Interview: „Meyer wird sich nicht das Leben nehmen“

Borussia-Coach Hans Meyer exklusiv zum Abstiegskampf, dem Rücktritt von Christian Ziege und Marko Marin.

Herr Meyer, wie geht es dem Patienten Borussia Mönchengladbach?

Hans Meyer: Es ziehen alle mit, die Jungs wissen, um was es geht. Wir sind zusammen mit vier, fünf Mannschaften da unten drin. Aber glauben Sie mir, keiner dieser Trainer oder ich kann Ihnen zu diesem Zeitpunkt auf solche eine Frage eine seriöse Antwort geben.

Meyer: Wir müssen versuchen, durch eine bessere Balance in der Mannschaft mehr aus dem Einzelnen herauszuholen. Vor allem die vier Neuzugänge werden uns helfen, stabiler zu werden.

Meyer: Ich hoffe, dass es nicht ganz so schlimm ist, wie es am Anfang ausgesehen hat. Ich gehe davon aus, dass der Junge eine Woche aussetzt und dann wieder trainieren kann. Der Klub wird an ihm und auch an Torhüter Bailly noch große Freude haben.

Meyer: Wenn Sie sich die Spiele im Aufstiegsjahr angeschaut haben, ist Ihnen sicher auch aufgefallen, dass Gladbach gegen kaum ein Top-Team der zweiten Liga gewonnen hat. Mein Vorgänger hatte die Schwachpunkte und Probleme vor allem in der Abwehr richtig erkannt. Es wurden nach dem Aufstieg Spieler wie Callsen-Bracker oder Jaures geholt. Die waren aber fast nur verletzt. Genau wie Gohouri und Kleine oft gefehlt haben. So war Luhukay doch zur ständigen Rotation gezwungen. Das muss man auch fairerweise einmal sagen.

Meyer: Zwischen der ersten und zweiten Liga gibt es schon einen Unterschied. Natürlich sind Leute wie Rösler richtig gute Fußballer, keine Frage. Doch er hat in den vergangenen vier, fünf Jahren auch nicht permanent in Liga eins gespielt. Rösler ist mit drei Mannschaften, bei denen er eine tragende Rolle gespielt hat, aufgestiegen. Aber er ist mit allen Mannschaften auch wieder runter gegangen. Nur mit uns nicht, das hat jetzt ja der böse Meyer verhindert. Auch der Alexander Voigt hat nichts Schlimmes verbrochen.

Meyer: Das wollen mir seit Wochen eine Reihe Ihrer Kollegen unterjubeln, dass der Meyer zu blind ist, um zu merken, was für eine Mannschaft er übernommen hat. Es ist ja auch unheimlich schwer für einen Trainer aus der Ferne zu erkennen, welche Probleme eine Mannschaft hat, die von acht Spielen bereits sechs verloren hat und die Schießbude der Nation ist. Allein die Fragestellung ist da ja schon idiotisch.

Meyer: Ach wissen Sie, die Dinge können noch so kompliziert sein. Ich stehe jedoch jeden Morgen in der Früh auf, drehe meine Runden durchs Schwimmbecken und gehe dann gerne auf die Arbeit. Glauben Sie bloß nicht, ich hätte keinen Spaß mehr, weil ich jetzt 66 Jahre alt bin. Ich liebe meinen Beruf, die Arbeit mit den Spielern. Außerdem werde ich ja auch gut bezahlt.

Meyer: Das kam für mich aus heiterem Himmel. Ich war schon wirklich sehr, sehr überrascht, dass er aus persönlichen Gründen aufgehört hat. Man muss den Schritt von ihm aber respektieren. Borussia hatte mich zu Beginn meines Engagements gebeten, der Lösung mit Christian als meinem ersten Co-Trainer zuzustimmen. Obwohl ich in einer Verhandlungsposition war, in der ich auch etwas ganz anderes hätte fordern können, bin ich diesen Weg mitgegangen. Weil ich davon überzeugt war.

Meyer: Ist es nicht manchmal auch so? Ernsthaft: Was soll ich dazu sagen? Sie wissen doch am besten, wie das in diesem Geschäft läuft. Es ist schon schlimm, was mit unserem Fußball passiert. Wie durch die Medien die Massen teilweise fehlgeleitet werden. Ich bin genervt, das gebe ich zu, wenn über meine Spieler oder mein Privatleben einfach die Unwahrheit berichtet wird. Der Hans Meyer wird sich deshalb aber nicht das Leben nehmen.

Meyer: Spieler wie Franck Ribéry oder Zé Roberto müssen jeden Fußball-Fan begeistern.

Meyer: Der Marko hat die große Chance mitzubekommen, dass Fußball nicht nur aus Sonne besteht. Er hat die Chance, in eine Mannschaft, die mit aller Härte gegen den Abstieg kämpft, sein Riesentalent so einzubringen, dass er von einigen kindlichen Vorstellungen des Fußballs wegkommt und zu einem Mann reift. Ich darf ganz kurz daran erinnern, dass er erst 19 Jahre alt ist.

Meyer: Sie werden sicher nicht der Meister aller Herzen sein, aber von den Möglichkeiten her wird es auf Bayern München hinauslaufen.

Meyer: Wir nicht.

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