Jupp Heynckes — der Mahner

Bayern-Trainer vom Punkt-Vorsprung unbeeindruckt.

Düsseldorf. Jupp Heynckes ist verschnupft. Weniger über das 1:1 gegen seinen Ex-Klub Borussia Mönchengladbach am letzten Hinrunden-Spieltag. Seine Schleimhäute verweigern den Dienst — keine Weihnachtsfeier am Samstag, keine Pressekonferenz vor dem letzten, dem 54. Pflichtspiel des deutschen Rekordmeisters, heute in Augsburg. Aber alles andere als ein Weiterkommen ist ausgeschlossen. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sagt: „Wir müssen ins Viertelfinale kommen.“

Der FC Bayern ist eben ein Meister der Superlative. Und unterhält dennoch einen Chef-Mahner und Cheftrainer in einer Person — Jupp Heynckes. Der Trainer-Oldie der Liga rechnet gerne eigenwillig, neun Punkte in der Meisterschaft reichen ihm nicht aus.

Bei 16 wäre das anders. 16 Punkte sind Heynckes’ interne Maßzahl, weil der FC Bayern in der vergangenen Saison gegenüber Konkurrent Dortmund zuerst acht Zähler vor, später acht Punkte zurück lag. Keine Titel, dafür Frustbewältigung en gros. „So ein Jahr, voller Emotionen, gab’s bei Bayern noch nie“, sagte Heynckes.

Der 67 Jahre alte Cheftrainer kann sich dennoch auf eine besinnliche Weihnachtszeit einstellen. Unter der Woche bezieht er sein Zuhause in Schwalmtal bei Mönchengladbach. Natürlich feiere er wie fast jeder. „In Ruhe. Bei der Familie, mit den Tieren.“ Und auf Drängen gab er sogar preis, was es zu Essen gibt: „Natürlich Rheinischen Sauerbraten.“

Über seine Absichten in der kommenden Spielzeit hingegen schweigt sich der Fußball-Lehrer beharrlich aus. „Sie müssen sich schon bis Ende März gedulden“, sagte Heynckes, der bedacht darauf ist, keinen Zweifel aufkommen zu lassen, dass er die Zügel straff in der Hand hält. Vor fünf Jahren läutete ein rotationsbedingter lascher Auftritt seiner Schutzbefohlenen das Ende von Ottmar Hitzfeld im Uefa-Pokal gegen Bolten (2:2) ein.

Rummenigge raunzte seinerzeit: „Fußball ist keine Mathematik.“ Der gelernte Mathematik-Lehrer Hitzfeld nahm’s persönlich. Sechs Monate später trennte man sich. Die Zeiten aber ändern sich bekanntlich.

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