Interview: „Einen Beinbruch kann man auch nicht voraussehen“

Die Psychologin Marion Sulprizio von der Sporthochschule Köln ist Geschäftsführerin der Initiative „Mental Gestärkt“, bei der Experten aus Psychologie, Psychiatrie und Sport im Bereich des Leistungssports für psychische Gesundheit aktiv werden.

Frau Sulprizio, wie sehr hat es Sie gewundert, dass mit Ralf Rangnick ein Trainer unter einem Burnout-Syndrom leidet?

Marion Sulprizio: Eigentlich gar nicht. Mit Jürgen Klinsmann oder Ottmar Hitzfeld gab es Beispiele, die von dieser Problematik berichtet haben.

Was sind die Ursachen?

Sulprizio: Es gibt Untersuchungen, die aussagen, dass Perfektionisten dazu neigen, einen Burnout zu bekommen. Diese Menschen trauen sich oft sehr viel zu und stehen sehr unter Druck. In einem Fußballklub ist die Drucksituation sicher recht hoch. So eine Krankheit entsteht aus persönlichen Faktoren und äußeren Einflüssen.

Hätte der Verein das voraussehen müssen?

Sulprizio: Eigentlich nicht, denn einen Beinbruch kann man auch nicht voraussehen. Es hat sich ja etwas verändert, die Tabuisierung des Themas ist bei den Vereinen nur noch sehr selten anzutreffen. Die Sensibilität für das Thema hat sich erhöht, wie auch die jüngsten Fälle zeigen.

Wie sind die Heilungschancen für Herrn Rangnick?

Sulprizio: Ich wundere mich oft darüber, weshalb Menschen glauben, dass es keine Heilung für diese Erkrankung geben soll. Bei einem Kreuzbandriss weiß man ja auch, dass der Patient nach sechs Monaten wieder geheilt ist. Ein Burnout ist genauso heilbar. jst

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