Handball-WM: Der Klassenunterschied

Nach dem 23:30 gegen Frankreich kann das DHB-Team das Halbfinale nicht mehr erreichen.

Kristianstad. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Pascal Hens trottete in der 47. Minute während einer Spielunterbrechung über das Feld. Der Kapitän des deutschen Teams schüttelte mehrfach den Kopf und hob die Arme, als wollte er sagen: „Ich weiß auch nicht, was ich noch tun soll.“ Kurze Zeit später saß er ratlos auf der Auswechselbank.

Hilflos, ohne Glück und vor allen Dingen ohne Klasse agierte der gesamte deutsche Rückraum gegen den Titelverteidiger aus Frankreich und bezog beim 23:30 (10:13) eine ebenso verdiente wie heftige Abreibung. Somit muss die deutsche Mannschaft am Donnerstag im letzten Vorrundenspiel gegen Tunesien (18.30 Uhr/ZDF) unbedingt gewinnen, um aus eigener Kraft die Zwischenrunde zu erreichen. Minimalziel war vor der WM Platz sieben — und damit das Erreichen eines Olympia-Qualifikationsturniers.

„Die waren ganz klar besser“, kommentierte Holger Glandorf die Schlappe. Auch Michael Haaß erkannte die Überlegenheit an: „Für uns gab es überhaupt kein Durchkommen.“ Michael Kraus ergänzte: „Es war schon demoralisierend, wie früh wir aus dem Spiel waren.“ Bundestrainer Heiner Brand ärgerte sich mächtig: „Mit der ersten Halbzeit kann ich gerade noch leben, über die zweite Hälfte bin mehr als enttäuscht, das war desolat. Wir können auf diesem Niveau leider nicht mithalten.“

Beobachter konnten mit der Mängelliste aus dem Spanien-Spiel auch den Klassiker gegen Frankreich analysieren. Wieder haperte es im Rückraum, wieder fehlten Hens, Kraus und Glandorf das Tempo, die Genauigkeit und der Torabschluss, um die beste Defensive des Planeten um Didier Dinart zu beschäftigen.

Zumindest 15 Minuten hielt die deutsche Deckung gegen die Einzelkönner Fernandez, Karabatic, Accambray und Barachet dicht. Frankreich arbeitete mit einer stoischen Ruhe seine individuellen Fähigkeiten am Gegner ab und zog nach dem Seitenwechsel (10:13) auf 12:20 (43.) davon.

Fortan sezierten Karabatic und Kollegen die deutsche Abwehr mit dem größten Vergnügen, ungelenke deutsche Fouls standen dem gegenüber. Nicht erst jetzt wurden Erinnerungen an die 26:36-Demütigung im kleinen Finale bei der EM 2008 wach. „Wir haben als Mannschaft nicht funktioniert. Bisweilen hatte ich den Eindruck, dass keiner wusste, was sein Nebenmann tat“, gestand Kapitän Hens.

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