Gladbachs neue Fohlen

Wintercup Borussia gewinnt das Turnier durch ein Tor von Fabian Bäcker gegen Gastgeber Fortuna Düsseldorf.

Düsseldorf. Fabian Bäcker zierte sich, lehnte lächelnd und verlegen ab. Nein, den Pokal des Wintercups wollte er nicht in die Hand nehmen, obwohl die Gladbacher Kollegen den Youngster nach seinem Tor zum 1:0 im Finale gegen den Zweitligisten Fortuna Düsseldorf zur Trophäe drängten. Vor 22700 Zuschauern in Düsseldorf hatte tatsächlich Borussia Mönchengladbach und nicht Wolfsburg oder Leverkusen den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen und eine Woche vor dem Rückrunden-Start gegen den VfL Bochum ein Team präsentiert, in dem es offensichtlich stimmt.

Trainer Michael Frontzeck ließ beinahe zwei komplette Mannschaften auflaufen und präsentierte dabei manch erfrischendes Talent wie eben Bäcker, Patrick Herrmann oder den Österreicher Bernhard Janeczek, dazu Moses Lamidi, Roman Neustädter und Tony Jantschke. Namen, die man sich wird merken müssen, vor allem Stürmer Bäcker, der schon im Test gegen Dortmund zwei Mal getroffen hatte, machte auf sich aufmerksam. Frontzeck war nach soviel jugendlichem Schwung der sachlichen Analyse zugeneigt. "Die Jungs haben ihre Sache gut gemacht, aber sie müssen auch noch viel lernen", sagte der Trainer.

Ganz ähnlich, aber auf eine andere Art, erging es Jupp Heynckes. Dem Trainer von Bayer Leverkusen war die Röte ins Gesicht gestiegen, aber wahrscheinlich lag das nur an den gefühlten 18 Grad im weiten Rund der geschlossenen Düsseldorfer Arena, die den Trainer in seiner Bayer- Winterjacke aufgeheizt hatten. Für die Halbfinal-Niederlage gegen Fortuna hatte der Trainer des Bundesliga-Tabellenführers jedenfalls eine gute Erklärung. Nicht weniger als fünf Langzeitverletzte hatte er in die Startelf beordert, und so suchten Simon Rolfes, Michal Kadlec, Lukas Sinkiewicz, Renato Augusto und Patrick Helmes gemeinsam nach ihrer Form. "Man sieht, dass sie noch müde sind, dass sie noch Zeit brauchen", sagte Heynckes, und er wirkte dabei durchaus geduldig.

Das 0:1 gegen Düsseldorf durch einen Treffer von Martin Harnik hatte ihm nicht gefallen, aber alle Unzulänglichkeiten wusste er zu verzeihen, weil er bewusst Risiko gegangen war, weil er wissen wollte, wer wie schnell wieder hineinrücken kann ins Leverkusener Team, das am Samstag gegen Mainz in die Liga zurückkehrt. Und er hat Antworten bekommen: Augusto, Sinkiewicz und wohl auch Helmes sind noch kein Thema. Hingegen wird Kadlec in die erste Elf zurückkehren - Alternative Gonzalo Castro hatte unlängst einen Jochbeinbruch erlitten. Auch Nationalspieler Rolfes spielt in des Trainers Überlegungen schon wieder eine Rolle. "Der Simon arbeitet eigenständig an seiner Form, hat seine Fitness im Blick, man sieht, dass er sofort wieder angreifen will", sagte Heynckes, den der 1:0-Erfolg im Spiel um den dritten Platz gegen Wolfsburg versöhnlich stimmte.

Getroffen hatte natürlich wieder einmal Stefan Kießling, eine gesetzte Größe im Leverkusener Sturm. "Wir haben Alternativen, und das ist gut so", sagte Heynckes. Gute bis herausragende Fußballer in Menge, die die Möglichkeiten Heynckes’ ganz ähnlich denen seines alten Schützlings Michael Frontzeck auf Gladbacher Seite in der Rückrunde noch erhöhen. Und so stehen der Altmeister der Trainergilde wie auch sein einst gelehriger Schüler vor der Aufgabe, aus einem großen Kader mit viel Gleichwertigkeit etwas Gutes zu machen. Die Gefahr lauert in der Chance: Wer viele Spieler mit Ambitionen verprellen muss, darf mit Unruhe rechnen. Heynckes und Frontzeck werden auch als Pädagogen gefragt sein. Der eine mit gereiften Nationalspielern, der andere mit aufstrebendem Nachwuchs.

Weitere Bilder vom Wintercup finden Sie im Internet unter

www.wz-newsline.de www.solinger-tageblatt.de www.rga-online.de

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