New York trotzt Folgen von „Sandy“ - Marathon startet

New York (dpa) - Voriges Jahr kurz vorher ein Schneesturm, dieses Jahr „Sandy“ - na und? In New York sind auch die Veranstalter des Marathons hart im Nehmen und können den bedeutendsten Stadtmarathon der Welt am Sonntag trotz der Unwetterschäden austragen.

„Der Marathon war immer ein besonderer Tag für die New Yorker als Symbol der Lebensfreude und des Durchhaltevermögens dieser Stadt“, betonte Renn-Chefin Mary Wittenberg, nachdem sich der desaströse Wirbelsturm langsam verzogen hatte. Schon am Wochenbeginn hatte sie erklärt: „Wir haben schon fast alles erlebt.“

Am Mittwochnachmittag (Ortszeit) folgte die erlösende Nachricht von Bürgermeister Michael Bloomberg: Der Marathon kann - im Gegensatz etwa zum ersten NBA-Spiel der Brooklyn Nets gegen die New York Knicks an diesem Donnerstag - am Wochenende über die Bühne gehen.

Also werden sich wie seit 1976 auch in diesem Jahr wieder Lauf-Enthusiasten aus aller Welt zum Start an der Verrazano Narrows Bridge in Staten Island versammeln und von dort aus die 42,195 Kilometer lange Strecke durch die fünf Bezirke der Metropole in Angriff nehmen. Bis zum Ziel im Central Park säumen alljährlich geschätzte zwei Millionen Zuschauer die Strecke.

Bloomberg hatte schon früh betont, den Marathon wenn es nur irgendwie geht durchzuführen. Wittenberg meinte, angesichts der momentan großen Herausforderung für „die Stadt, halte man sich alle Optionen offen, um am Renntag und dem Rennwochenende notwendige Anpassungen und Änderungen vorzunehmen“.

Ob „Sandy“ zu Schäden an der Strecke geführt hat, sollte noch endgültig geprüft werden. Allerdings führt der Kurs weder durch einen Tunnel noch durch die Südspitze Manhattans, die am stärksten von Überschwemmungen betroffen war. Dort legt allerdings die Fähre nach Staten Island ab, mit der rund die Hälfte der 47 000 gemeldeten Teilnehmer fahren will. Fraglich ist auch, ob bis Sonntag wieder die U-Bahn zum Fähranleger verkehrt. Ein dort gelegenes Teilnehmer-Hotel verteilte die Läufer auf andere Unterkünfte - kein Einzelfall.

Größtes Problem für die etwa 20 000 Hobby-Athleten aus Übersee ist die Anreise, nachdem Tausende von Flügen ausfielen. Auch Top-Athleten waren davon betroffen. Deutschlands Lauf-Ass Sabrina Mockenhaupt hatte ihren Flug für Mittwoch geplant. „Sollte es nicht so sein, sehe ich das auch entspannt, und die Reise geht dann erst später los“, schrieb sie auf ihrer Homepage.

Wer es allein oder über einen Reiseveranstalter nicht rechtzeitig nach New York schafft, darf sich ausnahmsweise noch bis zum Samstag vom Rennen abmelden und erhält einen garantierten Startplatz im kommenden Jahr. Allerdings: Die Startgebühr in Höhe von immerhin 347 Dollar verfällt trotzdem. „Ich weiß nicht, wie viele Tausend Menschen laufen werden, aber ich kann sicher sagen, dass es nicht 47 000 sein werden“, erklärte Norman Goluskin von den veranstaltenden New York Road Runners in der „New York Times“ (Mittwoch-Ausgabe).

Die Organisatoren bekamen die Folgen von „Sandy“ ganz unmittelbar zu spüren. Wegen eines abgeknickten Baukrans in der Nähe wurde ihr Büro evakuiert. Nun müssen die Veranstalter aus einem Hotel arbeiten. Ihre Entscheidung für die Austragung des Marathons stößt nicht auf ungeteilte Zustimmung. Im Forum der „New York Times“ schrieben User angesichts der Folgen des Wirbelsturms für viele Einwohner der Stadt von einer „Schande“ oder von „Genusssucht statt Durchhaltevermögen“.

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