Julia Sahin: Ein Sonnenschein im Boxring

Die Betriebsschlosserin will am Samstag in Düsseldorf den WM-Titel holen. Ihr Arbeitgeber gibt ihr bezahlten Sonderurlaub.

Düsseldorf. Kaum zu glauben, dass Julia Sahin auf die Figur achten muss. Die 32-Jährige ist der lebende Beweis für den Spruch: "Kein Gramm Fett zu viel". Die sandfarbene Haut spannt sich glatt und geschmeidig über Knochen und Muskeln. Trotzdem war die Boxerin im vergangenen Jahr beim Ernährungsberater. Schließlich will sie am Samstag in Düsseldorf für Universum den Weltmeister-Titel (WIBF-Version) gegen die Russin Anastasia Toktaulova erstreiten. Endgültig erstreiten, muss man sagen. Zwar hat die Kölnerin einen Gürtel, doch nur "interimsweise". Toktaulova konnte ihren Titel seit Oktober 2005 (unverschuldet) bisher nicht verteidigen, so dass Sahin durch den Sieg gegen Cathy Brown Interimsweltmeisterin wurde und ihren "Titel" gegen Marylin Hernandez im September verteidigte. Jetzt kommt die echte Weltmeisterin. "Und nur um diesen Titel geht es", sagt Sahin vor ihrem bisher wichtigsten Kampf. Deshalb der Gang zum Ernährungsberater, der beim Blick auf ihren Fettanteil die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen habe. Pizza und Döner sind seitdem verboten. Erlaubt sind nur noch Vollkornbrot, Reis, Fisch und Gemüse. Alles ohne Soße - natürlich. "Jetzt muss ich alles essen, was nicht schmeckt", sagt Julia Sahin und setzt das Lächeln auf, was ihr den Spitznamen "Sonnenschein" eingebracht hat. "Wenn sie da ist, geht die Sonne auf und bleibt oben", sagt Jean-Marcel Nartz, Technischer Leiter beim Universum-Boxstall.

Die 32-jährige Kölnerin ist seit vier Jahren Profi-Boxerin bei Universum

Das sonnige Gemüt konnte ihr selbst der drei Jahre ältere Bruder Erkan nicht vermiesen, der seine Kickbox-Kampftechniken früher an ihr ausprobierte. Das würde er heute nicht mehr wagen. Als 17-Jährige stieg Julia Sahin beim Kickboxen ein, als 21-Jährige war sie erstmals Weltmeisterin, wechselte anschließend zum Boxsport.

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