Russische Hacker greifen WADA-Account an Harting bleibt cool nach Daten-Klau

Berlin (dpa) - Zumindest Diskuswerfer Robert Harting nahm den Daten-Klau der russischen Hacker recht gelassen, sein Verbandspräsident sieht darin aber einen „schwerwiegenden Straftatbestand“.

Russische Hacker greifen WADA-Account an: Harting bleibt cool nach Daten-Klau
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25 Namen führte die russische Gruppe, die sich selbst „Fancy Bears“ nennt, bei einer weiteren Veröffentlichung von vertraulichen Informationen aus der Datenbank der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA auf. Harting ist einer von ihnen. „Ich bin ein transparenter Athlet und habe mit dieser Veröffentlichung keine Probleme“, sagte der 31 Jahre alte Olympiasieger von 2012 aber.

Fünf deutsche Athleten sind unter den Geschädigten, auch die frühere Speerwurf-Weltmeisterin Christina Obergföll. Die Offenburgerin, die Anfang des Monats ihre Karriere beendet hatte, wertete die Hackerangriffe als „eine ganz klare Retourkutsche“ für den Olympia-Ausschluss russischer Leichtathleten in Rio wegen des Doping-Skandals. Obergföll wurde am Morgen von der Nationalen Anti-Doping-Agentur darüber informiert. „Ich finde das Ganze natürlich auch nicht toll, weil das persönliche Unterlagen sind, die niemanden etwas angehen“, sagte die 35-Jährige am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

Die diesmal betroffenen Athleten und Athletinnen kommen aus acht Nationen. Zuvor hatte die Hacker-Gruppe in einer ersten Veröffentlichung Daten aus den WADA-Akten unter anderem von der viermaligen Turn-Olympiasiegerin Simone Biles, Tennis-Star Venus Williams und Basketball-Olympiasiegerin Elena Delle Donne - allesamt aus den USA - ins Netz gestellt.

Die Nationale Anti-Doping-Agentur NADA sicherte den betroffenen Sportlern Unterstützung zu und verurteilte in einer Stellungnahme die Hacker-Aktion „auf das Schärfste“. Sie forderte zudem Maßnahmen von der WADA. Aus deren Anti-Doping Administration and Management System (ADAMS) hatten sich die Hacker bedient.

Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), verurteilte auf leichtathletik.de das Vorgehen der Hacker. „Das Eindringen in die Datenbank der WADA und die Veröffentlichung der Daten stellen einen schwerwiegenden Straftatbestand dar“, sagte der Jurist. „Im Ergebnis ändert es aber nichts daran, dass die Behandlung der Sportler offensichtlich im Einklang mit den geltenden Anti-Doping-Bestimmungen vollzogen worden ist.“

Die von den Hackern veröffentlichten Daten stellen allerdings keine Dopingverstöße dar. Vielmehr belegen sie die jeweilige Sondergenehmigung von Mitteln, die ansonsten auf der Dopingliste stehen, für den jeweiligen Sportler. Bei Harting geht es um eine Medikamenteneinnahme während der Spiele von Rio de Janeiro am 12. August.

„Aufgrund meines Hexenschusses wurde ich vom medizinischen Olympia-Team in Rio manualtherapeutisch und medikamentös mit Dexamethason und Triamcinolon behandelt. Da dies während des Wettkampfes anmeldepflichtige Mittel sind, haben die mich behandelnden Ärzte die Regularien des IOC, der WADA sowie der NADA sorgsam beachtet“, sagte Harting.

Der Berliner hatte sich den Hexenschuss am Tag vor der Qualifikation zugezogen, wo er dann überraschend ausschied. Die Goldmedaille holte dann sein Bruder Christoph.

Bei Obergföll handelt es sich um eine genehmigte Medikamenteneinnahme aus dem Jahr 2008. „Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen. Das war ein schmerzlinderndes Mittel, keine leistungssteigerndes“, betonte sie. Aufgeführt ist der Entzündungshemmer Dexamethason. „Es ist schade, dass manche solche Dinge in den falschen Hals bekommen“, betonte Obergföll.

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