Hacker sorgt für WM-Coup - sieben DRV-Boote im Finale

Amsterdam (dpa) - Am Ende fehlte selbst die Kraft zum Jubeln. Nur kurz reckte Marcel Hacker im Ziel die Faust, ehe er im Boot noch minutenlang nach Luft schnappte. Mit seinem überraschenden Sieg im Halbfinale der Ruder-WM sieg der 37 Jahre alte Einer-Routinier in den Kreis der Topfavoriten auf.

Hacker sorgt für WM-Coup - sieben DRV-Boote im Finale
Foto: dpa

Der Coup auf der Bosbaan in Amsterdam erfüllte den Magdeburger mit Stolz. „Den Olympiasieger und den Vize-Weltmeister schlägt man nicht alle Tage“, kommentierte Hacker seinen Erfolg über Mahe Drysdale (Neuseeland) und den Kubaner Angel Fournier Rodriguez.

Die schwierigen Verhältnisse mit starkem Schiebewind schienen dem Deutschen Flügel zu verleihen. Nach Platz drei bei der 1000-Meter-Marke zog er im Schlussspurt an den beiden Führenden vorbei und feierte dank des besseren Stehvermögens erstmals in seiner Karriere einen Sieg über den scheinbar übermächtigen Drysdale. Als Fingerzeig für den Showdown am Sonntag wollte Hacker seine bärenstarke Vorstellung aber nicht bewertet wissen: „Im Finale werden die Karten neu gemischt.“

Ein kleiner Vorteil ist Hacker jedoch garantiert: Als Halbfinalschnellster darf er bei seiner insgesamt siebten WM-Finalteilnahme im Einer auf der besten Bahn starten. Das könnte bei der windanfälligen Strecke den Ausschlag geben.

Neben Hacker blieb auch der Männer-Doppelzweier mit einem zweiten Platz hinter den Kroaten im WM-Rennen. Dagegen war das Halbfinale für den Frauen-Doppelzweier und den leichten Vierer ohne Steuermann Endstation. Damit sind die Deutschen in den 14 Finalläufen der olympischen Klassen am Wochenende nur sieben Mal vertreten. So schlecht war diese Bilanz zuletzt bei der historischen Olympia-Pleite 2008 von Peking. „Ich bin dennoch zufrieden“, bekannte DRV-Cheftrainer Marcus Schwarzrock, „am Ende zählen vor allem die Medaillen.“

Noch besteht die Chance auf eine erfreuliche WM. Schließlich geht der DRV mit Goldaspiranten in die Finals. Den Anfang macht der Frauen-Doppelvierer am Samstag. Nach zwei deutlichen Siegen im Vorlauf und Halbfinale wähnt sich der Titelverteidiger um Schlagfrau Lisa Schmidla (Krefeld) auf Kurs. Als ärgster Widersacher gelten die Chinesinnen, die im Halbfinale schneller waren.

Schluss- und Höhepunkt der WM ist am Sonntag traditionell das Achter-Rennen. Dabei will die deutsche Crew Revanche für die knappe Niederlage gegen Großbritannien vor einem Jahr in Südkorea nehmen. Mut macht der Vorlaufsieg über die mitfavorisierten Briten zu Beginn der Titelkämpfe. „Aber bei denen geht der Trend nach oben“, warnte Ralf Holtmeyer. Dennoch überwiegt beim Achter-Coach die Zuversicht: „Wir haben in dieser Saison noch keine Schwäche gezeigt.“

Bei optimistischer Sicht kann der DRV auf weiteres Edelmetall hoffen. Neben Hacker gelten der Männer-Doppelvierer, Zweier ohne Steuermann und die beiden Männer-Doppelzweier als Kandidaten für einen Podestplatz.

Die beachtliche Beute für den DRV in den Finals der nichtolympischen Klassen mit einmal Gold, zweimal Silber und zweimal Bronze machte Lust auf mehr. Der leichte Achter um Schlagmann Can Temel (Hamburg) dominierte den Endlauf und verwies die Italiener auf Rang zwei. Im leichten Einer kam Lars Hartig (Friedrichstadt) als Zweiter ins Ziel. Er musste sich nach anfänglicher Führung nur dem Italiener Marcello Miani geschlagen geben. Für das zweite Silber sorgte der leichte Männer-Doppelvierer. Bronze ging an den Zweier mit Steuermann und den leichten Frauen-Doppelvierer.

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