Handball-WM: Schmerzhafte Hauptrunde

Kraus verletzt, Pleite gegen Norwegen: Der Einzug in das WM-Halbfinale steht auf der Kippe.

Zadar. Der Einzug ins Halbfinale der Handball-WM war für Deutschland greifbar nahe, schon ein Unentschieden gegen Norwegen hätte am Sonntag gereicht. Das Spiel aber endete mit einer 24:25 (12:12)-Niederlage - und in einem Eklat: Die Schiedsrichter hielten in den letzten Sekunden die Uhr nicht an und nahmen den Deutschen somit die Chance zum Ausgleich. Bereits am Samstag ließ die DHB-Auswahl gegen Serbien fünf Sekunden vor Ende den Ausgleichstreffer zum 35:35 zu.

Morgen muss die DHB-Auswahl gegen Europameister Dänemark (17.30 Uhr, RTL live) gewinnen, um den Halbfinaleinzug zu schaffen. Ein Unentschieden reicht nur, wenn anschließend Polen gegen Norwegen gewinnt oder beide ebenfalls remis spielen. Frankreich und Kroatien haben in Gruppe1 das Halbfinale bereits erreicht.

Bundestrainer Heiner Brand muss im restlichen Turnier auf den mit Verdacht auf Außenbandriss im Sprunggelenk ausgeschiedenen Spielmacher Michael Kraus verzichten, Rückraum-Riese Pascal Hens zog sich eine Muskelverhärtung im linken Oberschenkel zu. Der Einsatz des Hamburgers steht in den Sternen.

Brand machte am Sonntag seinem Ärger nach dem Schlusspfiff mit Furcht erregender Pose Luft. Wutentbrannt stapfte er auf das Spielfeld, hängte sich mit ausgebreiteten Armen und der Mimik eines bitterbösen Waldschrates an die Fersen der Schiedsrichter. Dann besann er sich, trottete enttäuscht zur Bank zurück. Er habe noch nie in seinem Leben jemanden geschlagen, sagte Brand später. "Das wollte ich natürlich auch heute nicht. Aber ich musste mich irgendwie abreagieren."

19 Sekunden Restspielzeit zeigte die Hallen-Uhr, als die Norweger nach dem Anschlusstreffer von Lars Kaufmann den Ball ins Spiel zurückbrachten - in der sicheren Annahme, das Spiel gewonnen zu haben. Doch Linksaußen Havard Tvedten rutschte aus. Der Ball trudelte über die Seitenlinie, es blieben elf Sekunden. Was folgte, wirkte bizarr, unverständlich. Die slowenischen Schiedsrichter Krstic/Ljubic spielten Schicksal. Christian Schöne wollte den Ball schnell nach vorne bringen. Er wurde zurückgepfiffen. Zweiter Versuch, die Uhr lief weiter, noch ein Pfiff. Schöne versuchte es erneut, noch aufgeregter. Dritter Pfiff, drei, zwei, eins: Schluss! Entsetzen in den deutschen Gesichtern. "Einwurf oder Freiwurf, keiner wusste es. Die Schiris hätten mindestens Time-Out geben müssen, ich verstehe gar nichts", wunderte sich der Rechtsaußen.

Zuvor wurde auch Handball gespielt. Die Brand-Maßnahme, Silvio Heinevetter erstmals ins Tor zu stellen, machte sich bezahlt. 17 Bälle stoppte der Magdeburger, sein Gegenüber, der Ex-Kieler Steinar Ege brachte es sogar auf 19 Rettungstaten, vor allem in der Schlussphase steigerte sich der 36-Jährige zum Matchwinner.

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