Handball-WM: Deutschland gegen Dänemark - starker, glückloser Abgang

Zitterspiel: Die entthronten Weltmeister klagen nach dem 25:27 gegen Dänemark erneut über die Schiedsrichter.

Zadar. Die WM-Krone ist weg. Im besten Spiel der deutschen Mannschaft bei der Weltmeisterschaft in Kroatien hätte die DHB-Auswahl beim Finaltag der Hauptrunde den Sieg gegen Dänemark verdient gehabt. Am Ende aber gab es Tränen, weil wieder Schiedsrichter-Willkür einem Erfolg im Wege stand. Die Dänen siegten glücklich mit 27:25 (14:14) Toren und stehen im Halbfinale.

Dennoch hätte es fast noch gereicht für die Deutschen: Nur fünf Sekunden fehlten zum Einzug in die Runde der besten Vier, als beim Stand von 30:30 im anschließenden Spiel die Polen doch noch den Siegtreffer gegen Norwegen erzielten. Damit stand fest, dass das von Bundestrainer Heiner Brand neu formierte Team ein zwar über alle Erwartungen gutes Turnier gespielt hatte, "aber wir stehen wieder einmal mit leeren Händen da", sagte der siebenfache Torschütze Sebastian Preiß mit feuchten Augen.

Seine Enttäuschung und die aller deutschen Spieler schien verständlich. Schon bei der 24:25-Niederlage vom Sonntag gegen Norwegen hatten die Unparteiischen dem Weltmeister um den Lohn gebracht. "Vorgestern sind wir betrogen worden und heute schon wieder, das ist unglaublich bitter", beklagte sich der Lemgoer Kreisläufer. Bis zum 22:22 durch Schröder hatten die rumänischen Unparteiischen Din/Dinu die Partie gut geleitet. Danach fiel nahezu jede Entscheidung zu Gunsten der Dänen aus. Zwei Fouls an dem Kieler Dominik Klein, die zu Siebenmetern hätten führen müssen, wurden nicht geahndet. Dänemark zog in dem durchweg engen Spiel 24:22 davon.

Doch die Brand-Buben ließen nicht locker, Strobel und Preiß glichen aus. Lindberg brachte seine Roten erneut in Front, und als der gute Lars Kaufmann den Ball mit seinem sechsten Treffer ins Tor schmetterte, stand es 25:25. Ein deutscher Sieg war greifbar nahe, als Mads Nielsen eine Zeitstrafe kassierte.

Jetzt umkurvten die Dänen den DHB-Abwehrverband, nur darauf bedacht, Zeit verrinnen zu lassen. Die Schiedsrichter ließen es zu. Als der Wurf doch noch folgte, war Deutschlands Torwart Johannes Bitter als letzte Instanz mit den Fingerspitzen dran. Also Abwurf. Aber: Der Torschiedsrichter entschied auf Ballbesitz Dänemark, sein Kollege im Feld andersherum, nahm die Entscheidung aber wieder zurück. Klavs Bruhn-Jörgensen nutzte eine Zeitstrafe gegen Martin Strobel und brachte den Europameister erneut in Führung.

Torsten Jansen warf nur ans Außennetz, und als Mikkel Hansen 25 Sekunden vor dem Schlusspfiff zum 27:25 traf, hatte das Drama seinen für Dänemark glücklichen, für Deutschland tragischen Ausgang gefunden. Und: Die Dänen waren zum dritten Mal in Folge Endstation für Deutschlands Hoffnungen bei einem großen Turnier.

Brand: "Wir können stolz sein"

Nach der Niederlage gegen Dänemark schlugen die Wellen der Empörung über die Leistung der Schiedsrichter hoch, aber die eigene Leistung wurde überwiegend positiv bewertet. Wir dokumentieren hier einige Stimmen:

Heiner Brand, Bundestrainer: "Großes Kompliment an meine Mannschaft, die die Ausfälle von Kraus und Hens verkraftet und überragend gespielt hat. So wie dieses Team bei der WM aufgetreten ist, kann man nur stolz sein. Heute war es sensationell, wir hatten den Sieg verdient. Die Sache mit Bitter und die nicht gegebenen Siebenmeter bei Klein hätten gereicht. Zu den Schiedsrichtern nur soviel: Ich muss als Trainer aufpassen, was ich sage."

Ulrik Wilbek, Trainer Dänemark: "Ich bin sehr, sehr glücklich über den Halbfinaleinzug. Kämpferisch und von der Einstellung her, hat meine Mannschaft alles gegeben."

Pascal Hens: "Wir haben ein großes Turnier mit viel Herz gespielt. Schade. Die Enttäuschung bei allen Spielern ist sehr groß, man kann nicht mit allem einverstanden sein, was hier abgegangen ist."

Sebastian Preiß: "Jeder hat sich für sein Land zerrissen. Dann dieses bittere Ende, es tut richtig weh."

Lars Kaufmann: "Viele Kleinigkeiten haben dieses Spiel entschieden, wir haben aber auch zu viele Chancen liegen gelassen."

Lars Christiansen, dänischer Linksaußen: "Keine Diskussion, es war ein klarer Torabwurf und natürlich ein klarer Vorteil für uns."

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