Verbandschef: Kein Rücktritt trotz Dopingskandal

Madrid (dpa) - Spaniens Leichtathletik-Chef José María Odriozola lehnt im neuen Doping-Skandal die Forderung nach persönlichen Konsequenzen vehement ab.

„Natürlich werde ich nicht zurücktreten. Ich bin auch nur ein Opfer, und es wäre feige, das Schiff jetzt zu verlassen“, sagte der schwer unter Beschuss geratene 71-Jährige in Madrid. Er werde sich vielmehr erneut zur Wahl stellen. Der Biochemiker ist schon seit 21 Jahren Vorsitzender des spanischen Leichtathletik-Verbandes RFEA.

Die Spitzenleichtathletin Marta Domínguez bestreitet unterdessen eine Verstrickung in die Dopingaffäre. „Natürlich habe ich nie mit Dopingsubstanzen gehandelt“, teilte die Weltmeisterin im 3000-m-Hindernislauf mit. Sie war am 9. Dezember im Zuge der Ermittlungen zunächst festgenommen worden, durfte aber wieder nach Hause, weil sie im dritten Monat schwanger ist. Bislang habe ihr niemand gesagt, welche Beweise gegen sie vorliegen würden. „Nach achtmonatigen Ermittlungen hat die Guardia Civil mich am Donnerstag informiert, dass ich nur eine Zeugin in diesem Verfahren bin“, sagte sie.

Verbandschef Odriozola wird von Athleten und der Presse vorgeworfen, sich nicht entschieden genug für den Kampf gegen das Doping eingesetzt und Hinweise auf Unregelmäßigkeiten ignoriert zu haben. Andernfalls wäre es nicht zu der „Operación Galgo“ (Operation Windhund) mit 14 Festgenommenen gekommen.

Er bestreitet das. So habe der Verband nicht gewusst, dass der mutmaßliche Dopingarzt Eufemiano Fuentes Spaniens erfolgreichste Leichtathletin Domínguez betreute - angeblich selbst nach der Verwicklung des Mediziners in den Radsportskandal der „Operación Puerto“ (Operation Bergpass) im Jahr 2006. Schließlich habe er Fuentes in den 1980er Jahren als Arzt des Verbandes entlassen, betonte Odriozola.

Der 55-jährige Frauenarzt soll am Wochenende indes mit seinem Wissen geprahlt haben. „Wenn ich rede, hätten wir weder den EM- noch den WM-Titel im Fußball“, erzählte Fuentes laut der Zeitung „El Mundo“ den Mitinsassen einer Zelle, während er am Sonntag darauf wartete, von der Ermittlungsrichterin verhört zu werden. Am Ende kamen er und fünf weitere Verdächtige unter Auflagen auf freien Fuß. Sie wurden aber des Handels mit verbotenen Substanzen beschuldigt.

Er fühle sich von einigen der Trainer und Sportler verraten, die nun beschuldigt werden, sagte Odriozola. Er nannte in diesem Zusammenhang Domínguez, die er zur Verbandsvizechefin gemacht und vergangene Woche nach Bekanntwerden der Vorwürfe wieder abgesetzt hatte. Sollte die 35-Jährige des Dopings überführt werden, drohe ihr eine Strafe. „Sie wird ihre Rekorde und Medaillen abgeben müssen, so wie damals die US-Athletin Marion Jones.“

Odriozola bestätigte zudem, dass der Verband den gebürtigen Äthiopier Alemayehu Bezabeh nach einem Dopinggeständnis am Wochenende von der Crosslauf-EM ausgeschlossen hat. Der 24 Jahre alte Europameister von 2009 habe zugegeben, dass er von der Polizei beim Eigenblutdoping ertappt wurde. Bezabeh wird wie viele andere Athleten von Manuel Pascua betreut. Der 77 Jahre alte Trainer-Veteran ist einer der Beschuldigten in dem Skandal.

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