„Hoffe, dass es explodiert“ Papa Storl will in Belgrad Kugel-Gold verteidigen

Belgrad (dpa) - Nur Gold zählt. Wenn David Storls Söhnchen Jaro am 5. März einen Monat alt wird, dann will der Papa schon wieder Hallen-Europameister sein.

„Hoffe, dass es explodiert“: Papa Storl will in Belgrad Kugel-Gold verteidigen
Foto: dpa

„Na klar, ich fahre da hin, um meinen Titel zu verteidigen. Das ist der Anspruch an mich selbst“, sagte der Weltklasse-Kugelstoßer der Deutschen Presse-Agentur vor seinem Flug nach Belgrad. Sieg und Saisonbestleistung - das soll es schon sein für den Sachsen am Samstag in der Kombank Arena.

„Die 21,37 Meter, die sollten schon fallen. Ich hoffe, dass es explodiert am Sonnabend“, meinte der 26-Jährige vom SC DHfK Leipzig. Weiter als 21,37 Meter hat in diesem Winter noch kein Athlet in der Halle gestoßen. „Die Amerikaner sind ja nicht am Start“, meinte Storl, der aber auch starke Konkurrenz in Europa hat. „Entscheidend wird die Tagesform sein - und wie ich im Kopf drauf bin“, erklärte der Welt- und Europameister. „Und man weiß ja nie, ob es vielleicht eine Überraschung durch einen Drehstoßer gibt.“

Die 21,37 Meter hatte er am 5. Februar in Rochlitz abgeliefert, in der Nacht zuvor hatte Storls Lebensgefährtin einen Sohn zur Welt gebracht. Das kleine Glück macht den Papa stolz - aber seinen Sport muss er auch noch machen. Ohne hartes Training fliegt die Kugel nicht, und im Sommer will er bei der Leichtathletik-WM in London wieder zuschlagen.

„Auf die Hallensaison haben wir uns gar nicht speziell vorbereitet“, erklärte Trainer Sven Lang. Dafür läuft es aber ganz gut, voriges Wochenende holte sich Storl in Leipzig zum fünften Mal den nationalen Hallentitel. Gemeinsam mit Lang bringt er sich wieder in Form. „Ich habe mir im letzten Jahr etwas die Technik versaut, weil wir da im Sommer weniger trainieren konnten. Das Vertrauen in die Technik muss ich mir jetzt wiederholen“, erzählte der 1,99-Meter-Mann, der in der vorigen Woche in Kienbaum „so knapp 400 Stöße gemacht“ hat.

Olympia in Rio de Janeiro und die Enttäuschung mit Platz sieben - das ist längst abgehakt. „In den letzten fünf Jahren bin ich immer mit einer Medaille nach Hause gekommen“, meint der Sachse. Im Juli 2016 schnappte er sich in Amsterdam zum dritten Mal EM-Gold. „Dann kam Olympia. Es geht halt nicht immer bergauf.“

Lang ist ganz zufrieden mit seinem Schützling, am Mittwoch startete das Duo im Flieger von Leipzig über München nach Belgrad. „Wir wissen, dass er da nicht 22 Meter stoßen kann. Aber David hat schon sein Anspruchsniveau“, meinte der Trainer.

„Wir haben wieder ein richtiges Basistraining gemacht, denn irgendwann ist der Tank mal leer“, erklärte Lang. „Und das lief ganz gut. Bisher haben wir mehr für die Kraft gemacht, aber jetzt in Kienbaum auch viel für die Technik, also viele Stöße.“ Und Rio? „Das war für David und für mich natürlich eine Enttäuschung. Dabei hat er ja vorher noch mal EM-Gold geholt“, betonte der Trainer. „Enttäuschend war dann viel mehr, dass er seine Leistung von Amsterdam in Rio nicht noch einmal abrufen konnte.“

Nach der Hallen-EM lässt „Storli“, wie ihn Freunde rufen dürfen, die Kugel erst mal links liegen. Familienurlaub ist angesagt, zum ersten Mal mit Stammhalter Jaro. Auf der Ostsee-Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, in einem Hotel in Dierhagen, kann sich Storl entspannen - und für eine Woche mal die Sportart wechseln: „Da kann man schöne Fahrradtouren machen.“

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