Interview mit Marcel Koller: „Mich muss niemand feiern“

Bochums Trainer Marcel Koller über den perfekten Fußball, die Möglichkeiten des VfL Bochum und seine Kölner Vergangenheit.

Düsseldorf. Herr Koller, finden Sie, dass Sie nach Bochum passen?

Koller: Ich bin jetzt dreieinhalb Jahre hier, ich denke, das ist eine lange Zeit, speziell in der Bundesliga.

Koller: Ich bin auch ein Arbeiter. Ich weiß: Wenn du erfolgreich bist, darfst du nicht nachlassen. Das ist die Maxime meiner Karriere. Ich war 26 Jahre beim erfolgreichsten Verein in der Schweiz, bei Grashoppers Zürich, da habe ich das mitbekommen. Mit Köln und Bochum habe ich die andere Seite kennengelernt. Eine gute Erfahrung.

Koller: Das kann man nicht vergleichen. Viel Geld zu haben bedeutet auch, mehr Qualität zu haben. Wir versuchen, das Beste mit unseren Möglichkeiten herauszuholen.

Koller: Es ist ja so: Bei Bayern München wird auch gejammert. Jeder hätte gerne noch mehr Möglichkeiten. Aber man muss realistisch sein. Es ist hier nicht so möglich wie bei anderen Vereinen in der Region. Das liegt am Stadion und auch an anderen Einnahmequellen. Man versucht, sich jedes Jahr weiterzuentwickeln. Wir können aber nie mit der großen Kelle abschöpfen. Wir müssen Spieler suchen, die für ein Schnäppchen zu haben sind und sie dann weiterverkaufen. Das ist die Geschichte des VfL Bochum. Das man sich trotzdem in der Liga festgesetzt hat, spricht für diesen Verein.

Koller: Das ist nicht abhängig von Bochum, das gilt für alle meine Mannschaften. Das perfekte Spiel bedeutet, dass alle gut in der Defensive arbeiten, dass man bei Ballverlust schnell hinter dem Ball ist, dass man attackiert. Ich bin keiner, der nur abwartend spielen lässt. Ich möchte die Fehler des Gegners aktiv erzwingen und bei Ballgewinn schnell umschalten, möglichst mit wenigen Ballkontakten in die Spitze spielen. Warte ich zu lange, ist der Gegner wieder gut organisiert.

Koller: Gar nicht, weil ich ständig das Vertrauen gespürt habe. Es gab vielleicht zwei Situationen, in denen ich mir selbst gesagt habe: Jetzt brauchst du die Punkte. Aber wenn die Leute überzeugt sind, dass ich die Spieler nicht mehr erreiche, werden sie ohnehin kommen. Du kannst als Trainer eine Nacht lang nicht schlafen, aber am nächsten Tag gehst du wieder vorneweg. Den Weg gehe ich seit elf Jahren als Trainer.

Koller: Das erste mal war das so, als ich in Köln arbeitete. Da war ich schon erschrocken und habe gedacht: Was soll ich jetzt tun? Mittlerweile nimmt man das auf. Das ist nicht angenehm, wenn man auch privat angepöbelt wird. Aber wir haben mit den Fans darüber gesprochen.

Koller: Das ist sicher angenehm, aber ich brauche das nicht mehr. Mich muss niemand feiern. Für mich sind der Verein und die Spieler wichtig. Personenkult - den brauche ich nicht.

Koller: In der Hinrunde hatten wir viele Verletzte, kaum Konkurrenzkampf, zu viele individuelle Fehler und auch viel Pech. Von den acht Unentschieden hätten wir vier Spiele gewinnen müssen. Wir hatten dann ein sehr gutes Trainingslager und haben in einem Test Hoffenheim geschlagen. Da haben die Spieler gespürt, dass was geht.

Koller: Es ist eine Erleichterung da, die Leute freuen sich - und das freut uns.

Koller: Weil wir das Potenzial haben, auch das spielerische Potenzial. Aber wir brauchen auch die Leidenschaft, diese Verbissenheit. Das lebt jetzt Christoph Dabrowski vor, der einen Sprung gemacht hat. Wir haben jetzt nur noch Endspiele. Die Mannschaft kann mit Druck umgehen. Und wir hoffen, dass wir nicht bis zum Schluss zittern müssen.

Koller: Der Einzige, der das dort in Köln machen kann, ist der Daum. Zu meiner Zeit war das Geld nicht da. Später kam Daum - und auf einmal ist es da. In Köln ist vieles Vergangenheit. Die Spieler der achtziger Jahre zum Beispiel sind immer noch die Könige. Das macht es denen schwer, die aktuell für den FC spielen. Wenn es nicht läuft, kommt gleich wieder die Vergangenheit hoch. Aber jetzt investieren sie - wahrscheinlich auch über Podolski hinaus.

Koller: Er hat viel für uns gemacht, er hat Gas gegeben. Und wenn er sich mal zurückgelehnt hat, dann habe ich ihn zu mir geholt und gesagt: Poldi, du bist am Anfang deiner Karriere, du musst nicht gucken, was die anderen machen, sondern du musst Gas geben. Dann hat er herrlich reagiert, da hat mein Herz gejubelt. Das sehe ich jetzt noch vor mir.

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