Hecking im Interview: „Wir haben nicht so schlecht eingekauft“

Borussia Mönchengladbach hat sein Trainingslager am Tegernsee bezogen. Auf Trainer Dieter Hecking warten in der neuen Saison einige Unwägbarkeiten. Dennoch ist er optimistisch.

Hecking im Interview: „Wir haben nicht so schlecht eingekauft“
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Rottach-Egern. Die Sonne scheint von einem wolkenlosen Himmel. Doch für derlei Dinge haben die Spieler von Borussia Mönchengladbach keine Zeit. Im Trainingslager von Rottach-Egern am Tegernsee gilt es in dieser Woche, sich durch intensive Arbeit mit und ohne Ball auf die neue Saison der Fußball-Bundesliga vorzubereiten. Gestern Vormittag schwitzten die 24 Profis und drei Amateure dann auch 130 Minuten lang. „In dieser Phase ist der Umfang natürlich größer und es kann durch unterbrechende Erklärungen auch länger gehen. Zudem ist es durchaus beabsichtigt, dass sich die Spieler müde fühlen. Sie sollen schon ein wenig über ihren Willen kommen“, sagte Trainer Dieter Hecking.

Der 52-Jährige grinste bei seiner Aussage im Garten des schmucken Mannschafts-Hotels an der See-Promenade ein wenig schelmisch. Die Stimmung im Team sei gut. „Wir sind im vergangenen halben Jahr prima zusammen gewachsen. Die Spieler wissen, dass wir von ihnen viel verlangen, sie allerdings von uns damit gefördert werden. Wir verbieten auch niemandem, abends ein Bier zu trinken, auf dem Platz aber muss Disziplin herrschen. Wenn die vernachlässigt wird, dann werden die Resultate unserer Arbeit schwammig“, sagte Hecking.

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Im Januar hatte der Mann aus Castrop-Rauxel die seinerzeit lahmende „Fohlenelf“ übernommen und wieder auf Trab gebracht. Am Ende stand Platz neun in der Bundesliga, das Halbfinale im DFB-Pokal sowie das Achtelfinale in der Europa League. Es gibt schlechtere Saisons. Zumal das Aus in den Cup-Wettbewerben auch noch ohne Niederlage (Elfmeterschießen bzw. Auswärtstor-Regel) recht unglücklich zustande gekommen war.

Dennoch schienen die Fans irgendwie unzufrieden. In den vergangenen fünf Jahren viermal die Qualifikation für den Europapokal geschafft zu haben (davon zweimal sogar für die Champions League) hat Begehrlichkeiten geweckt. „Ohne das ab März aufgetretene Verletzungspech wäre auch mehr drin gewesen. Die Mannschaft war auf einem richtig guten Weg“, sagte Hecking.

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Auf diesen Weg will die „Fohlenelf“ natürlich wieder einbiegen. Wie schnell das gelingt, ist alles andere als absehbar. Zwar hat Hecking keine direkten Baustellen zu bearbeiten, einige Unwägbarkeiten aber lauern: Immerhin verließen mit Innenverteidiger Andreas Christensen (Chelsea London), Mittelfeld-Regisseur Mahmoud Dahoud (Borussia Dortmund) und Angreifer André Hahn (HSV) drei Leistungsträger den Verein. Hecking sowie Manager Max Eberl hoffen, dass sie durch die Zugänge Matthias Ginter (BVB), Denis Zakaria (Young Boys Bern) und Vincenzo Grifo (vergangene Saison neun Treffer sowie 13 Tor-Vorlagen für den SC Freiburg) ersetzt werden können. „Wir haben nicht so schlecht eingekauft“, sagte Hecking, der zuletzt auch den französischen U18-Nationalspieler Mickael Cuisance, lobte (Vertrag bis 2022). Der 17 Jahre alte zentrale Mittelfeldspieler, der vom AS Nancy-Lorraine gekommen war, agiere wie ein „23-Jähriger“, habe aber auch derzeit noch einen Trainingsvorsprung, wie der Coach gestern relativierte. Man will den jungen Cuisance ja auch nicht zu früh verheizen.

Die Neuen aber müssen zunächst einmal integriert werden, zudem ist für den erst 20-jährigen Schweizer Zakaria die Bundesliga Neuland. Weiterhin muss an der in der Rückrunde zwar verbesserten, jedoch ausbaufähigen Verwertung von Standard-Situationen gearbeitet werden. „Da inzwischen alle Mannschaften gut gegen den Ball arbeiten, kann man sich nicht immer durch kombinieren. Daher werden Freistöße und Ecken immer wichtiger. Aus ihnen kann man ein ganzes Spiel kippen lassen“, erklärte Hecking.

Darüber hinaus muss Hecking auch noch verstärkt über soziale Fähigkeiten verfügen und eine Gruppe zusammenhalten, in der die Gemütszustände differieren könnten. Denn ohne Europapokal wird die Rotation deutlich geringer ausfallen. „Natürlich möchte jeder lieber auf dem Platz stehen, aber einige werden länger draußen sitzen müssen — da ist meine Moderation sicher gefragt. Schließlich muss ich die Entscheidung über die Aufstellung treffen. Über allem steht, dass wir erfolgreich sein wollen“, sagte Hecking gestern.

Wie erfolgreich, das ließ er offen. „Wir können mit unserem Kader ein Herausforderer sein, aber dafür müssen wir in jedem Spiel immer alles abrufen.“ Und: „Eine bessere Platzierung als Platz neun wäre aber schon schön.“

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