Handball-Spitze wie gelähmt

Die Fronten im DHB sind nach der missglückten WM-Bewerbung verhärtet. Vor der Wahl des Präsidiums herrscht Funkstille.

Bielefeld. Bob Hannings Mitteilungsbedürfnis wird in der Szene von manchen nur kopfschüttelnd ertragen. Oft trifft der in Berlin sehr erfolgreich arbeitende Manager jedoch mit seinen Einwürfen präzise ins Eck.

Der FAZ lieferte Hanning (45), der Mitte September beim DHB-Bundestag dem neuen Präsidium um den designierten Chef Bernhard Bauer als Vizepräsident Leistungssport angehören will, schon vor drei Wochen diese markanten Sätze: „Im Verband haben zu viele sofort eine Erklärung, warum Dinge nicht gehen. Das muss sich ändern. Der DHB ist ein Tanker, der in Hamburg hält, wenn er in Bremen bremst. Wir brauchen ein paar Schnellboote.“

Schmeichelhaft ist eine solche Beschreibung nicht für die Amtsinhaber in der Dortmunder Verbandszentrale. So überrascht es kaum, dass es kurz vor der geplanten Übergabe der Geschäfte zum Frontalzusammenstoß gekommen ist. Die erst vergangene Woche bekannt gewordene Bewerbung Deutschlands um die Austragung der Männer-Weltmeisterschaft 2019 ist erst einmal hinfällig, weil Bauer und Hanning diese offenbar ohne Wissen der Altvorderen platzierten.

Noch-Präsident Ulrich Strombach (69), ein Rechtsanwalt aus dem Bergischen Land, hat die Bewerbung, die von einem „nicht befugten und damit in diesem Fall nicht kompetenten Mitarbeiter des DHB“ (Strombach) auf der Internetseite des Weltverbandes IHF hinterlegt wurde, jedenfalls zurückgezogen. Vollbremse in Altona, Stopp in Hamburg, Landungsbrücken!

Der Kapitän weiß seine Offiziere sogar „einstimmig“ hinter sich. Die Absichtserklärung sei „nicht vom DHB-Präsidium autorisiert und damit nicht wirksam“. Überrumpelt haben sie sich gefühlt, so viel ist klar, aber die Wahrnehmung brüskiert worden zu sein, kennt jetzt auch Bauer mit seinem Schattenkabinett.

„Ich verstehe den Ärger von DHB-Präsident Ulrich Strombach und seiner Präsidiumskollegen, aber es ging uns einzig und allein um das Wahren von Fristen“, erklärte Bauer (62) am Dienstag auf der Internetseite des Verbandes. Am Montag hatte es noch geheißen, Bauer habe selbst von dem Vorstoß erst aus den Medien erfahren.

Die Phase des Übergangs an der Spitze im Handballverband ist inzwischen geprägt von Funkstille. Die Chancen für die sofortige Umsetzung des dringend erforderlichen Kurswechsels nach verpasster Qualifikation der Männer-Auswahl für Olympia 2012 und EM 2014 waren schon einmal besser. Im Februar hatte Strombach seinen potenziellen Nachfolger Bauer als „sehr geeigneten und fähigen Kandidaten, mit dem ich immer sehr gut zusammengearbeitet habe“, gelobt. Offiziell begründete Strombach sein Einschreiten nun damit, dass den DHB die Ausrichtung der Frauen-WM 2017 auslaste.

Dass sich Brasilien zutraut, innerhalb eines vergleichbaren Zeitraums Mega-Ereignisse wie Fußball-WM (2014) und Olympische Spiele (2016) zu stemmen, beflügelte die Phantasie des Gummersbachers keineswegs. Allerdings will Strombach der künftigen DHB-Spitze über einen Antrag auf Verlängerung der Bewerbungsfrist (2. September 2013) den Weg zur WM 2019 in Deutschland offen halten.

Er beharrt aber darauf: „Sich für ein solches Großereignis wie eine Männer-WM zu bewerben, das nur 13 Monate später stattfindet, zeugt nicht von einer Reflektion der Gesamtumstände eines ehrenamtlich geführten Verbandes.“ Das ist genau die von Hanning monierte Art der Erklärung, warum etwas nicht geht. Dabei hatten Bauer und er mehrfach betont, dass sie die Hauptamtlichkeit forcieren werden.

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