Masse und Klasse: Leichtathleten vor EM mit „Luxusproblem“

Kassel (dpa) - Bei der großen Leistungsschau in Kassel haben die deutschen Leichtathleten erste Signale für Olympia gesetzt, doch in etlichen Disziplinen gibt es schon für die EM in Amsterdam mehr Kandidaten als Startplätze.

Masse und Klasse: Leichtathleten vor EM mit „Luxusproblem“
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„Dies sind deutsche Meisterschaften mit besonderer Dynamik und besonderer Spannung. Wir haben ein Luxusproblem bei der Nominierung“, sagte DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska zu der Tatsache, dass in neun Disziplinen schon vor den nationalen Titelkämpfen mindestens drei Athleten die Olympia-Norm für die Sommerspiele in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) erfüllt hatten.

Die Chefplaner im Deutschen Leichtathletik-Verband haben nun - wie so oft - die Qual der Wahl. Im Anschluss an die Titelkämpfe im Auestadion wird das Team für die EM vom 6. bis 10. Juli nominiert. Gut zwei Wochen vor den Kontinentalmeisterschaften werden nach den Marathonläufern und Gehern weitere Olympia-Starter vorgeschlagen - Priorität haben die deutschen Meister mit erfüllter Norm.

Besonders spannend war die Situation vor den Diskus-Entscheidungen: Gleich sechs Frauen mit erfüllter Olympia-Norm kämpften am Samstag um den Titel - die WM-Dritte Nadine Müller schnappte ihn sich gleich im ersten Versuch: Die Hallenserin gewann mit Saisonbestleistung von 65,79 Metern vor Julia Fischer (63,94). Die Berlinerin kann ihrem Freund Robert Harting nun am Sonntag die Daumen drücken. Der Olympiasieger will sich den 2015 kampflos verlorenen Titel mit aller Macht von seinem jüngeren Bruder Christoph zurückholen. Schon fünf Diskuswerfer haben die DLV-Norm abgehakt.

Neben Nadine Müller, die ihren sechsten Titel mitnahm, trumpften am ersten Tag der Titelkämpfe die Favoriten und Seriensieger auf: Kugelstoß-Ass David Storl gewann mit 20,75 Metern. Es war schon sein sechster Erfolg hintereinander. „Ich träume noch nicht von einer Olympia-Medaille, aber ich kann mit dem Titelgewinn ruhiger schlafen“, sagte Nadine Müller. Storl war dagegen nicht so glücklich. „Es ist noch ein bisschen verkrampft alles. Mir fehlt noch etwas die Kraft in den Beinen“, sagte der Olympia-Zweite vom SC DHfK Leipzig.

Julian Reus wurde zum vierten Mal in Serie Meister im 100-Meter- Sprint . Der Wattenscheider gewann bei Gegenwind in 10,30 Sekunden. Ihren zweiten Titel nach 2014 holte sich Tatjana Pinto aus Paderborn in 11,22 Sekunden.

Mit ihrem elften Titel verabschiedete sich die frühere Hammerwurf-Weltrekordlerin Betty Heidler von den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Kassel. Bei ihrem letzten DM-Auftritt erkämpfte die 32-Jährige von der LG Eintracht Frankfurt mit 75,32 Metern einen souveränen Sieg. „Wehmut ist natürlich auch dabei, wenn man weiß, dass es der letzte Wurf war. Die Saison ist aber noch nicht beendet und es war ein guter Wettkampf, daher gehe ich mit einem guten Gefühl hier raus“, sagte sie.

Im letzten Versuch schnappte sich Weitspringerin Malaika Mihambo ihren ersten deutschen Meistertitel. Die WM-Sechste von der LG Kurpfalz gewann mit der persönlichen Bestleistung von 6,72 Metern. Weitsprung-Hoffnung Alexandra Wester (Köln) ging zwar mit ihrem letzten Sprung (6,64 Meter) in Führung, verpasste den ersten Freiluft-Titel aber um acht Zentimeter.

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