Bauer fand Sprint-Frau: Covergirl Verena Sailer

Leipzig (dpa) - Auf dem Plakat der Meisterschaften glänzt sie schon wieder, doch die Rolle des Covergirls liegt Verena Sailer eigentlich gar nicht. Europas Sprintkönigin hat trotz EM-Gold und Sport-Bambi die Bodenhaftung nicht verloren.

Laufen liegt ihr mehr als reden.

Außerdem lief das Training für die Hallensaison nicht optimal, Verletzungen und Rückenschmerzen bremsten ihren Tatendrang. Deshalb sieht sich Deutschlands „Leichtathletin des Jahres“ bei den Titelkämpfen am Wochenende in Leipzig nicht als Favoritin im 60-Meter-Sprint. Auch von den neuen superleichten High-Tech-Spikes kann sie in der Arena Leipzig keine Wunderdinge erwarten.

„Meine Stärke sind ja gerade die letzten 40 Meter, der Schlussspurt auf den 100 Metern. Da muss man also differenzieren. Von einer Favoritenrolle über 60 Meter in der Halle kann man da nicht sprechen“, sagte 100-Meter-Europameisterin Sailer in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Dennoch freut sie sich auf Leipzig, sie hat sich schließlich bewusst für die Hallensaison entschieden. „Jede deutsche Meisterschaft ist wichtig. Deshalb gehe ich auch mit dem notwendigen Enthusiasmus und Ehrgeiz an den Start. Ich laufe total gern in der Arena“, versichert die 25-Jährige aus Mannheim.

Dass sie überhaupt so flott läuft und nicht turnt oder springt, verdankt Europas schnellste Frau einem Mann: Valerij Bauer. Vor zehn Jahren fanden sich Sportlerin und Trainer, damals noch in Kempten im Allgäu. Aus der Turnerin und Weitspringerin („In der Jugend bin ich irgendwann mal 5,90 Meter gesprungen“) wurde am 29. Juli 2010 in Barcelona eine strahlende Sprint-Europameisterin.

Verena Sailer und Valerij Bauer - aus der Zweckgemeinschaft auf Probe ist in einem Jahrzehnt fast eine Symbiose geworden. „Ja, das ist ein sehr familiäres Verhältnis mit meinem Trainer und seiner Frau, die ja meine Physiotherapeutin ist“, berichtet Sailer. „Ein Vertrauensverhältnis. Ich habe ihm viel zu verdanken. Ohne meinen Trainer hätte ich meinen Weg sicher nicht so beschritten wie ich es bis heute getan habe.“

Bauer fand Frau - ein Zufall hat den Trainer aus Kirgistan und die junge Leichtathletin aus Bayern damals zusammengeführt. In Kempten wurde eine Übungsleiterstelle frei, und Valerij Bauer stieg dankbar ein. Schnell wurde er auf das talentierte Fräulein Sailer aufmerksam, mit dem Kennenlernen und den Fortschritten dauerte es dann. „Das hat sich langsam entwickelt.“ War aber erfolgreich: “Mit jedem Jahr haben sich die Grenzen bei Verena weiter nach vorn geschoben“, sagt Bauer.

Bei 11,10 Sekunden ist Sailer angekommen, ihre goldene Barcelona-Zeit dürfte indes nicht das Ende der Fahnenstange sein. Um exakt 1,03 Sekunden hat sie sich in einem Jahrzehnt über 100 Meter verbessert. Bauer baut auf ihre Stärken. „Ihr Wille, ihr Kopf, sie kann sich richtig gut auf einen Wettkampf konzentrieren.“ Und die Schwächen? Bauer überlegt lange: „Wir arbeiten an der Startphase.“

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