Bob Hanning: Ich bin als Präsident völlig ungeeignet

Berlin (dpa) - Bob Hanning, Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB), hat unmittelbar nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub den Rücktritt von Präsident Bernhard Bauer sehr bedauert.

Bob Hanning: Ich bin als Präsident völlig ungeeignet
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Im Interview der Deutschen Presse-Agentur äußerte sich der Leistungssportchef auch dazu, dass die als Rücktrittsgrund genannten Egoismusvorwürfe auf ihn gemünzt seien.

Sie waren beim Rücktritt von Bernhard Bauer vor eineinhalb Wochen im Urlaub. Wo und wie haben Sie vom seinem Rücktritt erfahren?

Bob Hanning:Ich habe auf den Malediven davon erfahren durch einen Anruf des Ligapräsidenten Uwe Schwenker.

Wie war Ihre Reaktion darauf?

Hanning:Ich war erstmal überrascht vom Rücktritt von Bernhard Bauer und habe das sehr bedauert, da ich der vollen Überzeugung bin, dass das der richtige Mann auf der Position war.

In der Pressemitteilung des DHB hat Bernhard Bauer Egoismen verschiedener Personen als Grund für seinen Rücktritt genannt. Sehen Sie das auch so?

Hanning:Ich bin bereit, mich zu jeder Art von Sachthemen zu äußern. Ich bin nicht bereit, mich über persönliche Dinge auseinanderzusetzen. Sachthemen ja, weil ich davon überzeugt bin, dass man sich in der Sache streiten kann, aber persönliche Streitereien nie zielführend sind.

Bernhard Bauer hatte in seinem Brief an alle Präsidiumsmitglieder Egoismusvorwürfe erhoben. Als Sie das gelesen haben, haben Sie gedacht: Auweia, jetzt habe ich den Präsidenten gestürzt?

Hanning:Das habe ich überhaupt nicht gedacht. Das kann ich gar nicht. Im Gegenteil: Ich habe das sehr, sehr bedauert, dass er diesen Schritt gemacht hat. Und ich wünsche ihm für seine Zukunft alles Gute.

Sie sehen sich also nicht als Königsmörder?

Hanning:Nochmals: Ich bin bereit, mich über Sachthemen zu äußern. Ich beteilige mich nicht an Spekulationen.

Es gab zwischen Ihnen und Bernhard Bauer Differenzen, die bei der Männer-WM in Katar offen zutage getreten sind. Waren die Differenzen ausgeräumt? Oder kommt daher der Vorwurf der Egoismen?

Hanning:Es gab den gemeinsamen Wunsch einer Lösung, die vom Präsidium herbeigeführt worden ist. In einer Gruppe sollten Regeln besprochen werden. Allerdings haben die zwei angesetzten Termine nicht stattfinden können. Ich war jederzeit bereit, mich an die Spielregeln zu halten.

Nach dem Rücktritt gab es öffentlich Vorwürfe, Sie seien kein Teamplayer. Wie sehr trifft Sie das?

Hanning:Das kam im Dialog mit meinen Präsidiumskollegen so nicht vor.

Bleiben Sie Vizepräsident Leistungssport oder treten Sie jetzt auch zurück?

Hanning:Ich bleibe auf jeden Fall Vizepräsident Leistungssport. Es gibt aus meiner Sicht überhaupt keinen Grund, die mit dem Präsidium eingeschlagene erfolgreiche Arbeit nicht fortzusetzen. Im Gegenteil: Ich bin hochmotiviert, den erfolgreichen Weg weiter zielführend mitzugestalten. Wir sind auf dem richtigen Weg und wollen das fortsetzen - auch mit der Männer- und Frauen-Nationalmannschaft. Dafür werde ich gebraucht, und dafür habe ich auch die komplette Rückendeckung der Liga.

Wie geht die Arbeit des Präsidiums jetzt weiter?

Hanning:Die Arbeit des Präsidiums geht ganz normal weiter. Alle Positionen sind durch kompetente Leute maximal gut besetzt. Dadurch, dass wir mit Mark Schober einen Generalsekretär haben, der hauptamtlich arbeitet und die Aufgaben des Präsidenten teilweise übernehmen kann, entsteht kein Vakuum. Die Präsidiumsmitglieder werden sich einigen, wer in Abwesenheit von Bernhard Bauer welche Aufgaben so lange wahrnimmt, bis ein neuer Präsident gewählt ist. Es war ja nicht allein Bernhard Bauer, der erfolgreich war, sondern ein Präsidium. Bernhard Bauer hat es maßgeblich geprägt und auch herausragende Arbeit geleistet. Aber Gott sei Dank besteht das Präsidium aus vielen guten Leuten.

Es hat zwei Jahre gedauert, mit Bernhard Bauer einen Nachfolger für Ulrich Strombach zu finden. Warum wird es diesmal nicht so lange dauern?

Hanning:Jeder spürt diesen Aufbruch, jeder spürt diese Entwicklung. Ich glaube - das ist anders als früher -, dass es genügend Kandidaten geben wird, die sich für dieses Amt zur Verfügung stellen werden, weil es Spaß und Ehre zugleich ist, so einem Verband anzugehören mit zwei WM im eigenen Land. Ich bin mir sicher, dass die Landesverbände und die Ligen den Richtigen finden.

Heiner Brand und Andreas Thiel haben bereits abgelehnt. Wer könnte denn noch infrage kommen?

Hanning:Ich möchte mich auch da nicht an Spekulationen beteiligen. Ich werde mich erst mal mit meinen Präsidiumskollegen abstimmen. Es ist auch nicht meine Aufgabe, einen vorzuschlagen.

Haben Sie selbst Ambitionen?

Hanning:Ich gehöre genau auf die Position, auf der ich jetzt bin. Dafür bin ich auch gewählt worden. Ich bin als Präsident völlig ungeeignet. Das habe ich nie angestrebt und werde es nie anstreben.

Angeblich gab es auch Differenzen darüber, dass der DHB bei der Wahl des deutschen Olympia-Kandidaten für Hamburg gestimmt hat.

Hanning:Das war ein ganz transparentes Verfahren. Das ist offen und ehrlich geführt worden. Das Präsidium hat sich für Hamburg entschieden. Ich bin sicher, das wir in Hamburg gute Olympische Spiele 2024 erleben werden.

Denken Sie, dass Sie von Ihren Präsidiumskollegen weiterhin die volle Wertschätzung und Unterstützung haben werden?

Hanning:Ich gehe fest davon aus. Daran gibt es für mich keinen Zweifel.

ZUR PERSON:Bob Hanning ist seit September 2013 Vizepräsident Leistungssport im Deutschen Handballbund (DHB). Der 47-Jährige war unter Heiner Brand Co-Trainer der Männer-Nationalmannschaft. Seit 2005 ist der gebürtige Essener Manager des Bundesligisten und DHB-Pokalsiegers Füchse Berlin.

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