Handball: Brand relativiert die Ziele

Vor dem Beginn der WM in Kroatien leidet das deutsche Team unter dem Ausfall seines Regisseurs.

Düsseldorf/Varazdin. Nein, eine Medaillen-Prognose ist von diesem Bundestrainer nicht mehr zu erwarten. Heiner Brand ist schwer genervt. Und ein bisschen verzweifelt.

Zwei Tage vor dem deutschen Auftaktspiel bei der am Freitag beginnenden Handball-WM in Kroatien gegen Russland offenbart sein Kader personelle Fragezeichen. Es ist wie fast immer vor einem Handball-Großereignis: Die Welt wartet auf Großtaten, und Deutschland geht am Krückstock.

Der am Dienstag endgültig diagnostizierte und seither intensiv behandelte Muskelfaserriss des vielleicht wichtigsten deutschen Spielers Michael Kraus erfordert großes Improvisationstalent eines Trainers, der den Weg nach Kroatien als amtierender Weltmeister mit einer ohnehin jungen Mannschaft beschreitet.

Deutschland befindet sich im Neuaufbau, was für ein großes Turnier nicht unbedingt vielversprechend klingt. "Die jetzige Situation ist noch bitterer als die vertrackten Voraussetzungen der Vergangenheit. 2007 hatten wir eine eingespielte Mannschaft mit Alternativen. Diese fehlen aktuell völlig", sagte Brand am Mittwoch.

Im Prinzip habe er eine gute Mannschaft beisammen, sagte Brand auch, weil er seinen Spielern nicht den Mut nehmen möchte. Aber sie trage "den Stempel Zukunft, viele meiner jungen Leute werden 2012 bei Olympia erst richtig im Saft stehen".

Und so ist aus dem "Projekt Gold" aus dem Jahr 2007 2009 ein weniger ambitioniertes geworden: die Hauptrunde soll es sein. "Dass wir in der Vorrunde ausscheiden, ist das Horrorszenario", sagt Brand, der die Bezeichnung "Weltmeister" für sein Team nicht mehr hören mag: "Weltmeister waren wir mit einer anderen Mannschaft. Wir sind Titelverteidiger, Favoriten sind andere. Frankreich und Kroatien."

Die Luft ist schon vor dem Turnier dünn geworden, schon am Samstag steht das deutsche Team, in dem nach Kraus’ Verletzung derzeit Martin Strobel der einzig verbliebene nominelle Mittelmann ist, gegen Russland (17.30 Uhr, RTL) unter Druck.

"Das ist das Schlüsselspiel", sagt DHB-Chef Ulrich Strombach. Und nach den folgenden Partien gegen Tunesien, Algerien, Mazedonien sowie der Neuauflage des WM-Finales 2007 gegen Polen muss die DHB-Auswahl mindestens Dritter sein, um die Hauptrunde zu erreichen. "Wir fahren als Weltmeister hin, aber es wird schwer, das zu wiederholen", bekannte Rückraum-Ass Pascal Hens. Sein Trainer wird ihm nicht widersprochen haben.

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