Kritik an fehlenden Bluttests - „Sind die Doofen“

Dubai (dpa) - Der Schwimm-Weltverband FINA sorgt wieder einmal für Kopfschütteln im Kampf gegen Doping. Angeführt von Paul Biedermann kritisierten die deutschen Schwimmer fehlende Bluttests bei der Kurzbahn-WM in Dubai.

„Es ist immer dasselbe, was soll das? Wir verstehen nicht, warum die FINA das macht, wir sind nur die Doofen, die es abbekommen und erklären sollen“, sagte Biedermann. „Ich durchschaue die FINA gar nicht und finde es schade, dass es so ist“, pflichtete ihm seine pausierende Freundin Britta Steffen bei.

Zuvor hatte die FINA bekanntgegeben, erst bei der Langbahn-WM 2011 in Shanghai Bluttests durchzuführen und dies mit „logistischen Gründen“ erklärt. „Ich finde das eine blöde Ausrede, man wusste seit Jahren, dass die WM hier stattfindet“, sagte die 16-jährige Silke Lippok. Zuletzt hatte die FINA bei der WM 2005 bei Dopingtests auch Blutproben genommen.

Unterstützung erhielten die Athleten von der Präsidentin des Deutschen Schwimmverbandes (DSV). Christa Thiel erwartet vom Weltverband FINA bis 2011 die Durchführung von Bluttests. „Wir sollten uns daran halten, was bei Top-Veranstaltungen als Rahmenbedingung im Kampf gegen Doping angesehen wird“, sagte die Rechtsanwältin. Thiel ist auch Vorsitzende des FINA- Disziplinargerichts.

Die neu gewählte Vizepräsidentin des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) verwies darauf, dass der europäische Verband LEN bei der Kurzbahn-EM Ende November in Eindhoven in Zusammenarbeit mit der niederländischen Anti-Doping-Agentur Bluttests durchführen ließ. Die LEN hatte aufgrund mangelnder Bluttest bei der Langbahn-EM im August ebenfalls Kritik einstecken müssen. „Wir haben nach Budapest unverzüglich reagiert“, sagte Thiel, die auch LEN-Schatzmeisterin ist.

Die FINA hingegen focht Kritik während der Langbahn-WM 2009 an fehlenden Blut- und Trainingskontrollen nicht an. Durch Bluttests können Dopingvergehen auch noch Jahre später nachgewiesen werden. FINA-Generaldirektor Cornel Marculescu betonte jedoch, viele verbotene Substanzen wie EPO seien im Urin der Sportler besser nachweisbar.

Dabei ist der Wille der Schwimmer zum Aderlass groß, auch um dem Doping-Dauerverdacht zu begegnen. „Mein Blut können sie haben“, sagte US-Topschwimmer Ryan Lochte und der Berliner Benjamin Starke forderte sogar, alle Finalteilnehmer zu Bluttests zu verpflichten.

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