Leichtathletik-WM: Dienstag, der deutsche Medaillentag

Gold, Silber und Bronze durch Diskuswerfer Robert Harting, Stabhochspringerin Martina Strutz und Siebenkämpferin Jennifer Oeser.

Daegu. Sie laufen aufeinander zu. Der Große und die Kleine. Robert Harting umschließt mit der enormen Spannweite seiner Arme Martina Strutz, wickelt die Stabhochspringerin in die deutsche Fahne ein, mit der sich der Weltmeister im Diskuswerfen aufgemacht hat, den Beifall für seinen goldenen Diskuswurf einzuheimsen.

Er gratuliert ihr zur Silbermedaille. Die Glückliche hat sich auf 4,80 Meter katapultiert und darüber erst mit Verspätung wahrgenommen, dass sie den deutschen Rekord ein zweites Mal binnen einer Saison verbessert hat.

Zwei im Rausch der Emotionen. Sie weinen. Die eine, als sie alleine auf der Bank neben den Stäben hockt und versucht das Unbegreifliche zu begreifen. Der andere, als er zwei Stunden später in den Katakomben des Stadions preisgibt, warum er seinen Titel Markus Matthes widmet. Einem Bundeswehr-Freund, der in Afghanistan ums Leben gekommen ist. Der Provokateur hat eine sensible Seite.

Jennifer Oeser, die Siebenkämpferin, weint auch. Das Gefühl der vergeblichen Mühe hatte sich nach dem schwerfälligen ersten Wettkampftag breitgemacht. Umso tiefer ist die Zufriedenheit, über Nacht den Frust darüber in positive Energie verwandelt zu haben. Diese ist für Bestleistungen im Speerwerfen, über 800 Meter und in der Addition für die Bronzemedaille mit 6572 Punkten gut.

Tränen, aber auch Jubel, Trubel und viel Heiterkeit bei den deutschen Leichtathleten nach dem Medaillensatz am vierten WM-Tag. Robert Harting, der einzige Titelverteidiger für den Deutschen Leichtathletik-Verband, kennt das Gefühl, der Gefeierte zu sein — und sperrt sich doch, die Erlebnisse von 2009 mit jenen jetzt in Daegu zu vergleichen.

„Berlin war das Größte mit dem Stadion im Rücken. Hier musste ich mich anders pushen.“ Der 26-Jährige hat wieder sein Nationaltrikot in zwei Teile gerissen. Raus mit all dem Adrenalin, das ihm trotz der entzündeten Patellasehne im Knie zuvor die Explosivität für 68,49 Meter zum Auftakt beschert hatte. Ein Schock für die Gegner.

Zwei Stunden später humpelt Robert Harting durch die Katakomben. In den vergangenen Wochen hat er heftige Schmerzen wie Spritzkuren akzeptieren gelernt.

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