Johnny Weissmüller: Keiner war schneller, keiner schrie lauter

Olympia: Johnny Weissmüller gewann fünf Mal Gold im Schwimmen und machte dann Karriere als Schauspieler.

Düsseldorf. Seinen Grabstein in dem mexikanischen Ferienort Acapulco zieren nur wenige Worte: "Johnny Peter Weissmuller, Tarzan, 1904-1984". Es scheint, als liege hier nicht nur der Mensch Weissmüller, sondern auch der Held aus dem Dschungel. Der sich von Liane zu Liane schwang, der markerschütternde Schreie vollführte, der sich in die schüchterne Jane verliebte.

Die Rolle des Tarzan war Weissmüller auf den Leib geschrieben. Er war muskulös gebaut, sah gut aus, und er musste nicht viel reden. "Ich Tarzan, Du Jane" - viel mehr brauchte es nicht. "Lange Dialoge waren für diesen ersten Tonfilm nicht notwendig", erzählte er. "Das Publikum verzieh mit meine Schauspielerei, weil es wusste, dass ich ein Athlet war."

1932 stand er erstmals in "Tarzan, der Affenmensch" im Lendenschurz vor der Kamera und später noch elf weitere Male, bis 1948. "Ich ging in den Dschungel mit fünf Goldmedaillen, und heraus kam ich mit zehn Tonnen Gold", sagte Weissmüller. Seine Schwimmkarriere war das Sprungbrett nach Hollywood.

Weissmüller, geboren 1904 in Freidorf in der Region Banat (Österreich-Ungarn), das heute zu Rumänien gehört, wanderte als sieben Monate altes Kind mit seinen Eltern in die USA aus und wuchs in Winbar/Pennsylvania auf. Dort änderten seine Eltern seinen Namen von János Weißmüller in Peter John Weissmuller. Nicht nur in Deutschland ist er jedoch als Johnny Weissmüller populär geworden.

Nachdem seine Familie nach Chicago gezogen war, lernte er in einem Viertel aus Landsleuten das Jodeln - die Grundlage für seinen späteren Tarzan-Schrei. Weil er schwächlich und häufig krank war, begann er auf Empfehlung seines Arztes mit dem Schwimmen. Die Ärzte hätten seinem Sohn keine 30 Lebensjahre gegeben, sagte Vater Peter Weissmüller später einmal.

Johnny, der mit zwölf Jahren die Schule abgebrochen und sich als Page und Liftboy durchgeschlagen hatte, wurde als 16-Jähriger entdeckt und schon ein Jahr später erstmals US-Meister über 50 Yards. 1922 war er der erste Mensch, der über 100 Meter Freistil unter einer Minute blieb (58,6Sekunden).

Bei den Olympischen Spielen 1924 in Paris gewann er dreimal Gold (100 Meter und 400 Meter Freistil, 4x200Meter Freistil-Staffel). Außerdem holte er die Bronzemedaille mit dem amerikanischen Wasserball-Team. 1928 in Amsterdam wiederholte Weissmüller, der von sich sagte, dass er nicht täglich trainiere, seine Siege über 100Meter Freistil und in der Staffel. In seiner Karriere stellte er 51offizielle Weltrekorde auf. Wie viele es tatsächlich waren, ist ungewiss, weil er es oft versäumte, die Rekordprotokolle einzureichen.

Zwei Jahre versuchte er sich als Trainer. Dann rief Hollywood. Drei Millionen Dollar soll er allein durch seine Tarzan-Filme verdient haben. Auch mit der Serie Jungle Jim (1948-1956) scheffelte er Geld am Fließband. Fünf Mal war er verheiratet, außerdem in zahlreiche Beziehungen verstrickt. So wurde ihm auch ein Verhältnis mit Diva Greta Garbo nachgesagt. Sein Geld jedoch zerrann ihm zwischen den Fingern. Ende der 50er Jahre war er pleite, landete schließlich als Grüßonkel im Ceasar’s Palace in Las Vegas.

Nach Deutschland kam Weissmüller noch einmal zu den Olympischen Spielen 1972. Bekannt wurde die Szene im ZDF-Sportstudio, als die alte Affendame Cheehtah seiner Gattin Maria Baumann die üppige blonde Perücke vom Kopf riss. 1978 erlitt er einen Schlaganfall. Veramt, geistig umnachtet und zum Skelett abgemagert, starb Johnny Weissmüller am 20. Januar 1984 in Acapulco. Und mit ihm der Dschungelheld.

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