ISU bestätigt: Kein EPO-Test bei Pechstein

Köln (dpa) - Die Internationale Eislauf-Union (ISU) hat der ARD-Sportschau mit großer Verspätung bestätigt, dass die deutsche Eisschnellläuferin Claudia Pechstein bei der Mehrkampf-WM 2009 in Hamar nicht auf das Blutdopingmittel EPO getestet worden ist.

Es war zwar am 7. Februar 2009 ein Urintest bei Pechstein veranlasst worden, eine Untersuchung auf EPO gab es nicht. „Ja, das stimmt“, sagte Jane Moran, Vorsitzende der Medizinischen Kommission der ISU, der ARD-Sportschau.

Am 7.2. waren bei Pechstein erhöhte Blutwerte gemessen worden, die später zu einer zweijährigen Sperre führten. Der Verdacht auf eine EPO-Einnahme wurde nicht bestätigt. In den Sportgerichtsurteilen im Fall Pechstein hatte es stets geheißen, dass alle ihre Urinkontrollen ausnahmslos negative Ergebnisse erbracht hätten.

Wie ISU-Funktionärin Jane Moran der ARD-Sportschau weiter mitteilte, lässt die ISU bei Wettkämpfen nur „in ein bis zwei Prozent“ der Urinproben auf EPO untersuchen. „Wir vermuten, dass Athleten so intelligent sind, die EPO-Einnahme kurz vor dem Wettkampf zu stoppen. Wir fanden daher nicht, dass wir unser Geld richtig einsetzen, wenn wir während der Wettkämpfe auf EPO testen“, sagte die ISU-Funktionärin.

Der Generaldirektor der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), David Howman, hält die Praxis von Sportverbänden, nur wenige EPO-Tests zu machen, für „besorgniserregend“: „Es gibt einen Freifahrtsschein für die, die mit EPO dopen wollen“, sagte er.

Auch bei anderen internationalen Sportverbänden gibt es laut dem ARD-Bericht große Lücken bei den Dopingtests. Jim Carrabre, Vizepräsident Medizin der Internationalen Biathlon-Union (IBU), räumte ein, dass ein Test auf Wachstumshormone in „weniger als ein Prozent“ der bei Biathleten abgenommenen Blutproben erfolge. Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hat zudem 2010 nach eigener Statistik keine der in Wettkämpfen genommenen Blutproben auf Wachstumshormone oder das Blutdopingmittel CERA untersuchen lassen.

WADA-Generaldirektor Howman sieht in der derzeitigen Praxis mancher internationaler Sportverbände einen erheblichen Missstand und fordert nun, dass die WADA Einblick in die von Sportverbänden mit Laboren abgeschlossenen Verträge erhalte. „Wir wissen gar nicht, welcher Sport was für Kontrollen macht. Wir bekommen keinen Einblick in die Verträge, die die Sportverbände mit den Laboren haben. Das Problem gehen wir jetzt an“, kündigte Howman an.

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