Handballer gehen forsch ins Lernspiel

Granollers (dpa) - Martin Heuberger macht aus seiner Bewunderung kein Geheimnis: Frankreich verkörpert für den Bundestrainer das Nonplusultra des Welthandballs.

„Wenn ich das Auftreten hier bei dieser WM in Spanien sehe, ist es beeindruckend, mit welcher Souveränität die ihre Spiele absolvieren. Die spielen locker-flockig diese Spiele weg“, sagte er mit einem Leuchten in den Augen. Am Freitag steht Heuberger mit seiner Auswahl bei der WM dem Team der Extra-Klasse gegenüber. In Barcelona spielt der EM-Siebte zum Vorrunden-Abschluss gegen den Titelverteidiger um den Gruppensieg.

„Man kann mit einer gewissen Lockerheit in das Spiel reingehen. Schön ist es, wenn wir gewinnen, aber es ist auch kein Beinbruch, gegen Frankreich zu verlieren“, sagte Heiner Brand am Donnerstag. Der Sportmanager des Deutschen Handballbundes (DHB) hält nach dem vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale die Runde der letzten Acht für realistisch. „Wenn ich die voraussichtlichen Achtelfinal-Gegner sehe, ist das kein Selbstläufer. Aber bei entsprechender Leistung und gesundem Selbstvertrauen haben wir sicherlich die Möglichkeit, ins Viertelfinale zu kommen“, meinte der ehemalige Bundestrainer.

„Man muss sagen, Frankreich ist eine Übermannschaft“, meinte Torhüter Silvio Heinevetter. „Da sind so viele Weltklassespieler drin. Das ist schon eine Augenweide, denen zuzusehen“, sagte Heuberger und hätte wohl am liebsten mit der Zunge geschnalzt. Einzig ein Sieg gegen das Team mit den vier goldenen Sternen auf dem Trikot für die vier WM-Titel würde der deutschen Mannschaft Platz eins und so als Achtelfinal-Kontrahenten den Vierten der Gruppe B bescheren.

„Für uns ist das Frankreich-Spiel nur ein Lernspiel. Da können wir nur mit der gleichen Begeisterung und Einsatzfreude dagegenhalten und uns hoffentlich mit einem guten Ergebnis im Rhythmus halten für das Achtelfinale“, sagte Heuberger und fügte an: „Es kommt eine Mannschaft, die nicht unsere Kragenweite ist. Für unseren im Umbruch befindlichen Kader ist es eine große Herausforderung, gegen die weltbeste Mannschaft zu spielen. Ich möchte, dass die Mannschaft forsch auftritt.“

Die Franzosen haben ihre bisherigen vier Spiele gewonnen. Und nur zum Auftakt gegen Tunesien mussten sie sich anstrengen. „Wir wissen natürlich, dass wir uns noch steigern müssen, denn gegen Deutschland wird es ein anderes Stück Arbeit als in den letzten drei Spielen“, erklärte Torhüter Thierry Omeyer vom THW Kiel.

Der nach dem Olympiasieg von London erwartete Umbruch ist weitgehend ausgeblieben. Neben dem 36 Jahre alte Omeyer gehören zur alten Garde sein Torhüter-Kollege Douda Karaboue (37), Abwehrchef Didier Dinart (35) sowie Welthandballer Daniel Narcisse (33) und Jerome Fernandez (35). Der jüngst in einen Wettskandal verwickelte ehemalige Welthandballer Nikola Karabatic ist zwar erst 28 Jahre alt, hat jedoch auch mehr als 200 Länderspiele bestritten. Und ein Ende ihrer Ära scheint nicht in Sicht. „Wir sind noch da. Wir sind noch nicht satt. Wenn man gewinnt, will man immer mehr, mehr, mehr. Wir haben viele Spieler, die nur an Siege denken“, sagte Omeyer.

Doch Bange machen gilt nicht. „Das haben wir schon gesehen: Wenn man da mit Angst rangeht, geht man gnadenlos unter“, sagte Spielmacher Michael Haaß. Frohen Mutes und gut gelaunt erschienen die deutschen Spieler am Tag nach der vorzeitigen Qualifikation fürs Achtelfinale zum Training. Der entscheidende 29:21-Sieg gegen Montenegro hatte die letzten Verkrampfungen gelöst. Trotz empfindlicher Kühle hatten die Mannen um Haaß Spaß beim Fußball. Nur Abwehrchef Oliver Roggisch und Rechtsaußen Patrick Groetzki übten wegen Blessuren abseits des Spielfeldes mit Physiotherapeut Peter Gräschus. Ihrem Einsatz gegen Frankreich steht jedoch nach Auskunft des Bundestrainers nichts im Wege.

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