wadenprellung. Zunächst war sogar ein Bruch befürchtet worden.

Das Trainingslager in Belek verlassen musste Benedikt Fernandez. Der Bayer-Ersatztorwart flog am Mittwoch nach Deutschland zurück. Die Bayer-Mannschaftsärzte hatten bei ihm eine Meniskusverletzung festgestellt.

Freude bereiteten Trainer Bruno Labbadia seine Rückkehrer Bernd Schneider und Lukas Sinkiewicz. Die beiden Rekonvaleszenten sind nach monatelangen Verletzungspausen wieder zur Mannschaft gestoßen und schuften in Belek für ihr Comeback in der Rückrunde.

"Für mich sind die beiden wie Neuzugänge", sagte der Bayer-Coach, der seit seinem Amtsantritt vor Saisonbeginn erstmals in den Genuss kommt, mit den beiden Profis intensiv zu arbeiten.

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