Deutschland bei der Handball-WM: Plötzlich der Geheimfavorit

Die deutsche Mannschaft ist gegen Mazedonien von Beginn an Herr der Lage. Und wenn nicht, rettet Torhüter Heinevetter.

Barcelona. Deutschlands Handballer stehen bei der WM in Spanien im Viertelfinale und haben sich vom Außenseiter zum Geheimfavoriten gemausert. Im Achtelfinale besiegte die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) am Sonntag in Barcelona den EM-Fünften Mazedonien souverän mit 28:23 (13:9). Nach dem fünften WM-Sieg spielt das Team von Bundestrainer Martin Heuberger am Mittwoch in Saragossa um den Einzug ins Halbfinale. Den Gegner ermitteln am Montag Gastgeber Spanien und der EM-Zweite Serbien.

Vor rund 8200 Zuschauern waren Stefan Kneer (5) und Kevin Schmidt (4/2) beste Torschützen im deutschen Team, das sich am Freitag mit einem 32:30-Coup gegen Titelverteidiger Frankreich den Sieg der Vorrundengruppe A gesichert hatte. „Ich bin erleichtert“, sagte Heuberger. „Ich bin stolz auf die Mannschaft, die wirklich gefightet hat.“ Seine Schützlinge hätten „sich nicht aus der Ruhe bringen lassen“. Schmidt lobte einen „Super-Heinevetter im Tor“ und unterstrich: „Das war die Grundlage.“

Die Mazedonier hatten am Vortag auf dem Weg nach Barcelona eine Odyssee zu bewältigen. Wegen Unwetterschäden an der Bahnstrecke von Sevilla nach Madrid war der EM-Fünfte auf Umwegen in den Achtelfinal-Spielort umgezogen und erst mit mehrstündiger Verspätung im Mannschafts-Quartier angekommen.

Im Stil einer routinierten Mannschaft startete die DHB-Auswahl in das Spiel. Im Gegensatz zum knappen 24:23-Erfolg gegen Mazedonien vor Jahresfrist bei der EM in Serbien war das Team um Kapitän Oliver Roggisch von der ersten Minute an Herr der Lage und zog sofort mit 4:0 (7.) davon.

Insbesondere die Abwehr warGarant dafür, dass die Mazedonier nicht ihr Angriffsspiel aufziehen konnten. Roggisch und Co. verhinderten alle Kombinationsansätze des EM-Fünften, dessen Rekord-Torjäger Lazarov in der ersten Hälfte nur sporadisch zum Zuge kam. Und wenn doch mal ein Wurf der Mazedonier auf das deutsche Tor kam, verhinderte Schlussmann Silvio Heinevetter mit teils spektakulären Paraden einen Erfolg. Der Berliner meisterte in den ersten 30 Minuten 52 Prozent aller gegnerischen Torwürfe.

Dabei verkraftete die deutsche Mannschaft auch den Ausfall von Rückraumspieler Sven-Sören Christophersen, der nach einem Zusammenprall mit lädiertem Knie vom Platz musste. Dennoch erspielte sich der EM-Siebte einen 11:5-Vorsprung (23.) und ging mit einer 13:9-Führung in die Kabine. Nach dem 17:11 (37.) geriet das deutsche Angriffsspiel bedrohlich ins Stocken. Mazedonien nutzte die Schwächephase rigoros aus und verkürzte Tor um Tor. Erst beim 18:16 (43.) löste Heinevetter mit einem gehaltenen Konter wieder die Verkrampfungen.

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