Handball: Der erste Millionen-Transfer

Die Anzeichen verdichten sich, dass Weltmeister Nikola Karabatic von Kiel zu den Rhein-Neckar Löwen wechselt. Auch Holger Glandorf soll nach Mannheim wechseln.

Zagreb. Der erste Millionendeal der Handballgeschichte steht kurz vor dem Abschluss: Welthandballer Nikola Karabatic soll vom deutschen Rekordmeister THW Kiel zum Bundesliga-Konkurrenten Rhein-Neckar Löwen wechseln und würde den Norddeutschen damit wohl die erste siebenstellige Ablösesumme der Sportart einbringen. Als bislang teuerster Transfer eines Bundesligisten gilt die Verpflichtung der SGFlensburg-Handewitt von Alen Muratovic vor dieser Saison für geschätzte 700 000 Euro von BM Valladolid.

Wie der "Mannheimer Morgen" berichtet, geht es bei dem spektakulären Karabatic-Transfer nur noch ums Geld. "Karabatic wird ab dem 1. Juli für die Löwen spielen", sagte Löwen-Gesellschafter Jesper Nielsen einem dänischen Fernsehsender: "Er ist die Korsettstange in unserem Projekt, der weltbeste Handball-Klub zu werden."

Da Karabatic, Sohn einer serbischen Mutter und eines kroatischen Vaters, seinen Vertrag in Kiel aber erst 2007 bis 2012 verlängert hat, dürften die Mannheimer ihn nur gegen eine Millionensumme bekommen. Die Kieler Nachrichten schreiben von 1,5 Millionen für den THW und einer weiteren halben Million als Handgeld für Karabatic. Kiels Manager Uwe Schwenker hatte ohnehin bereits angekündigt, seinen Star nur gegen eine ordentliche Mitgift ziehen lassen zu wollen.

Löwen-Manager Thorsten Storm versuchte am Montag erstmal, die Wogen zu glätten und bezeichnete die Aussagen Nielsens als "Wunschvorstellung". Storm: "Es gibt keinen neuen Stand. Es hat vor zwei Wochen ein Gespräch mit dem THW gegeben, und wir haben den Kielern mitgeteilt, dass Nikola und sein Berater auf uns zugekommen sind." Nun stünden finanzielle Forderungen im Raum, zu denen sich die Löwen kurzfristig gegenüber dem THW äußern würden.

Der umworbene Karabatic wollte gleich nach seinem WM-Sieg mit den Franzosen am Sonntag im Finale über Gastgeber Kroatien (24:19) zwar nicht sagen, wohin die Reise geht ("Ich gehe jetzt feiern"), doch sein Berater Bhakti Ong redet schon von Abschied: "Nikola wäre über einen Wechsel glücklich. Wenn sich beide Vereine einigen, kann alles ganz schnell gehen." Auch Karabatic, der die Teamkollegen an der Förde immer auch als seine Freunde bezeichnet, hat seinen Abschied praktisch schon selbst eingeleitet.

Auf seiner Internetseite warf er den Kieler Verantwortlichen um Manager Uwe Schwenker zuletzt Wortbruch vor, da man Trainer Noka Serdarusic nicht wie versprochen gehalten habe. Schwenker bestreitet, derartige Absprachen mit dem Rückraumspieler überhaupt getroffen zu haben. Fakt ist aber, dass Serdarusic, mit dem Karabatic praktisch eine Vater-Sohn-Beziehung verbindet, ab der kommenden Saison nun die Löwen trainiert.

Mit Karabatic soll auch dessen bester Freund, der Slowene Vid Kavticnik vor einem Wechsel vom THW zu den Löwen stehen. Zudem sollen die Löwen mit dem international begehrten deutschen Nationalspieler Holger Glandorf von der HSGNordhorn einig sein. Der Linkshänder hatte betont, nach der WM über seine Zukunft zu entscheiden.

Der Karabatic-Wechsel würde den THW sportlich zwar schwer treffen, finanziell aber auch neue Möglichkeiten eröffnen. Vor zwei Jahren hatte der THW-Schwede Kim Andersson ein Millionen-Angebot von Ciudad Real aus Spanien, er verlängerte dann aber doch beim deutschen Meister.

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