Heynckes ist auch beim Remis noch gelassen

Leverkusen muss sich mit 1:1 in Bochum begnügen. Die Gastgeber haben sich weiterentwickelt.

Bochum. Und da waren sie wieder. Diese Sprechchöre, diese Spottgesänge, diese Giftpfeile. Fußballfans wissen genau, wo sie verbal ansetzen müssen, um die Seele des Kontrahenten zu verletzen und deren Sehnsüchte lächerlich zu machen. So schallte es nach dem 1:1 (0:1) zwischen dem VfL Bochum und Bayer Leverkusen in bemerkenswerter Häme durchs Rund, was beim Tabellenführer schon längst niemand mehr hören mag. "Ihr werdet nie Deutscher Meister", grölten die Anhänger des Gastgebers. Die Belegschaft des Spitzenreiters eilte mit hängenden Schultern in die Katakomben.

War es das schon mit den Titelträumen bei Bayer? Auch wenn die Luft an der Spitze der Bundesliga dünn geworden ist, sollte niemand die Rheinländer angesichts einer eher durchschnittlichen Leistung vorschnell auf der Liste der ernsthaften Kandidaten abhaken.

Sicher fehlte diesmal die Leichtigkeit. Irgendwie auch die Bereitschaft, ein bisschen mehr zu tun, als es eng wurde. Aber der Trainer heißt Jupp Heynckes. Und der respektiert auch kleinere Rückschritte in der Öffentlichkeit und nimmt den Druck von seinen Spielern: "Wir sind nicht so vermessen zu glauben, wir könnten jedes Spiel gewinnen!" Punkt. Schluss. Aus. Zurück zur Tagesordnung.

Fakt ist: Leverkusen ist in dieser Saison nach wie vor ungeschlagen. "Und nächste Woche geht wieder die Post ab", blickte Sportdirektor Rudi Völler voraus. Dann heißt der Gegner auch nicht Bochum. "Die sind schwierig zu spielen", wie Torjäger Stefan Kießling befand." "Vielleicht der Grund, weshalb wir uns nicht die klaren Chancen rausgespielt haben" - auch der diesmal nicht so präsente Toni Kroos fand ein Haar in der Bayer-Suppe. Eine der ganz wenigen Chancen nutzte ausgerechnet Eren Derdiyok. Wenige Augenblicke zuvor war der Schweizer Stürmer noch böse von Milos Maric gefoult worden, dann humpelte er das Leder bildschön zur Gästeführung ins Tor (45.).

Dass Bochum mit einem Konter zum Ausgleich kam, wurmte Heynckes enorm: "Das war das erste Mal, dass wir in dieser Spielzeit auf diese Weise ein Tor kassiert haben." Fein gemacht war es auf alle Fälle von Zlatko Dedic, der von Neuzugang Lewis Holtby prima freigespielt worden war (68.).

Kämpferisch war es in Ordnung, was der VfL ablieferte. Wie immer. Fußballerisch ist noch eine Menge Luft nach oben. Auch wie immer. Nur einen Unterschied hat Trainer Heiko Herrlich ausgemacht: "Ich habe bei meinen Spielern eher eine Unzufriedenheit mit dem Ergebnis ausgemacht. Das zeigt, dass ein gewisses Anspruchsdenken bei uns eingekekehrt ist." Immerhin: Fünf Mal in Folge hat seine Mannschaft nicht verloren.

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