Hennes Weisweiler: Bis heute ein großes Vorbild

Todestag: Hennes Weisweiler starb vor 25 Jahren in Zürich an einem Herzinfarkt. Der legendäre Fußball-Lehrer formte die „Fohlen-Elf“.

Mönchengladbach/Köln. Im Schlafzimmer hängt eine Fahne von Fortuna Düsseldorf, seinem Lieblingsverein. Doch als sich die Mönchengladbacher Borussia mit ihrem Trainer Hennes Weisweiler meldet, gibt es für den 19-jährigen Berti Vogts kein Halten mehr.

Weisweiler besitzt einen hervorragenden Ruf und hat mit dem VfL die Aufstiegsrunde in die Bundesliga geschafft. Vogts wechselt von Büttgen zum Bökelberg, kassiert 20 000 Mark Handgeld und bleibt dem VfL Borussia treu. 419 Bundesligaspiele für ein und denselben Klub sind ein Rekord für die Ewigkeit, Weisweiler ist voller Stolz auf seinen Lieblingsschüler.

Als der knorrige Trainer 1964 das Kommando am Bökelberg übernimmt und bereits im Jahr darauf nach erfolgreicher Aufstiegsrunde mit den Borussen im Fußball-Oberhaus landet, beginnt der steile Aufstieg der Gladbacher Mannschaft.

Trainer Weisweiler, Dozent für Fußball und später Leiter der Fußball-Lehrer-Ausbildung an der Deutschen Sporthochschule Köln, formt die berühmte "Fohlen-Elf" mit Spielern wie Jupp Heynckes, Günter Netzer, Bernd Rupp, Herbert Laumen und Berti Vogts und läuft in den siebziger Jahren mit seiner jungen Mannschaft den Münchner Bayern den Rang ab.

Am 30. April 1970 ist Mönchengladbach zum ersten Mal Deutscher Meister, vier weitere Meisterschaften folgen. Die erste große Station in seinem einmaligen Trainerleben wird zu einer unglaublichen Erfolgsgeschichte. Borussias schwungvolles, schnelles Kombinationsspiel mit Tordrang wird zu einem Markenzeichen in der Liga, Weisweiler zu einem der schillerndsten Trainerfiguren in Europa.

Vor 25 Jahren endet das Leben der Trainerlegende in der Schweiz. Am 5. Juli 1983 stirbt Weisweiler 63-jährig an einem Herzinfarkt. "Er war mein väterlicher Freund, ich habe ihm alles zu verdanken", sagt der spätere Bundestrainer Berti Vogts, der als selbstkritischer Schüler genau dem Weisweilerschen Ideal des sich unterordnenden Jungprofis entsprach.

"Hennes Weisweiler war mein Mentor und letztendlich auch der Mann, der mich inspiriert hat, nach meiner Karriere ins Trainergeschäft einzusteigen", erzählt Jupp Heynckes immer wieder.

Und der legendäre Torhüter Manfred Orzessek - mit Schalke 04 wurde er 1958 Deutscher Meister - erinnert sich mit Begeisterung an seinen einstigen Lehrer: "Hennes Weisweiler war ein sehr guter Psychologe und glänzender Lehrmeister. Er hat die Grundlage geschaffen für den späteren sportlichen Erfolg der Borussia, immer für den Zusammenhalt in der Mannschaft gesorgt und vielen Spielern zu einer beispiellosen Karriere verholfen. Ohne ihn wäre Gladbach ein Provinzklub geblieben."

Ob als Fußballer, Trainer oder in seiner geliebten Skatrunde im "Marienbildchen" an der Aachener Straße in Köln, Hennes Weisweiler wollte stets Sieger sein. Aber es gab auch immer wieder Differenzen. Insbesondere mit den Stars der Branche hatte der sture Weisweiler seine Probleme.

Beim FC Barcelona legte er sich 1975 mit dem eitlen Johan Cruyff an, dessentwegen er sogar nur ein Jahr später die Katalanen wieder verließ. Weisweiler wechselt auch auf Anraten seines alten Kumpels Helmut Bantz, Olympiasieger im Pferdsprung 1956 in Melbourne und lange Jahre Konditionstrainer in Köln und Mönchengladbach, zum 1. FC Köln und gerät gleich mit Wolfgang Overath aneinander. Die Kölner Fußball-Ikone beendet ihre Laufbahn wegen Weisweiler früher als geplant schon 1977 als Pokalsieger.

Ohne den großen Kölner Regisseur und 81-maligen Nationalspieler schaffte Weisweiler mit einer auch ohne Overath legendären Kölner Mannschaft 1978 das Double aus Meisterschaft und Pokal, in der Domstadt ein bisher einmaliges Ereignis. Bis 1980 bleibt Weisweiler in Köln, dann wechselt er zum Grasshopper-Klub Zürich. Überall hat diesem großen Fußball-Lehrer der Erfolg Recht gegeben.

Auch das besondere Verhältnis zu seinem genialen Mittelfeldspieler Günter Netzer, der sich vor seinem Wechsel von Mönchengladbach zu Real Madrid im Pokalfinale 1973 gegen den 1. FC Köln im Düsseldorfer Rheinstadion sogar selbst einwechselte und in seinem letzten Spiel für die Borussia das Siegtor zum 2:1 erzielte, ist ein unvergessener Teil des Bundesligageschichte.

Die Hennes-Weisweiler-Allee im Gladbacher Borussia-Park und die Hennes-Weisweiler-Akademie an der Deutschen Sporthochschule Köln erinnern bis heute an den großen deutschen Fußball-Lehrer.

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