VfL Gummersbach: Vom Niedergang eines Rekordmeisters

Beim VfL Gummersbach zweifelt selbst Heiner Brand an der Wende zum Guten.

Gummersbach. Von den Oberbergern sagt man, dass es sich bei ihnen um Menschen mit eigenem Kopf handelt. Man lässt sich dort nicht gerne in die eigenen Sachen hineinreden. Heiner Brand ist Oberberger. Dass er einer mit eigenem Kopf ist, hat er hinreichend unter Beweis gestellt.

Brand ist auch nach seinem Rücktritt als Bundestrainer das einzig prägende Gesicht des deutschen Handballs. Seit 50 Jahren ist er Mitglied des VfL Gummersbach. „Der Mannschaft fehlt die Klasse, die Situation trifft mich, und ich bin nicht allzu optimistisch“, sagt Brand. Das hört sich wie ein Todesurteil an.

Danach sah es auch schon vor der Saison aus. 2,2 Millionen Euro Liquiditätslücke, die Liga verweigerte zunächst die Lizenz. Erst als die Gläubiger einlenkten, ging es mit dem deutschen Rekordmeister weiter. Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga, sagte unserer Zeitung: „In Gummersbach hat man Jahre lang über die Verhältnisse gelebt. Da müssen in Zukunft kleinere Brötchen gebacken werden.“ Der Bau der neuen Halle ist aber längst beschlossen. 4000 Zuschauer, das geht nur in der Bundesliga.

In Gummersbach hofft alles auf die Mannschaft. „Niemand will dabei sein, wenn der VfL Gummersbach das erste Mal absteigt“, sagt Geschäftsführer Axel Geerken. Ein Abstieg wäre ein Desaster. Nicht nur für den Verein. Auch für die gesamte Region. Die Realität: Tabellenplatz 16, erst drei Siege aus 17 Spielen.

Seit Torwart Goran Stojanovic und Rückraumstratege Drago Vukovic nicht mehr dabei sind, ist es schwer geworden beim VfL. Die beiden verbliebenen deutschen Nationalspieler Adrian Pfahl und Patrick Wiencek wollen schnellstens weg. Wiencek geht zum THW Kiel und Pfahl soll in Hamburg einen Vorvertrag unterschrieben haben. Anfang Dezember haben sie Cheftrainer Sead Hasanefendic entlassen. Dessen Assistent Emir Kurtagic ist jetzt Cheftrainer, zu Beginn der neuen Saison kommt Jan Gorr vom TV Hüttenberg.

In der Liga verfolgt man die Entwicklung mit Sorge. Bohmann: „Wir haben ein Neuverschuldungsverbot beschlossen.“ Verschuldete Klubs müssen gegensteuern, „um das Risiko zu minimieren“. Bohmann hofft, dass die Bundesliga endlich ins öffentlich-rechtliche Fernsehen zurückfindet und für Sponsoren interessanter wird. Erste Gespräche mit der ARD sind für Januar in Köln terminiert.

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