Klinsmann: Ich bin ein Kämpfer

Bundesliga: Nach der 0:1-Niederlage gegen den FC Schalke 04 spitzt sich die Lage für den Bayern-Trainer weiter zu.

München. Das Lächeln wirkte gequält. Jürgen Klinsmann saß nach dem 0:1 gegen den Schalke 04 auf diesem überdimensionierten Podium im Bauch des Münchner Stadions und musste sich fühlen wie ein Angeklagter. Vor ihm rund hundert Journalisten, die Fragen an ihn hatten. Wie er sich seine weitere Zukunft in München vorstelle? Ob er noch die richtige Ansprache an seine Mannschaft finde? Und ob er überhaupt noch der Richtige sei für das Amt des Trainers beim FC Bayern?

"Ich bin Kämpfer und mache das Ding weiter. Die Stimmung stimmt intern", brachte Klinsmann zu seiner Entlastung vor. Es sollte kämpferisch klingen, aber seine Stimme hörte sich dabei dünn und brüchig an. Unterstützung erhält er von den Klub-Verantwortlichen jedenfalls nicht. Manager Uli Hoeneß’ Kopf hatte nach Spielschluss wieder diese ungewöhnlich leuchtend rote Farbe angenommen, die für seine Angestellten in der Folge nichts Gutes verheißt.

Präsident Franz Beckenbauer merkte zumindest etwas an, auch wenn es wenig charmant und ermutigend für den Bayern-Trainer war: Im kommenden Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach müssten die Bayern schon gewinnen. "Sonst wird es auch für Jürgen Klinsmann eng", sagte Beckenbauer. Die Bayern-Verantwortlichen verweigern ihm die Unterstützung, so als hätten sie den 44-Jährigen bereits aufgegeben.

Im Umfeld des Klubs hält sich hartnäckig die These, dass das Urteil über den Trainer längst gefallen ist. Spätestens nach dem Saisonende tritt es in Kraft, und Jürgen Klinsmann ist dann nicht mehr Trainer des FCBayern München - so wird dort vermutet. Der zwar engagierte aber meist konzeptlose Auftritt seiner Mannschaft sorgte erneut für "Klinsmann-raus"-Rufe im Stadion. Der Trainer versuchte später zwar noch, die mathematische Möglichkeit des Titelgewinns aufzuzeigen, mittlerweile scheint er sich auch mit dem Gedanken an weniger angefreundet zu haben. "Wenn es mit dem Titel nicht geht, dann bin ich auch mit dem zweiten Platz zufrieden. Der berechtigt ja auch zur Teilnahme in der Champions League." Für einen Freispruch wird dies aber wohl kaum ausreichen.

Die Schalker reiten dagegen im Augenblick auf einer Erfolgswelle. Schließlich hatte das 1:0 beim Rekordmeister nach dem Treffer von Halil Altintop die Aura eines besonderen Spiels, von denen eine Mannschaft in einer Saison meist nur sehr wenige erlebt. Rein statistisch betrachtet war es der vierte Sieg in Folge unter dem Trainertrio Mike Büskens, Youri Mulder und Oliver Reck und die Mannschaft ist weiter im Rennen um die Qualifikation für die internationalen Plätze.

Doch abseits der statistischen Werte hatte der Tag weit mehr zu bieten. Und nicht zuletzt Manuel Neuer hatte versucht, diesen für Schalker schon traditionell besonders wertvollen Sieg bei den ungeliebten Münchnern einen zusätzlichen symbolischen Wert zu verleihen. "Damals stand ich als Fan auf dem Rasen des Parkstadions und habe was Schlimmes erlebt", sagte Neuer. "Das sollte ein wenig Genugtuung für die Schalke-Fans sein."

Doch die Westfalen bewegt vielmehr der Blick in die nahe Zukunft. Und auch hier geht es um die Trainerfrage. "Ich denke, man sucht auf Schalke die ganz, ganz große Lösung", sagte Mike Büskens nach dem Spiel. Aufsichtsratschef Clemens Tönnies will diese nach dem Saisonende am 23. Mai bekannt geben, dazu dann auch einen Manager präsentieren. Büskens wird diese Trainerlösung dann wohl nicht heißen. "Aber das ist doch auch in Ordnung", sagte der Interimstrainer.

Weitere Bilder zu Klinsmann sehen sie im Internetauftritt unserer Zeitung.

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