Hambüchen Mehrkampf-Fünfter - Junghänel schießt Gold

Baku (dpa) - Trotz seiner Reck-Gala hat Turnstar Fabian Hambüchen die erhoffte Mehrkampf-Medaille bei den Europaspielen wegen einer Fingerblessur klar verpasst. Wie auch Olympia-Hoffnung Sophie Scheder blieb der frühere Reck-Weltmeister hinter seiner Vorkampf-Leistung zurück und wurde Fünfter.

Hambüchen Mehrkampf-Fünfter - Junghänel schießt Gold
Foto: dpa

„Ich musste mich heute schon durchkämpfen“, sagte Hambüchen, der sich beim Einturnen einen Finger verletzte. Mit einem dicken Eisbeutel kühlte er die Blessur, die Hoffnung auf Gold am Reck am Samstag soll dies nicht schmälern: „Es wird ein paar Tage wehtun, wir werden es behandeln, Ultraschall, Eis, und dann ist das wieder in Ordnung, wenn ich nach Hause fliege.“ Die 18 Jahre alte Scheder verspielte als Vierte ihre Edelmetall-Chance durch einen Sturz am Stufenbarren.

Das Highlight aus deutscher Sicht am sechsten Entscheidungstag setzte Gewehrschütze Henri Junghänel, der nervenstark über 50 Meter liegend Gold holte. Dimitrij Ovtcharov wahrte als letzter Vertreter der deutschen Tischtennis-Asse die Chance auf den Einzel-Titel. Nach der Abreise des erkrankten Timo Boll und dem Aus des Damen-Duos gewann der Weltranglisten-Sechste gegen den Kroaten Andrej Gacina und trifft nun im Halbfinale auf Paul Drinkhall aus Großbritannien. „Gegen Gacina war es mit Abstand mein bestes Spiel bisher“, sagte Ovtcharov.

Nach Platz vier im Vorkampf steigerte Hambüchen seine Leistung beim Sieg von Favorit Oleg Wernjajew aus der Ukraine lediglich am Pauschenpferd. Beim Sprung konnte der 27-Jährige seine Landung nicht stehen und musste die Matte verlassen. Der Ausnahmeturner hat am Samstag noch drei Chancen in Einzelfinals, unter anderem an seinem Paradegerät. Für die Reck-Darbietung erhielt Hambüchen starke 15,500 Punkte. „Das war eine volle Übung, die ich auch am Samstag machen will“, sagte er. „Die Wertung fand ich ein bisschen zu niedrig.“

Auch Scheder bieten sich in den Einzeln noch zwei Möglichkeiten für Edelmetall. Beim Silber-Coup mit der Mannschaft hatte die 18-Jährige noch den stärksten Mehrkampf ihrer Karriere gezeigt. Im Einzel patzte sie an ihrem Spezialgerät und stürzte vom Stufenbarren. Dennoch lag sie vor der abschließenden Übung noch auf Medaillenkurs, wurde jedoch am Boden noch knapp von der Niederländerin Lieke Wevers abgefangen. „Jetzt werde ich am Samstag im Stufenbarren-Finale zeigen, dass ich's drauf habe. Jetzt erst recht“, sagte die Chemnitzerin. Den Sieg sicherte sich Ex-Weltmeisterin Alija Mustafina aus Russland.

Schütze Junghänel blieb bis zum Ende seines Finals cool. Der 27-Jährige überholte mit den letzten beiden fast perfekten Schüssen den Italiener Marco di Nicolo und sicherte dem deutschen Team damit einen Quotenplatz für Olympia 2016 in Rio de Janeiro. „Es ist etwas ganz, ganz Besonderes, gerade die ersten Europaspiele zu gewinnen“, schwärmte der Breuberger. Für die deutsche Mannschaft war es die insgesamt fünfte Goldmedaille bei dem kontinentalen Multi-Sportevent.

Erwartet hätte der Maschinenbaustudent seinen Erfolg nicht. „Letzte Woche hatten wir die WM-Ausscheidung, die lief katastrophal“, erinnerte Junghänel. „Ich habe letzte Woche noch mal das Gewehr gewechselt.“ Für den Deutschen Schützenbund war es der elfte Quotenplatz für Olympia, der insgesamt zweite in dieser Disziplin.

Die erste Möglichkeit für den Sprung nach Rio vergaben dagegen Han Ying und Petrissa Solja, die noch mit dem Tischtennis-Team Gold gewonnen hatten. Die topgesetzte Han Ying verlor ihr Viertelfinale nach hartem Kampf gegen Li Jie aus den Niederlanden überraschend mit 3:4 Sätzen. Die deutsche Meisterin Solja musste sich mit 2:4 in Li Jiao ebenfalls einer Niederländerin geschlagen geben.

Beim Wasserspringen holte die 14-jährige Elena Wassen, die Jüngste im deutschen Baku-Team, Bronze vom Turm. Bei den Europaspielen werden alle Beckenwettbewerbe als Jugend-Event ausgetragen.

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