Leichtathletik EM: „Zorro“ de Zordo liebt Pizza und Spaghetti

Ein Nobody aus Saarbrücken gewinnt Silber in Barcelona und fordert: „Ball flach halten.“

Barcelona. Keine Ahnung, ob es Matthias de Zordo mit Schiller hält. Es sah jedenfalls ein wenig so aus wie in der "Bürgschaft" des deutschen Dichterfürsten: "Ich sei, gewährt mir die Bitte, in Eurem Bunde der Dritte." Zwischen den beiden Dauerrivalen und Speerwurf-Ikonen Andreas Thorkildsen (Norwegen) und Tero Pitkämäki (Finnland) drohte der 22-Jährige aus Saarbrücken bei der Europameisterschaft in Barcelona zerrieben zu werden.

Aber der deutsche Meister hielt dem Druck stand: Platz zwei im Speerwurf. Sensationell, glaubten die einen, erwartungsgemäß die anderen. Matthias de Zordo sorgte jedenfalls für die erste deutsche Silbermedaille in dieser Disziplin. 2002 und 1998 hatten Boris Henry und Raymond Hecht jeweils Bronze geholt.

Der 1,90 m große und 97 kg schwere Kraftprotz steigerte seine Bestmarke (84,38) auf nun 87,81 Meter im zweiten Versuch. "Man darf da gar nicht so viel nachdenken. Superschnell anlaufen und draufdreschen", beschreibt er später und lächelt. "Manchmal bin ich eben der etwas grobere Typ." Im Sport vielleicht, denn in seiner Freizeit widmet sich der Sportsoldat den schönen, filigranen Dingen des Lebens und malt.

Früher hat er Handball gespielt, ehe er zum Speerwurf kam. Seine Wurfkraft hat er sich möglicherweise ebendort geholt. Auf jeden Fall hat der Mann eine gewaltige "linke Klebe".

Dass er in die Zweikampfmühlen des späteren Siegers Andreas Thorkildsen (88,37m) und Tero Pitkämäki (86,67m) geriet, war dem Saarbrücker im Wettkampf gar nicht so bewusst. Die beiden dominieren den Sport seit geraumer Zeit, ihre Duelle gehören in Finnland wie in Norwegen, wo Speerwurf jeweils einen herausragenden Stellenwert hat, zu den ganz großen Spektakeln.

Und in diese Phalanx dringt nun ein Nobody ein. "Ball flach halten. Wir sind deshalb noch lange keine Speerwurf-Großmacht", dämpft "Zorro", wie de Zordo, wen wundert’s, mit Spitznamen heißt. Sein Großvater Giacomo war Italiener, der nach Deutschland kam, der Vater wurde in Deutschland geboren. Das einzige Italienische am 22-Jährigen sei bis auf seinen Namen seine Vorliebe für Spaghetti und Pizza, erzählt er.

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