Weltmeister als Joker: Glandorf wieder fit

Jönköping (dpa) - Erst Stammspieler, dann Zuschauer, nun Joker: Holger Glandorf muss bei der Handball-WM in Schweden mit einer neuen Rolle zurecht kommen.

Nach einer Knieoperation im Dezember ringt der 27-jährige Linkshänder vom TBV Lemgo noch um Anschluss, hat aber mit drei Treffern in Serie den Weg zum wichtigen Sieg gegen Island geebnet. „Man versucht, die Dinger reinzuhauen. Das hätte auch nach hinten losgehen können“, meinte er rückblickend.

Gut 40 Minuten hatte Glandorf auf der Auswechselbank geschmort. Er hatte mit angesehen, wie seine Teamkollegen einen Fünf-Tore-Vorsprung erarbeiteten und diesen wieder verspielten. Als er für den Gummersbacher Adrian Pfahl aufs Parkett kam, stand es 18:18. Der große, aber schmächtige Mann trumpfte auf und plötzlich führte das deutsche Team mit 23:19. „Ich habe gemerkt, die Mannschaft hat Spaß. Und da wollte ich auch mit Mut drauf gehen“, erzählte Glandorf.

Lange war nicht einmal klar, ob der Rückraumspieler mit dem unwiderstehlichen Tordrang überhaupt bei der WM dabei sein würde. Anfang Dezember zog er sich eine Meniskusverletzung zu und wurde operiert. Zwei Länderspiele musste er aussetzen und war gegen Polen und Schweden zum Zuschauen verurteilt. Doch nach vier Wochen des Bangens, Wartens und Hoffens war klar: Holger Glandorf kann in Schweden spielen. Und Beschwerden hat er auch nicht mehr. „Vom Knie merke ich gar nichts“, sagte er.

Seine Fitness ist aber noch nicht wieder bei 100 Prozent. „Mir fehlen noch die Spritzigkeit und auch die Ausdauer für 60 Minuten. Dafür waren zehn Tage Vorbereitungszeit einfach zu kurz“, gab er zu. Deswegen hat der Weltmeister von 2007 weniger Einsatzzeit als gewohnt und muss öfter als gewünscht Pfahl den Vortritt lassen. Doch Glandorf stellt sich ganz in den Dienst der Mannschaft. „Natürlich will ich auch spielen. Dafür bin ich Sportler. Aber wichtig ist, dass die Mannschaft Erfolg hat. Da ist jeder gefragt“, sagte er.

Bundestrainer Heiner Brand ist ganz zufrieden mit der Konkurrenzsituation der beiden Linkshänder Glandorf und Pfahl. „Holger ist wuchtiger, Adrian beweglicher“, urteilte er über das Duo. Problematisch für ihn ist, dass die Bundesliga auf der Position im rechten Rückraum kaum Alternativen bietet. Michael Müller von den Rhein-Neckar Löwen laboriert an den Folgen eines Kreuzbandrisses, Steffen Weinhold vom TV Großwallstadt fehlt es noch an Format. Und der Kieler Christian Zeitz will nach Dissonanzen mit dem Bundestrainer nicht mehr in der Nationalmannschaft spielen.

Holger Glandorf kann dies gleich sein. Ist er fit, muss er keine Konkurrenz fürchten. Einen weiteren Schritt in seiner Entwicklung erhofft sich der Niedersachse von seinem Wechsel im Sommer von Lemgo zur SG Flensburg-Handewitt, wo er einen Vertrag bis 2014 unterschrieben hat und dem Schweden Oscar Carlen nachfolgt. Nach zehn Jahren bei der HSG Nordhorn und zwei Spielzeiten in Lemgo steht er nun vor einer neuen Herausforderung. „Mit der SG will ich viel erreichen“, meinte er, „ich bin mir sicher, dass ich mich mit meiner Familie in Flensburg sehr wohl fühlen werde.“

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