Lausanne, Paris, Ulm: Stars vor DM im Stress

Ulm (dpa) - Raphael Holzdeppe nimmt von allen Athleten den längsten Anlauf nach Ulm. Die Stabhochspringer gehören bei jeder deutschen Leichtathletik-Meisterschaft zu den Stars, weil sie einen spannenden Wettbewerb versprechen und weit über diese DM hinaus auch zur absoluten Weltspitze gehören.

Und so war Holzdeppe am Donnerstagabend noch beim Diamond-League-Meeting in Lausanne am Start und will am Samstagabend auch noch in Paris springen, ehe er sich dann am Sonntag im Donaustadion in erster Linie mit Björn Otto und Malte Mohr um den deutschen Meistertitel streiten wird.

„Wir haben ein starkes Dreigestirn da oben, da kann alles passieren. Da kann man schon fast auswürfeln, wer am Ende gewinnt“, meinte Otto in einem Interview des Fachportals „leichtathletik.de“. Es sagt viel über das Niveau des deutschen Stabhochsprungs aus, dass er und Holzdeppe zwar 2012 je eine Medaille bei den Olympischen Spielen und bei den Europameisterschaften gewannen, aber noch nie in ihrer Karriere deutscher Freiluft-Meister waren. „Es ist mein großes Ziel, den Titel zu holen“, sagte der 35-jährige Routinier.

Nur Dritter bei der Team-EM, Zweiter in Ostrau, Fünfter in Lausanne: Otto kommt am Wochenende nicht in Bestform nach Ulm. Auch Malte Mohr, der die deutschen Meisterschaften von 2010 bis 2012 gewann, klagt nach einem Bandscheibenvorfall noch über Trainingsrückstand. „Ich gehe nicht von meinem vierten DM-Titel in Folge aus. Da müssen die anderen schon patzen“, sagte er.

Der leichte Favorit heißt also Holzdeppe. Der Olympia- und EM-Dritte war in Lausanne als Zweiter hinter dem Griechen Konstantinos Filippidis auch der beste von insgesamt vier Deutschen. „5.62m in Lausanne. Platzierung ist ok, aber am Samstag in Paris soll es höher gehen“, twitterte der 23-Jährige danach.

Was im ersten Moment nach einer Mehrfachbelastung klingt, wird aus Sicht der deutschen Top-Athleten verständlich. Stars wie Diskuswerfer Robert Harting, Speerwerferin Christina Obergföll oder auch Holzdeppe brauchen die deutschen Meisterschaften am Samstag und Sonntag nicht, um noch die Qualifikationsnorm für die WM vom 10. bis 18. August in Moskau zu erfüllen. Sie nutzen vielmehr die Gelegenheit, in der lukrativen Diamond League noch einmal gutes Geld zu verdienen und sich mit der internationalen Spitze zu messen.

So treten auch Obergföll und Harting am Samstagabend noch einmal im Stade de France an, ehe sie nach Ulm weiterreisen. Die Speerwerferin hat die ersten drei Wettbewerbe in der Diamond League gewonnen, sie kann sich in Paris vorzeitig den Gesamtsieg in ihrer Disziplin und damit eine Zusatzprämie von 40 000 Dollar sichern. „Ich bin seit langem so gesund wie nie“, meinte die 31-Jährige. „Ich bin topfit. Ich möchte natürlich auch deutsche Meisterin werden, keine Frage. Alles andere wäre vermessen nach den Leistungen.“

Nur Harting hat sich kurz noch einmal die Frage gestellt, ob seine Wettkampf-Planung denn so glücklich war. Vor einer Woche kassierte der Weltmeister und Olympiasieger in Ostrau eine völlig überraschende Niederlage gegen seinen deutschen Landsmann Martin Wierig. Auf das Wiedersehen am Sonntag in Ulm angesprochen, meinte er: „Das wird nicht einfach nach dem Wettkampf in Paris. Ich muss aufpassen, dass er mir nicht noch einmal so einen vorkoffert.“

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