Handballer spielen um alles oder nichts

Nis (dpa) - Geradeaus statt nur vorbei: Vor dem „Alles-oder-nichts-Spiel“ gegen Mazedonien hat Handball-Bundestrainer Martin Heuberger ein Trickwurf-Verbot für seine Spieler angeordnet.

Mit einfachen Toren soll die Mannschaft am Dienstag im vorentscheidenden Gruppenspiel das drohende EM- und Olympia-Aus verhindern.

„Das ist Kopfsache. Wir dürfen keine Heber und Dreher mehr machen. Das geht in unserer Situation nicht“, sagte Heuberger am Montag einen Tag nach der 24:27-Auftaktpleite im serbischen Nis gegen Tschechien. „Die Tschechen haben es uns vorgemacht: Die sind mit dem Ball ins Tor gesprungen.“

Selbst Kapitän Pascal Hens war gegen die Tschechen mit einem Dreher gescheitert und musste sich einiges vom Bundestrainer anhören. „Da muss er dem Torhüter auch mal den Scheitel ziehen“, forderte Heuberger. Mit seiner Maßnahme traf er zumindest bei Spielmacher Michael Haaß auf offene Ohren. „Da hat er wahrscheinlich Recht“, sagte der Göppinger.

Gegen Mazedonien geht es für die deutsche Mannschaft schon um alles. „Jetzt haben wir eine Situation, die wir nicht wollten“, meinte Horst Bredemeier. Dennoch hat er weiter Vertrauen in Heuberger und seine Spieler. „Ich traue der Mannschaft zu, dass sie das wegsteckt und dass wir am Dienstag neu über das Turnier diskutieren“, erklärte der Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB).

In der Einschätzung war er sich einig mit Heiner Brand. „Noch ist nichts verloren: Die Mannschaft hat noch die Möglichkeit, sich zu steigern und dem weiteren Turnierverlauf einen positiven Aspekt zu geben“, sagte der ehemalige Bundestrainer im Interview mit dem Fernsehsender Sport1. Der DHB-Manager erwartet gegen Mazedonien einen Befreiungsschlag: „Es ist viel Wunsch und Hoffnung, dass es da klappt. Ich gehe davon aus, dass die Mannschaft sich fängt. Das haben sie in den vergangenen Turnieren auch immer wieder geschafft.“

Der Druck auf die deutsche Mannschaft ist nach dem phasenweise erschreckenden Auftritt gegen Tschechien gewachsen. Ein weiterer Patzer würde unweigerlich alle Olympia-Träume platzen lassen. Dies wäre historisch, denn noch nie fand ein olympisches Handball-Turnier ohne eine deutsche Männer-Mannschaft statt. Und es wäre ein Tiefpunkt fünf Jahre nach dem WM-Titel.

Bei einer Niederlage gegen die Mazedonier droht auch das Vorrunden-Aus - auch das hat es bislang bei einer EM noch nicht gegeben. Heuberger, unter dessen Regie die deutschen Handballer in sechs Spielen erst einmal gewonnen haben, verbreitet dennoch Optimismus, ohne zu erklären, worauf dieser sich gründet. „Darin liegt unsere Chance, dass wir das Hop- oder Top-Spiel haben“, erklärte er.

Am Vorabend hatte sich die deutsche Mannschaft schon einen Eindruck vom kommenden Gegner gemacht, der sich mit unbändigem Einsatz ein 26:26 gegen den WM-Vierten Schweden erkämpfte. Die Vorstellung der Mannen um den WM-Torschützenkönig Kiril Lazarov war auch angesichts der eigenen Leistung wenig ermutigend für die DHB-Auswahl.

„Die sind heiß wie Frittenfett. Das ist Wahnsinn“, stellte Spielmacher Haaß fest. Angetrieben von den 4000 frenetischen Fans aus der Heimat bot Mazedonien dem Gruppenfavoriten Schweden Paroli, kämpfte sich auch nach Rückständen ein ums andere Mal zurück. „Das ist für uns ein Auswärtsspiel. Aber mit so einer Atmosphäre müssen wir klarkommen“, meinte der Spielmacher und fügte an: „Wir brauchen eine Mischung aus kühlem Kopf und Kampf annehmen.“

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