Handball Handball-Nationalmannschaft: 16 für ein Halbfinale — oder mehr

Stuttgart. Der frühere Kreisläufer des Bundesligisten VfL Pfullingen Axel Kromer, der am Donnerstag seinen 41. Geburtstag feierte, ist im Deutschen Handballbund (DHB) der neue Sportdirektor.

Training der Handballnationalmannschaft am 10.01.2018 in der Sporthalle „Fuchsbau“ in Berlin. Torhüter Silvio Heinevetter (r) und Uwe Gensheimer (2.v.r.) trainieren mit dem Team.

Training der Handballnationalmannschaft am 10.01.2018 in der Sporthalle „Fuchsbau“ in Berlin. Torhüter Silvio Heinevetter (r) und Uwe Gensheimer (2.v.r.) trainieren mit dem Team.

Foto: Soeren Stache

Zu seinen Kernaufgaben zählen die Steuerung der A-Nationalmannschaften sowie der weitere Aufbau und die Entwicklung der Spitzensportstrukturen, der Lehre und der wissenschaftlichen Begleitung des Handballs. Schon zuvor war der Diplom-Sportwissenschaftler und A-Lizenz-Trainer aus Mössingen in vielen Funktionen für den DHB tätig — so seit 2015 als Chef-Bundestrainer für den männlichen Nachwuchs und bis zum März 2017 Co-Trainer des Bundestrainers Dagur Sigurdsson. Damit war er am EM-Titelgewinn 2016 beteiligt.

Kromer ist nach wie vor ganz nah an der Nationalmannschaft dran und lobt für den Titelverteidiger als Minimalziel das EM-Halbfinale aus: “Wir wären unzufrieden und traurig, wenn wir nicht das Halbfinale erreichen würden. Aber es wird kein Selbstläufer. Wir wissen, dass wir aktuell eine gute Mannschaft haben, aber die EM ist das Turnier mit der größten Leistungsdichte in der Spitze, sodass man nicht unbedingt etwas falsch gemacht haben muss, wenn man für den Halbfinal-Einzug die Hauptrunde nicht als Zweitbester überstanden hat.„ Exklusiv für den GEA stellt Kromer die ersten 16 Spieler des deutschen 28er-Kaders vor:

Silvio Heinevetter (33, Torhüter, Füchse Berlin): “Im öffentlichen Bild ist er kein Mainstream-Typ, weil er sich vor nichts, auch nicht vor einer psychologischen Kriegsführung scheut, die selbst für ihn negativ rüberkommt. Aber er ist extrem ehrgeizig und tut alles für seine Mitspieler. Er ist der schnellkräftigste Torhüter, der beeindruckende Paraden und Dinge zeigt, die andere einfach nicht können.„

Andreas Wolff (26, THW Kiel, Torhüter): “Er ist mit seinen super Leistungen beim EM-Titelgewinn vor zwei Jahren zum absoluten Sport- und Medienstar aufgestiegen. Mit seinem Wechsel von Wetzlar zum THW Kiel kam für ihn persönlich aber eine Schattenzeit, weil er sich hinter dem dänischen Weltklasse-Keeper Niklas Landin anstellen musste. Seinen Ärger darüber hat er deutlich öffentlich angeprangert, so wie er auch für die EM sein Ziel, wieder den Titel zu gewinnen laut formuliert hat. Das ist nicht naiv, sondern auch er ist eine Persönlichkeit, wie sie der Sport braucht. So ist er nicht in ein Leistungsloch gefallen, sondern hat sich zuletzt mit Kiel in der Champions League und in der Nationalmannschaft exzellent präsentiert.„

Uwe Gensheimer (31, Paris St. Germain, Linksaußen): “Er ist ein Superstar, der sich selbst aber nicht als Superstar versteht, obschon er im Starensemble von Paris sogar der Torschützenkönig ist. Intern ist er sich bei der Nationalmannschaft für nichts zu schade. Übers Sportliche braucht man bei diesem Weltklassemann nicht zu reden, denn er hat Wurfvarianten drauf, die man sonst nie sieht: Er bietet seit Jahren und in seinen bislang 145 Länderspielen mit 664 Toren ein konstant hohes Leistungsniveau.„

Maximilian Janke (24, Rückraum links, SC Leipzig): “Er ist unser Newcomer und erst zehn Tage vor dem Abflug zur EM in den Kader nachgerutscht. Er hat in den beiden Länderspielen gegen Island ohne Hemmungen gespielt und beeindruckend mannschaftsdienlich agiert. Er ist angriffsstark und dazu variabel in der Abwehr sowohl im Innenblock wie auf der Halbposition einsetzbar.„

Julius Kühn (24, Rückraum links, (MT Melsungen): “Für mich ist der Torjäger praktisch seit seiner Geburt wegen seiner Qualitäten ein Stamm-Nationalspieler. Er wurde vor zwei Jahren nachnominiert und war am Wunder von Polen maßgeblich beteiligt. Seither hat er sein hohes spielerisches Niveau gehalten und ist einer der gefährlichsten Rückraumschützen.„

