Dieter Baumann: Der „Weiße Kenianer“ und die Zahnpasta-Tube

Dieter Baumann, einer der erfolgreichsten deutschen Leichtathleten, setzt heute auf Lacher statt auf Langstrecken.

Dieter Baumann: Der „Weiße Kenianer“ und die Zahnpasta-Tube
Foto: Witters

Düsseldorf. Was fällt Ihnen ein, wenn Sie den Namen Dieter Baumann hören? Genau: Das war doch der mit der Zahnpasta. Und wenn es dann Klick gemacht hat, ergänzen die meisten: Olympiasieger über 5000 Meter in Barcelona 1992. „Die Sache mit der Zahnpasta gehört zu meiner Vita. Ich gehe nicht auf dem Mond spazieren, sondern auf der Erde“, sagte Baumann einst in einem Interview.

Aber der heute 49-Jährige ist eben nicht nur der „Zahnpasta-Mann“, sondern vor allem einer der erfolgreichsten deutschen Leichtathleten. Er gewann 40 nationale Meistertitel, hält nach wie vor die deutschen Rekorde über 3000, 5000 und 10 000 Meter. In Seoul 1988 gewann er die Olympische Silbermedaille.

Und 1992 folgte der größte Tag seiner Karriere: „Da ist die Lücke, Dieter lauf!“, schreit ARD-Reporter Dieter Adler ins Mikrofon. Und Dieter läuft — zu Gold. Baumann ist plötzlich ein Star. Der „Weiße Kenianer“.

Bis 1999. Baumann wird positiv auf das Anabolikum Nandrolon getestet, beteuert stets seine Unschuld. Der Stoff wird in seiner Zahnpasta nachgewiesen. „Das hat man mir untergejubelt, auch wenn ich bis heute nicht sagen kann, wer es gewesen sein könnte“, sagte Baumann.

Viele Dopingexperten glauben seine Version. Der Dopingkritiker Werner Franke erklärte 2006 in einem Spiegel-Interview, dass er die Funde für einen Anschlag halte: „Baumann hat sich sehr für den Kampf gegen Doping engagiert. Seine Zahnpastatuben waren verseucht, erwiesenermaßen eine alte Stasi-Methode.“ Doch der Weltverband sperrt ihn bis 2002 — trotz eines Freispruchs in Deutschland. Jetzt ist er der „Zahnpasta-Mann“. Er wird 2002 noch einmal Vize-Europameister über 10 000 Meter. Dann ist die Lauf-Karriere vorbei.

Aber nur im Leistungssport. Denn ohne Laufen kann Baumann nicht. Er trainiert Leichtathleten und lauft nach wie vor selbst. Bei Volksläufen, Rennen und auf der Bühne auch zur Hochform auf. 2009 wird aus dem Vortragsreisenden Baumann, der sich selbst als Lebensläufer bezeichnet ein Kabarettist. Sein aktuelles und drittes Programm heißt: „Dieter Baumann, die Götter und Olympia“.

Auf der Bühne schwäbelt sich Baumann kurzweilig alle Anekdoten und Geschichtchen aus seiner aktiven Zeit von der Seele. Natürlich dürfen auch Olympia-Sieg und Zahnpasta-Affäre nicht fehlen. Wobei Baumann sagt: „Mein Programm geht zwei Stunden und davon ist die Zahnpasta vielleicht für fünf Minuten ein Thema. Ich könnte sogar noch viel länger das Thema behandeln, aber eigentlich wollen das die Leute gar nicht unbedingt.“ Ein Leichtathlet als Kabarettist? Läuft!

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