Jan Schindelmeiser: Der Schattenmann

Hoffenheims Manager Jan Schindelmeiser drängt es nicht in die erste Reihe. Motto: Distanz halten, hart arbeiten.

Sinsheim. Jan Schindelmeiser im Hoffenheimer Trainingslager in Leogang zu erleben, war ein Erlebnis. Der Manager von 1899 Hoffenheim steckte in kurzen Hosen, ein bisschen wirkte er vor der Alpenkulisse des Salzburger Landes wie ein Pauschaltourist im Urlaub.

Zeit, ein bisschen durchzuschnaufen fand der 45-Jährige im Trainingslager. "Und für Dinge, die im vergangenen Jahr liegen geblieben sind", sagt er.

Es ist viel passiert in diesem ersten Jahr in Liga eins. Seit drei Jahren leitet Jan Schindelmeiser das erfolgversprechendste Start-Up-Unternehmen im deutschen Fußball. Bis zum vergangenen Winter gab es nur eine Richtung.

Und dann stürzte Hoffenheim vom Gipfel im Dezember mit der Herbstmeisterschaft bis zum Mai hinab zur Mittelstation mit Platz sieben. "Es gab doch damals überhaupt keine Steigerungsmöglichkeiten mehr, sondern nur noch eine mögliche Richtung - bergab. Das ist Naturgesetz, wenn du ganz oben bist", sagt Schindelmeiser.

Authentisch zu sein, das ist sein Ziel. Nach Bundesliga-Spielen, wenn er häufig mehr als 45 Minuten lang im Bauch der Stadien der Republik steht, beantwortet er auch die 136. Reporter-Frage noch mit Geduld. Während viele im Fußball mit vielen Worten wenig sagen, vertritt Schindelmeiser das Gegenteil.

Manchmal charakterisiert das persönliche Motto einen Menschen ganz gut. "Im Erfolg bescheiden, und in der Niederlage trotzdem auch selbstbewusst sein", sagt er. Genau das setzt er um, auch in einer Saison, die geprägt von Extremen war. Vom Boulevard in den Himmel gehoben, später in die Hölle geschickt.

Das hat ihn gestört. "Distanz wird mir häufig als Arroganz ausgelegt", sagt er. Auf viele wirkt das kühl. Der gebürtige Flensburger kann damit leben. Distanz ist ihm wichtig. Nach außen wirkt er wie das emotionale Gegengewicht zu Trainer Ralf Rangnick, der leidet, jubelt, tobt, schreit. Von Schindelmeiser gibt es solche Bilder nicht. "Der Trainer ist dichter an der Mannschaft, da muss er mit den Emotionen spielen", sagt er.

Distanz halten, das gilt auch gegenüber den Medien. Zumindest was das Private anbelangt. "Von mir werden Sie nie irgendwo eine Homestory lesen", sagt er. Lieber stürzt er sich in die Arbeit. Schindelmeiser lebt Fußball, er ist Hoffenheims Baumeister. "Ich kenne keine Trennung zwischen Privatem und Beruflichem."

Vor vier Jahren starb seine Frau Bettina an Krebs. Das hat die Prioritäten verschoben. "Die Familie würde zu kurz kommen, wenn man den Job so lebt, wie ich es in den letzten Jahren gemacht habe", sagt er. Er war viel unterwegs, um am Hoffenheim der Saison 2009/2010 zu basteln. "Meine Aufgabe ist es, dass wir auch in zwei Jahren noch Spiele gewinnen", sagt er.

16 Millionen Euro wurden im Sommer ausgegeben. Was ist drin für 1899 im zweiten Jahr? Die Baisse der Rückrunde habe auch ihre guten Seiten, findet der Manager. "Unser Vorteil ist, dass sich die Erwartungshaltung reduziert hat", sagt Schindelmeiser.

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