Fernduell mit Bolt: Sprintstar Gay weiter in Top-Form

Lausanne (dpa) - Im Vergleich zum großen Showstar Usain Bolt sehen die Siegesfeiern bei Tyson Gay bescheidener aus. Der Weltjahresbeste über 100 Meter streckte in Lausanne nur seinen rechten Zeigefinger aus.

Dabei war er gerade zum dritten Mal in dieser WM-Saison eine herausragende Zeit gelaufen.

9,86 Sekunden in Kingston, 9,75 bei den US-Meisterschaften, jetzt 9,79 beim Diamond-League-Meeting am Genfer See: Das sind fünf Wochen vor Beginn der Leichtathletik-WM die Kampfansagen des Amerikaners in diesem Fernduell mit Bolt. Der Olympiasieger und Weltrekordhalter aus Jamaika ist bislang nur mit einer Zeit von 9,94 Sekunden in der Weltjahresbestenliste vermerkt. Er wird am Samstag in Paris versuchen, eine Antwort auf Gays herausragende Form zu geben. Auch wenn er im Stade de France nur über 200 Meter starten wird.

„Das fühlt sich gut an. Ich bin zufrieden mit der 9,79“, sagte Gay gewohnt zurückhaltend. Der Weltmeister von 2007 ist bekannt dafür, seine Botschaften an Bolt lieber auf der Bahn und selten bis nie verbal zu formulieren. Und so erinnerte er auch in Lausanne noch einmal an seine Leidenszeit in den vergangenen drei Jahren, als er aus Verletzungsgründen kaum einmal in der Lage war, Zeiten wie in dieser Saison zu laufen. „Der Schlüssel zum Erfolg ist auf diesem Level, konstant und gesund zu sein“, meinte der 30-Jährige vor dem Rennen. „Es war körperlich und mental sehr hart, in den vergangenen drei Jahren ständig verletzt zu sein. Jetzt habe ich keine Schmerzen, aber auch keine Ausrede mehr, Usain nicht zu besiegen.“

Für seine Verhältnisse war das wirklich schon so etwas wie eine Kampfansage. Aber Gay fing seine Worte schnell wieder ein. „Die WM in Moskau ist in diesem Jahr mein Hauptziel. All diese Rennen vorher dienen nur der Vorbereitung darauf“, sagte er. „Vor allem hoffe ich aber, dass in Moskau jeder Athlet gesund sein wird. Wir alle wissen, wie stark Usain bei großen Meisterschaften ist. Ich werde dort mein Bestes geben und sehen, was dabei herauskommt.“

Das Selbstvertrauen von Bolt ist da schon deutlich stärker ausgeprägt. Der Superstar aus Jamaika hatte bislang große Probleme, in dieser Saison in Tritt zu kommen. Aber als er am Mittwoch in Paris aus dem Flugzeug stieg, sagte er wie selbstverständlich: „Ich bin wirklich in einer großartigen Form. Ich fühle mich von Lauf zu Lauf besser. Ich hoffe auf ein starkes Rennen am Samstag. Mit Blick auf die Weltmeisterschaften brauche ich einige Top-Rennen, um zu sehen, wo ich selbst und wo ich im Vergleich zu den anderen stehe.“

Der 26-Jährige wird im Stade de France über 200 Meter laufen, wo er eigentlich deutlich stärker einzuschätzen ist als Gay. Aber selbst auf seiner Lieblingsstrecke nahm ihm der Amerikaner vor zwei Wochen bei den US-Trials die Weltjahresbestzeit weg. 19,74 Sekunden - diese Marke will Bolt am Samstagabend unterbieten. Als Antwort auf Gay. Als Konter nach dessen Erfolg in Lausanne. Alles entscheiden wird sich allerdings erst zwischen dem 10. und 18. August in Moskau. Dann wird aus diesem Fernduell endlich ein direktes.

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