Heynens familiäre Pflicht bei Volleyball-WM

Kattowitz (dpa) - Volleyball-Bundestrainer Vital Heynen steht bei der WM in Polen ganz besonders in der Pflicht. Der Belgier soll mit seiner Mannschaft das Projekt „Yolo“ krönen. Den Titel für die Medaillenmission formulierte Heynens Tochter Bente.

Heynens familiäre Pflicht bei Volleyball-WM
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Vor dem entscheidenden Qualifikationsspiel im Januar wollte die Neunjährige von ihrer Mutter wissen, ob sie denn während der Endrunde Ferien habe. Frau Heynen verneinte und Bente konterte: „Yolo - You only live once.“ Man lebt nur einmal. „So viele Weltmeisterschaften werden meine Spieler in ihrer Karriere nicht spielen, deswegen passte „Yolo“ auch zu ihnen“, erklärte Heynen.

44 Jahre nach der ersten und letzten deutschen WM-Medaille - die DDR holte Gold - sieht der Bundestrainer den Zeitpunkt für einen ähnlichen gekommen. „Die Mannschaft glaubt daran, jeden Gegner schlagen zu können“, betonte Heynen vor der Endrunde vom 30. August bis 21. September. „Ich bin schon ganz neugierig, ob die WM das hält, was die Vorbereitung verspricht.“

Vor dem Auftakt in Gruppe B am Montag (13.00 Uhr) in Kattowitz gegen Brasilien, das die vorigen drei WM-Titel holte, ist auch bei den Nationalspielern das Selbstvertrauen groß. „Wir sind bei Olympia und der EM im Viertelfinale gewesen, nun wollen wir einen Schritt weitergehen“, sagte Zuspieler Lukas Kampa. „Wir haben diesen gemeinsamen Traum und wollen uns auch daran messen lassen.“

Sympathien unter den polnischen Fans dürften den DVV-Männern sicher sein: Mehrere Spieler wie etwa Kapitän Jochen Schöps stehen dort unter Vertrag. Heynen selbst coacht neben der Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) auch in Bydgoszcz. „Ich kann es nicht abwarten, dass es losgeht“, meinte Star Georg Grozer, der auch schon in Polen spielte. „Es gibt nur ein Ziel: die Medaille.“

Nach zweieinhalb Jahren als Nationaltrainer erwartet Heynen den nächsten Entwicklungssprung seiner Truppe. „Jetzt kommt der nächste Schritt: Wir wollen gewinnen“, bekräftigte Heynen mit Blick auf die kommende WM, die EM 2015 in Italien und Bulgarien sowie Olympia 2016 in Rio. „Wir müssen versuchen, bei den nächsten drei Wettbewerben eine Medaille zu holen. Wenn man im Kopf darauf nicht vorbereitet ist, muss man gar nicht erst anfangen.“

Die Voraussetzungen erscheinen gut. Die letzten beiden Tests gegen die USA offenbarten Licht und Schatten, überheblich dürften die DVV-Männer daher aber nicht sein. Insgesamt zeigte sich Heynen über die Vorbereitung erfreut. Der Olympia-Fünfte von London harmoniere, der Zusammenhalt sei gut. „Wir haben alle Spitzenteams schon mal besiegt. Warum sollte das nicht bei der WM möglich sein?“

Libero Ferdinand Tille sagte: „Die meisten von uns sind im besten Volleyball-Alter. Die Mannschaft ist reif dafür, den Sprung unter die letzten Vier zu schaffen. Mit einer Top-Mannschaftsleistung können wir jeden Gegner schlagen.“ Tille, der künftig auch in Polen für Belchatow auflaufen wird, mahnte auch: „Wir dürfen bei der WM aber nicht das große Ziel aus den Augen verlieren, wenn auch mal ein Spiel verloren geht oder wir einen Hänger haben. Rückschläge sind in so einem Wettbewerb normal.“

Im Kampf gegen Durchhänger soll auch ein Routinier wieder helfen: Heynen kann nach zwei Jahren Pause wegen privater Gründe wieder auf Mittelblocker Max Günthör vom VfB Friedrichshafen zurückgreifen. „Die Konkurrenz bei einer WM ist immer groß. Aber jetzt ist es an der Zeit für den nächsten Schritt“, sagte der 29-Jährige, der schon bei der vorigen WM in Italien 2010 dabei war, als Deutschland Achter wurde.

Die Zuversicht im Hause Heynen lässt sich durch die Reiseplanung seiner drei Töchter am besten darstellen: „Sie werden mich erst spät während des Turniers besuchen kommen“, erzählte Heynen. Die Hoffnung auf eine Medaille ist groß.

WM-Aufgebot der deutschen Volleyballer:

Zuspieler: Lukas Kampa (Radom/Polen), Sebastian Kühner (BR Volleys)

Diagonalspieler: Georg Grozer (Belgorod/Russland), Jochen Schöps (Rzeszow/Polen)

Außenangreifer: Christian Fromm (Perugia/Italien), Denis Kaliberda (Wegiel/Polen), Sebastian Schwarz (vereinslos), Dirk Westphal (Radom/Polen)

Mittelblocker: Max Günthör (VfB Friedrichshafen), Tim Broshog (Maaseik/Belgien), Michael Andrei (Antwerpen/Belgien), Marcus Böhme (Fenerbahce Istanbul/Türkei)

Libero: Markus Steuerwald (Paris/Frankreich), Ferdinand Tille (Belchatow/Polen)

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