Deutschlands goldene Handball-Helden - Keeper Wolff überragt

Krakau (dpa) - In der Kabine floss der Schampus schon vor der Siegerehrung in Strömen - als Deutschlands neue Handball-Helden die EM-Trophäe in den Händen hielten, begann die Nonstop-Party so richtig.

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Die jüngste Mannschaft des Turniers hat ihren sensationellen Auftritt bei der EM in Polen mit dem Titel gekrönt und nach Angelique Kerbers Tennis-Triumph bei den Australian Open ein denkwürdiges Wochenende für den deutschen Sport perfekt gemacht.

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„Mit Ihnen freut sich ganz Deutschland über diesen beeindruckenden Erfolg“, gratulierte Bundespräsident Joachim Gauck: „Sie können mit Recht stolz auf diese großartige Leistung sein. Feiern Sie diesen Sieg!“ Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schrieb der Mannschaft ins Stammbuch: Sie habe im Finale alles gezeigt, was sie auszeichnet: „Kampfesstärke, Leidenschaft und vor allem Teamgeist.“

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Dank des schier unüberwindbaren Keepers Andreas Wolff und einer grandiosen Teamleistung deklassierte die DHB-Auswahl den zweimaligen Weltmeister Spanien mit 24:17 (10:6). Es ist der größte Erfolg für den Deutschen Handballbund seit dem WM-Titel 2007. Mit der Goldmedaille um den Hals und dem Direktticket für die Olympischen Spiele in Rio in der Tasche darf sich die DHB-Auswahl an diesem Montag bei ihrer Rückkehr in Berlin feiern lassen.

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„Es ist natürlich ein überragendes Gefühl. Eine großartige Leistung der ganzen Mannschaft“, sagte Erfolgstrainer Dagur Sigurdsson: „Ich bin sehr, sehr stolz.“ Um 19.37 Uhr durfte Ersatzkeeper Carsten Lichtlein am Sonntagabend im rot-goldenen Konfettiregen der Krakauer Arena als erster der neuen deutschen Handball-Heroen die EM-Trophäe hochrecken. „Ich ziehe meinen Hut vor dieser herausragenden Leistung“, erklärte Bundesinnenminister Thomas de Maizière.

In schwarzen Titel-T-Shirts genossen die Spieler um den überragenden Wolff jeden Moment, sie herzten die Fans, Freunde und Familienmitglieder. „Wir haben eine Euphorie in Deutschland entfacht, und die ist auch zu uns rübergekommen“, sagte Wolff in der ARD.

Und so spielten sie mit einer Souveränität vor 15 000 Zuschauern, die den Spaniern die wenigsten Tore in einem Finale der EM-Historie erlaubte. „Ich glaube, es ist eine der größten Sensationen im deutschen Handball. Da muss man mit Superlativen nicht sparen“, meinte Ex-Handballstar und TV-Experte Stefan Kretzschmar. In den ersten 30 Minuten kamen die Iberer gerade mal auf sechs Tore. So wenige oder noch weniger Gegentreffer gab es bei allen vorangegangenen 47 EM-Spielen in Polen nur einmal (Frankreich - Weißrussland zur Pause 20:5). In einem EM-Finale passierte das aber auch noch nie. „Da steht eine deutsche Mauer“, meinte Kretzschmar.

Wenn nicht an der 6:0-Deckung, dann scheiterten die Spanier an Torwart Wolff: „Heute war das wichtigste Spiel aller wichtigen Spiele“, sagte er. Zwischenzeitig kam der 24-Jährige auf 56 Prozent parierter Würfe, als hätte er noch einmal bestätigen wollen, warum er vor dem Anpfiff bereits ebenso wie Rechtsaußen Tobias Reichmann ins Allstar-Team gewählt worden war.

Selbst wenn die Spanier ihrerseits mal trafen, die von Sigurdsson perfekt eingestellt Deutschen hatten stets die richtige Antwort. So wie Deutschlands erfolgreichster Werfer, Kai Häfner, als er mit seinem siebten Treffer eine gute Viertelstunde vor Schluss wieder eine recht beruhigende Sieben-Tore-Führung herstellte.

Worauf es ankam, um zum zweiten Mal nach 2004 den EM-Titel nach Deutschland zu holen, war von Beginn an klar. „Wir müssen eine sehr starke Abwehr haben“, betonte Sigurdsson unmittelbar vor dem Anpfiff. Und seine Jungs setzten das brillant um, erlaubten den Spaniern in den ersten sechs Minuten der Partie nicht einen einzigen Treffer. Erst per Siebenmeter überwanden die Iberer erstmals den überragenden Wolff. Nach rund elfeinhalb Minuten folgte das erste Feldtor. Die Spanier verzweifelten, die Deutschen, die zu Beginn der EM das erste Duell noch mit 29:32 verloren hatten, wirkten unschlagbar.

„EUROPAMEISTER!! Ihr seid der absolute Wahnsinn! Glückwunsch“, twitterte Fußball-Weltmeister Bastian Schweinsteiger. „Glückwunsch @DHB_Teams #Europameister #GERESP #BadBoys #miasanalleeuropameister“, schrieb der deutsche Fußball-Rekordmeister FC Bayern München.

Weit vor dem Ende hüpften die Spieler freudetrunken an der Seitenlinie. „Es war eine unglaubliche Leistung“, meinte DHB-Vizepräsident Bob Hanning. „Diese Mannschaft hat heute Geschichte geschrieben.“

Zur Belohnung sollte es am Abend zum Essen zu einem Italiener gehen, um 14.20 Uhr an diesem Montag werden die Goldmedaillengewinner auf dem militärischen Teil des Flughafens in Berlin-Tegel erwartet, ehe es zur großen Feier in die Max-Schmeling-Halle geht. So schnell wird Party für die neuen EM-Helden nicht vorbei sein.

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