Hartings Siegesserie gerissen - Malachowski fast 72 m

Hengelo (dpa) - Robert Harting ist doch zu schlagen! Nach 35 Siegen riss die Serie des Diskus-Olympiasiegers am Samstag beim World Challenge Meeting im niederländischen Hengelo.

Der Pole Piotr Malachowski, der dem Berliner bei der Europameisterschaft 2010 auch die letzte Niederlage zugefügt hatte, schleuderte die Scheibe auf 71,84 Meter - die fünftbeste jemals erzielte Weite der Leichtathletik-Geschichte. Harting kam auf ebenfalls starke 69,91 Meter, ärgerte sich aber mehr über seine Weite als über das Ende seiner Erfolgsserie. „Ich bin traurig, wirklich traurig, dass ich die Bedingungen nicht nutzen konnte“, sagte der 28-Jährige.

Seit seinem Triumph bei der Heim-WM 2009 in Berlin war Harting vom Erfolg verwöhnt worden. Nur Malachowskis Sieg 2010 in Barcelona war in den vergangenen Jahren - abgesehen von gesundheitlichen Problemen - ein Rückschlag für den sensiblen 2,01-Hünen. 2011 in Daegu/Südkorea verteidigte er seinen WM-Titel, 2012 folgte in Helsinki der erste EM-Titel und dann erkämpfte er sich in London die so ersehnte olympische Goldmedaille und zerriss wieder einmal vor den Kameras sein Trikot. Eine Geste, die längst zu seinem Markenzeichen geworden ist.

Mit der gestiegenen Erwartungshaltung konnte Harting bislang gut umgehen, spurlos an ihm vorübergegangen ist sie nicht. „Dankenswerterweise vorbei“ seien nun die Diskussionen und Schlagzeilen um seine Serie. „Ich bin auch ein bisschen froh darüber.“ Viel fehlte allerdings nicht und Harting hätte den Rekord von 37 Siegen hintereinander von Virgilius Alekna erreicht. Der 41-Jährige aus Litauen hat Harting allerdings auch noch einen Olympiasieg voraus.

Nach Silber bei der WM 2009 und bei Olympia 2008 kann Malachowski nun Ansprüche für die Titelkämpfe im August in Moskau anmelden. Harting hat anscheinend nichts dagegen, die Favoritenrolle erstmal los zu sein. „Piotr ist natürlich haushoher Favorit für die WM“, sagte er nach der Niederlage in Hengelo, schickte aber gleich eine Kampfansage hinterher: „Ich bin auf jeden Fall wieder motiviert, richtig weit zu werfen.“ Seine persönliche Bestweite vom vergangenen Jahr steht bei 70,66 Meter. Mit seinem Landesrekord und dem ersten 70-Meter-Wurf seiner Karriere hat Malachowski Harting erstmal übertrumpft.

„Es waren sehr gute Bedingungen, fast Weltrekord-Wetter“, meinte Harting. „Daher ist es schade, dass ich einen Wurf deutlich über 70 Meter nicht stehen konnte. Es ist aber keine Schande hinter so einer starken Leistung Zweiter zu werden.“ Mit seinen 71,84 Metern steht Malachowski in der ewigen Bestenliste nun auch vor dem fünffachen Weltmeister Lars Riedel; der Chemnitzer kam 1997 auf 71,50.

„Das ist natürlich eine Überraschung, aber im Training war ich schon nahe an den 70 Metern. Ich bin diesem Wurf jetzt drei Jahre hinterhergejagt, und wir hatten heute perfekte Bedingungen“, sagte der Sieger von Hengelo und meinte grinsend: „Gestern gab's kein Bier für mich, aber heute? Vielleicht, ja.“ Vom umstrittenen Uralt-Weltrekord des Schweriners Jürgen Schult - seine Bestmarke von Neubrandenburg 1986 steht bei 74,08 Metern - ist aber auch Malachowski noch ein gutes Stück entfernt.

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