Spitzensportreform DOSB-Chef Hörmann: Werden einigen Verbänden wehtun müssen

Berlin (dpa) - Die Reform im deutschen Spitzensport wird nicht ohne kräftige Einschnitte für erfolglose Verbände und Leistungszentren über die Bühne gehen.

Spitzensportreform: DOSB-Chef Hörmann: Werden einigen Verbänden wehtun müssen
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„Wir werden zwangsläufig einigen wehtun müssen. Wir haben zum Beispiel an einzelnen Stützpunkten derzeit mehr hauptamtliches Personal als Athleten. Das ist schlichtweg nicht akzeptabel“, unterstrich Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes DOSB, in einem Interview der „Welt“. Dort, wo Sportarten mittelfristig kein Potenzial aufzeigen können, werde der DOSB „keine voll olympische Spitzensportstruktur etablieren und dauerhaft finanzieren können“.

Hörmann verteidigte die geplanten Reduzierungen von 19 auf 13 Olympiastützpunkte und von 204 auf 165 Bundesstützpunkte. „So wie es jetzt ist, kann und darf es nicht bleiben.“ Der weltweite Wettbewerb werde immer härter. „Wenn wir nichts tun, können wir unsere Position nicht halten. Wir sind es schlichtweg unseren Athleten schuldig, die Bedingungen im professionellen Sinne zu verbessern.“

Er halte es dennoch für wichtig und richtig, dass nicht olympische Verbände darauf gedrängt haben, nicht vernachlässigt zu werden. „Gerade auch vor dem Hintergrund, dass durch die neue IOC-Charta keiner von uns weiß, welche Sportarten in den nächsten vier oder acht Jahren olympisch sind.“

Wie wichtig die Spitzensportreform dem obersten deutschen Sportchef ist, belegt sein Eingeständnis, dass er im Falle eines größeren Widerstands bei der Verabschiedung des Konzepts wohl zurückgetreten wäre. „Ja, ich denke, dass ich [...] ohne die klare Unterstützung für dieses Projekt nur schwer mit der Überzeugung hätte agieren können, die für die erfolgreiche Ausübung des Amtes unabdingbar notwendig ist“, antwortete er auf eine entsprechende Frage. Im Vorfeld der Entscheidung habe er sich Gedanken gemacht, ob eine Umsetzung möglich sei, „wenn wir nicht mindestens 80 Prozent Zustimmung erhalten. Dass es dann am Ende 98,6 Prozent geworden sind, war eine große Erleichterung“.

Der Deutsche Kanu-Verband, der sich als erfolgreichster deutscher Olympia-Sommersportverband zuletzt bitter über schwindende Zuschüsse beklagte hatte, werde dagegen auch kurzfristig mit mehr Geld als geplant rechnen können. Kanu-Verbandschef Thomas Konietzko habe „vollkommen zu Recht angeprangert, dass es so nicht geht, und deshalb haben wir es auch gemeinsam mit dem Innenministerium im Sinne eines weiterhin erfolgreichen Kanuverbandes gelöst“, sagte Hörmann.

Nach der Zustimmung durch die DOSB-Mitglieder befasst sich im Februar das Bundeskabinett mit dem Projekt, im Frühjahr soll es im Bundestag präsentiert werden. 2017 und 2018 bezeichnete Hörmann als Transformationsjahre, ehe 2019 die Reform greifen und sich die Effekte schon in Tokio 2020 bemerkbar machen sollen. Die wesentlichen Auswirkungen werden erst ab 2024 und 2028 spürbar sein.

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