Rücktritt oder Pause? Issinbajewa sorgt für Verwirrung

Moskau (dpa) - Geht eine der erfolgreichsten Karrieren der Leichtathletik-Geschichte wirklich zu Ende oder wird sie nur für längere Zeit unterbrochen? Drei Wochen vor der WM in Moskau hat Russlands Stabhochsprung-Star Jelena Issinbajewa mit einigen widersprüchlichen Aussagen für Verwirrung gesorgt.

Der Staatsagentur Ria Nowosti sagte die Weltrekordhalterin und zweifache Olympiasiegerin am Dienstagabend: „Meine Karriere endet 100-prozentig mit der Weltmeisterschaft. Jetzt noch die WM - und das ist es dann.“ Auf der Internetseite des russischen Verbandes wird die 31-Jährige allerdings mit den Worten zitiert: „Nach der WM will ich in Mutterschutz gehen, wenn Gott will. Falls es den Wunsch gibt, zurückzukehren, werde ich auf jeden Fall zurückkehren und mich auf die Olympischen Spiele in Rio vorbereiten.“ Ähnlich äußerte sich Issinbajewa auch gegenüber der Agentur Itar-Tass und bereits vor vier Wochen am Rande des internationalen Meetings in Ostrau.

Wofür auch immer sie sich entscheidet: Die Weltmeisterschaften vom 10. bis 18. August in ihrer Heimat sollen auf jeden Fall der Höhepunkt einer schon jetzt spektakulären Karriere werden. Nach insgesamt 30 Weltrekord-Sprüngen in der Halle und im Freien sowie den Olympiasiegen von 2004 und 2008 will die Russin im Moskauer Luschniki Stadion ihren dritten WM-Titel nach 2005 und 2007 gewinnen. „Für mich wird das ein nostalgischer Moment. Ich muss Spaß haben und versuchen, alles zu zeigen, zu dem ich fähig bin“, sagte Issinbajewa.

Unmittelbar nach ihrem Sieg bei den nationalen Meisterschaften am Dienstagabend bat sie die russischen Zuschauer schon einmal um Unterstützung für das WM-Finale am 13. August. „Schreit, schreibt Plakate und Transparente, tut was Ihr wollt“, meinte sie. „Das halbe Stadion wird voll sein mit Freunden und Verwandten.“

Im Jahr 2010 hatte sich Issinbajewa schon einmal eine Auszeit genommen. Hatte sie damals nach ihren vielen Erfolgen noch das Problem, sich immer wieder neu zu motivieren, macht ihr mittlerweile die zunehmende Konkurrenz durch jüngere Athletinnen wie Jennifer Suhr (USA) oder auch die deutsche Rekordhalterin Silke Spiegelburg zu schaffen. „Ich muss deshalb noch härter arbeiten als je zuvor“, sagte die Russin. Es werde für sie mit jedem Jahr schwieriger, neue Höhen zu erreichen.

Trotzdem: Der WM-Titel in Moskau ist für Issinbajewa keine Utopie. Sie hat zwar seit den Olympischen Spielen 2008 in Peking keinen großen Titel mehr im Freien geholt, dafür aber in diesem Jahr schon bei den Meetings in Shanghai und Ostrau gewonnen. In der Weltjahresbestenliste liegt sie hinter der Kubanerin Yarisley Silva (4,90 Meter) und Olympiasiegerin Suhr (4,80) auf Platz drei.

Dem Weltverband IAAF kann jeder Wirbel um Issinbajewa nur recht sein. Denn gerade in Russland ist sie neben Superstar Usain Bolt nach wie vor die einzige Athletin, die genügend Ausstrahlung besitzt, um den großen Dopingskandal um Tyson Gay und Asafa Powell wieder etwas in den Hintergrund zu drängen. Die Russin hat schon lange vor Bolt ein wenig Glamour in die Leichtathletik gebracht. Sie lebte mehrere Jahre in Monte Carlo, posierte für Hochglanz-Magazine und unterschrieb 2009 einen Ausrüstervertrag mit dem chinesischen Sportartikel-Hersteller „Li Ning“, der ihr insgesamt 7,5 Millionen Dollar einbringt. Issinbajewa wird so oder so eines der großen Themen der WM werden. Egal, wie sie dort abschneidet und was sie danach tut.

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