Paul Drux (22, Rückraum links, Füchse Berlin): “Er ist schon ein erfahrener Jungstar und ihn zeichnet sehr viel Fleiß und Arbeit aus. Er analysiert im Spiel gut, trifft gute Entscheidungen, kann schon ein Spiel steuern und dazu auf verschiedenen Positionen decken.„

Steffen Fäth (27, Rückraum Mitte, Füchse Berlin): “Er hat bei der EM 2016 eine Riesenleistung gezeigt, aber seither auch verletzungsbedingt sportlich Schwankungen erlebt. Er ist ein introvertierter, schweigsamer Typ, aber sehr wurfgewaltig und torgefährlich. Er trägt zudem richtig geniale Momente in sich, die nicht aus dem Lehrbuch stammen.„

Philipp Weber (25, Rückraum Mitte, SC Leipzig): “Er war so ein bisschen einschlampiges Genie. Doch seit mehreren Monaten zeigt er die Leistung, die von ihm erhofft wurde. Er besitzt eine unglaubliche Explosionskraft, einen harten Wurf und beobachtet und reagiert gut selbst im höchsten Spieltempo. Er kann bei der EM positiv überraschen.„

Kai Häfner (28, Rückraum rechts, Hannover Burgdorf): “Im Rückraum rechts hatte Bundestrainer Christian Prokop die größte Qual der Wahl, weil wir da so viele gute Leute besitzen. Doch Kai ist der Spieler, von dem wir uns die meisten Tore ohne Kontakt aus der Ferndistanz erhoffen. Er ist schnell, besitzt famose Zweikampf-Qualitäten, ist in der Abwehr auf der Halbposition wichtig, um selbst ins schnelle Tempospiel zu kommen und macht dazu tolle Kreisanspiele.„

Steffen Weinhold (31, Rückraum rechts, THW Kiel): “Er ist neben Uwe Gensheimer der erfahrenste Feldspieler des DHB, intelligent, körperlich fit, spritzig und geht unglaublich gerne, auch wenn er Gefahr läuft sich zu verletzen, in Zweikämpfe, die er variabel löst. Er nimmt die Rolle eines versteckten Spielmachers ein.„

Patrick Groetzki (28, Rechtsaußen, Rhein-Neckar Löwen): “Er ist wahnwitzig schnell im Gegenstoß und gut in der Außenverteidigung. Zudem schwimmt er mit den Rhein-Neckar Löwen auf einer Erfolgswelle, ist dort Aushängeschild und zu einer Persönlichkeit gereift.„

Tobias Reichmann (29, Rechtsaußen, MT Melsungen):
“Er hat sich bei der EM 2016 auch durch seine hervorragende Siebenmeter-Quote in den Fokus der deutschen Öffentlichkeit gespielt. Dazu besitzt er eine beeindruckende Sprungkraft kann er sich Abwurfpositionen erspringen, sodass der Torhüter nur schlecht parieren kann.„

Jannik Kohlbacher (22, Kreisläufer, HSG Wetzlar): “Er durchläuft seit Jahren die DHB-Eliteförderung und überzeugt in der Abwehr auf der Halbposition nicht mit seiner Größe, sondern mit seiner Kraft. Er läuft im Angriff in jede Lücke, verfügt über ein fantastisches Stellungsspiel, ist so fang- und wurfsicher, dass er nicht zu stoppen ist, selbst wenn der Gegner an seinen Armen hängt — offensiv Weltklasse.„

Patrick Wiencek (28, Kreisläufer, THW Kiel): “Vorne ist er ebenso wichtig wie in der Abwehr. Dort hat er eine Führungsposition, denn er ist eine absolute Bank im Innenblock und gibt klare Signale an seine Mitspieler. Er ist ein ganz lieber Mensch und investiert unheimlich viel für die Mannschaft.„

Hendrik Pekeler (26, Kreisläufer, Rhein-Neckar Löwen): “Er hat dank des Schweizers Andy Schmid, der als der wohl beste Bundesligaspieler bei den Löwen sein kongenialer Partner ist und von dessen Anspielen er profitiert, eine tolle Entwicklung genommen. Er ist auch dank seiner Körpergröße von 2,03 Metern variabel in der Abwehr einsetzbar und kann sofort von der 5:1- auf die 6:0-Abwehr wechseln. Dazu hat er ein hervorragendes Stellungsspiel.„

Bastian Roschek (26, Kreisläufer, SC Leipzig): “Er hat in den Tests gegen Island sein Debüt in der Nationalmannschaft gefeiert. Da er mit zu den ganz stabilen und ziemlich flinken Abwehrspielern zählt, übernimmt er vor allem in der Defensive und im offensiven Umschaltspiel eine wichtige Rolle. Er läuft ganz viele Wege und stopft alle Löcher.„

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