Leichtathletik: Die sprungbereite Tigerin

Mit den Eigenschaften ihres Lieblingstieres will Ariane Friedrich ihre Rivalin Blanka Vlasic hinter sich lassen.

Frankfurt. Ariane Friedrich macht Urlaub von der Matte. Was nicht heißt, dass Deutschlands derzeit beste Hochspringerin trainingsfrei hat. "Wenn ich nur einen Tag aussetze, dann habe ich ein schlechtes Gewissen, das reicht von hier bis zum Himalaya", sagt die 25-Jährige.

Sie hat gelernt, sich zu disziplinieren. "Ich finde es unglaublich, wie ich mich als Sportlerin und als Mensch entwickelt habe. Man kann unheimlich viel schaffen mit guter Planung und Organisation."

Der Spagat zwischen Hochleistungssport und Studium hat die gebürtige Thüringerin speziell in den vergangenen Wochen enorm gefordert. Kurz vor Weihnachten legte sie ihre letzte schriftliche Klausur auf dem Weg zur Polizeikommissarin ab. Im Januar folgen noch drei mündliche Prüfungen. Danach will sie ihr Ziel, Hundeführerin zu werden, weiterverfolgen.

Wobei der Hochsprung bis zu den Olympischen Sommerspielen 2012 ganz oben auf der Liste steht. Mindestens bis London in zweieinhalb Jahren wird Günter Eisinger an Ariane Friedrichs Seite sein. Der erfahrene Trainer, der früher Heike Henkel, Alina Astafei oder Gerd Nagel betreute, ist eng verbunden mit dem Höhenflug der jungen Frau von Eintracht Frankfurt. "Mein Coach ist ein Glücksfall, auch weil er das passende Umfeld für mich geschaffen hat", sagt die Athletin, die um die Bedeutung ihres größten Förderers weiß.

Ob die beiden das zurückliegende Traumjahr mit persönlicher Bestleistung in der Halle (2,05 m), Gold bei der EM in Turin, der Siegesserie bei den Freiluft-Meetings und dem Höhepunkt mit dem neuen deutschen Rekord (2,06 m) beim Istaf in Berlin toppen kann, will die in Kelsterbach bei Frankfurt lebende Hochspringerin nicht versprechen.

"Aber ich werde versuchen, früh in der Saison ein Zeichen zu setzen". Ariane Friedrich hofft intensiv auf eine Fortsetzung ihrer Erfolgsstory. Mit Druck weiß sie inzwischen umzugehen, vor den Welttitelkämpfen Mitte August im Olympiastadion stiegen die Erwartungen ins Unermessliche.

Dass es am entscheidenden WM-Tag Bronze statt Gold gab, enttäuscht Ariane Friedrich nicht, es motiviert sie eher. "Es war ein unglaublicher Wettkampf", sagt Friedrich. Ein ganz besonderes Erlebnis für die 25-Jährige war auch ihr Fernsehauftritt beim RTL-Jahresrückblick mit Günther Jauch. "Da durfte ich hinter den Kulissen sogar einen Tiger streicheln."

Ariane Friedrich ist immer noch ganz begeistert von der hautnahen Bekanntschaft mit ihrem Lieblingstier. "Angriffslustig und geschmeidig, das gefällt mir", sagt sie, verrät aber noch nicht, was anstelle ihres kleinen Tigeranhängers am Schuh in Zukunft zu ihrem Markenzeichen wird. "Beim ersten Wettkampf 2010 werde ich das Geheimnis lüften."

Der Start bei den Hessischen Meisterschaften Mitte Januar in Frankfurt-Kalbach steht noch nicht fest. Der erste von zwei Jahreshöhepunkten steigt vom 12. bis 14. März bei der Hallen-WM in Doha. "Den Stempel von Katar habe ich noch nicht in meinem Pass. Wenn ich hinfliege, dann will ich auch einen guten Wettkampf machen". Ariane Friedrich freut sich auf den möglichen Trip an den Persischen Golf.

Vom 27. Juli bis 1. August warten dann die Freiluft-Europameisterschaften in Barcelona. "Dort wird die Spanierin Ruth Beitia gefährlich sein", fürchtet die 1,79 Meter große Blondine. Dazu drei Russinnen sowie die Italienerin Antonietta di Martino. "Und natürlich Blanka", sagt Friedrich zum Duell mit Dauerkonkurrentin Vlasic. "Wir akzeptieren uns, werden aber sicher nie die besten Freundinnen. Das geht auf diesem Leistungsniveau nicht", sagt die Aufsteigerin 2009 vor dem Wiedersehen mit der Kroatin.

"Das wichtigste ist, dass ich Spaß habe", lautet ein weiteres Motto von Ariane Friedrich. "Der Urlaub von der Matte ist hoffentlich bald vorbei. Ich bin ein Wettkampftyp, und ein bisschen vermisse ich diese Atmosphäre schon." Die Tigerin ist bereit für neue hohe Sprünge.

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