Interview: „Um seine Willenskraft beneide ich ihn sogar“

Dirk Nowitzkis Vater Jörg über seinen berühmten und erfolgreichen Sohn und dessen "unglaubliche" Fähigkeiten

Würzburg. Als Vater von Deutschlands derzeit weltweit meistbeachtetem Sportler ist Jörg Nowitzki mittlerweile selber so bekannt, dass 1.280.000 Einträge unter seinem Namen im "google"-Verzeichnis auftauchen (wozu ein Leipziger Namensvetter ein paar berufliche Einträge beisteuert).

Zum Vergleich: Dirk Nowitzki kommt auf 15.400.000 Einträge. Vater Jörg hat neben Individualcoach und Mentor Holger Geschwindner die Karriere seines Sohnes in all ihren Phasen am engsten begleitet: Wir befragten ihn nach seiner persönlichen Stimmung vor dem möglichen Meistertitel für einen Nowitzki in der berühmtesten Profiliga des Sports.

Frage: Ganz ehrlich, haben Sie diesen Triumphzug Ihres Sohnes wirklich selbst für denkbar gehalten?

Jörg Nowitzki: Wenn Sie mich das so direkt fragen, muss ich ehrlich antworten ? nein. Weil ich gedacht hatte, gegen die Lakers würden sich die Mavericks doch nie und nimmer hinwegsetzen. Die Lakers kamen mir viel zu stark vor.

Dann aber haben Dirk und die Mavs die Lakers im Viertelfinale klar beherrscht. Bedeutet das auch, Miami ist als Finalgegner leichter? Somit schafft Dirk ja noch den einen Sieg...

Nowitzki: ...ich hoffe es, ich hoffe es ganz inständig für meinen Sohn, gönne es ihm von ganzem Herzen. Es wäre nicht auszudenken, wenn er das nun nicht schaffen würde, bei all dem Herzblut, mit der er sich da reinhängt.

Dann wäre die Enttäuschung wahnsinnig gewaltig. Inzwischen würdigen die Sportfreunde in Deutschland doch allein schon sein Auftreten als eines Champions würdig. Dieser eine ihm noch fehlende Sieg ? so etwas hat letzten Endes dann ja mehr mit Glück zu tun.

Nowitzki: Bei uns ja. Hier ist man wohlwollender, in den Staaten nicht. Was meinen Sie, was mein Sohn für herbe Kommentare dort bekommen hat, nachdem er bei der Niederlage im dritten Finalspiel zwar richtig gut war, aber halt den einen allerletzten Ball knapp verworfen hatte. Das war schlimm, so, wie umgekehrt jetzt der LeBron James von Miami niedergemacht wird.

Was zeichnet Ihren Sohn aus?

Nowitzki: Da ist zuallererst seine Willenskraft ? seine enorme, schier unwahrscheinliche Willenskraft, um die ich ihn stets sogar beneidet habe, das ist Punkt a. Und Punkt b bei ihm ist die Fähigkeit, sich hinzugeben für den Sport, sich total hinzugeben und zu konzentrieren auf das eine große Ziel. Das ist unglaublich.

Eine Art Tunnelblick?

Nowitzki: Eine Art Tunnelblick, ja, das trifft es. Es ist fast Besessenheit. Aber wenn es rum ist, kann er auch sehr wohl abschalten.

Hat er sich durch seinen Einsatz unter Fieber im vierten Finalspiel womöglich nicht sogar geschadet?

Nowitzki: Das ist eine schwierige Frage, hmm. Da hätte ich vor Ort sein müssen, um sie zu entscheiden. Ich hab ihm am Telefon zuvor noch gesagt, er solle gut aufpassen ? aber wir haben ja früher auch schon mal mit Fieber gespielt, mein Gott, man darf nicht alles zu hoch hängen. Und ich denke von meinem Sohn, wenn es wirklich nicht gegangen wäre, ich meine wirklich nicht, dann hätte er auch nicht gespielt.

Es heißt, Sie seien entgegen sonstiger Gewohnheit diesmal nicht live drüben dabei, weil Dirk das nicht wolle. 2006 hatten Sie ausgerechnet während seiner ersten, verkorksten Finalteilnahme in Dallas gesundheitliche Probleme, die ihn abgelenkt hätten.

Nowitzki: Ein Schmarrn! Erstens ist mein Meister im Malerbetrieb schon länger eingetragen in Urlaub, diesen Termin konnte man ja nicht ahnen. Und ich hatte ihm zugesagt, dass ich ihn während des Urlaubs vertrete, Ehrensache. Punkt. Zweitens stimmt das zwar, dass es damals so war, aber der Dirk würde doch nie sagen, ich dürfe nicht kommen. Was er nicht will, ist Gewusel um ihn herum, und das kann ich verstehen. Er sucht die Ruhe während der Spielpausen und braucht es nicht, dass da auch noch wir von der Familie herumrennen. Nein, ich hab ihm vielmehr gesagt, als wir das geklärt haben, Junge, wenn es was zu feiern geben wird, dann komm möglichst bald rüber zu uns! Und dann nehme ich ihn mir zur Brust und wir genehmigen uns gemeinsam einen.

Mal unabhängig davon, wie's ausgeht: Verraten Sie uns bei der Gelegenheit, Sie wissen das ja sicher, ob Dirk nochmal in Deutschland spielen wird?

Nowitzki: Nationalmannschaft? Ja, davon gehe ich stark aus, auch weil er immer gerne in der Nationalmannschaft gespielt hat. Und die Chancen dafür sind noch größer, wenn der sich anbahnende Streik in der US-Liga in der nächsten Saison tatsächlich stattfinden sollte, so wie es momentan ausschaut.

Und eher darauf bezog sich die Frage: Bayern München redet ja bereits davon, dass ein Dirk Nowitzki in diesem Falle eben in der Bundesliga spielen würde und dass hierfür nur Bayern München infrage kommen kann.

Nowitzki: Also, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Nein, nein, dass er dort hingeht, das übersteigt wirklich bei weitem meine Vorstellungskraft.

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