Gelungene Generalprobe für den Achter

Luzern (dpa) - Selbst das 17 Grad kalte Wasser des Rotsees hielt seine Mannschaftskollegen des Deutschland-Achters nicht ab. Im hohen Bogen beförderten sie Steuermann Martin Sauer in das idyllische Gewässer am Fuße der noch immer schneebedeckten Alpengipfel.

Standesgemäß feierte das Team den famosen Erfolg beim Weltcup in Luzern. Mit seligem Lächeln beobachtete Ralf Holtmeyer das ausgelassene Treiben seiner Seriensieger. Die gelungene Generalprobe für die Olympischen Spiele sorgte auch beim Trainer für prächtige Laune: „Das habe ich in dieser Form noch nie erlebt. Diese Stabilität ist beeindruckend.“

Steuermann Sauer ist das Ritual mittlerweile gewöhnt. Wer 34 Rennen nacheinander gewinnt, hat häufiger etwas zu feiern. Das seit Peking 2008 ungeschlagene Paradeboot des Deutschen Ruderverbandes (DRV) nutzte auch die traditionelle Rotsee-Regatta zur Demonstration der Stärke. Wieder einmal versuchte die Konkurrenz vergeblich, der Crew um Schlagmann Kristof Wilke zu folgen. Selbst die Weltbestzeit der Kanadier im Vorlauf am Freitag ließ den Titelverteidiger kalt. Mit dem Start-Ziel-Sieg eine halbe Bootslänge vor Großbritannien und Kanada untermauerte der DRV-Achter seine Ausnahmestellung.

Der aus psychologischer Sicht wichtige Erfolg beim Stelldichein der Weltelite sorgt für zusätzlichen Rückenwind auf dem Weg nach London. „Das gibt einem ein gutes Gefühl für die letzten Wochen der Olympia-Vorbereitung“, sagte Steuermann Martin Sauer (Berlin).

Nicht nur der Achter bereitete Freude. Mit dem Sieg über Australien rückten auch Eric Knittel (Berlin) und Stephan Krüger (Rostock) aus dem Doppelzweier in den Kreis der Olympia-Favoriten auf. „Das hat viel Spaß gemacht. Es war unser Ziel, dieses Rennen zu bestimmen“, sagte Krüger. Zweite Plätze in beiden Doppelvierern und ein dritter Rang im Frauen-Doppelzweier rundeten den starken Auftritt der DRV-Flotte ab. Das wertete Cheftrainer Hartmut Buschbacher als Indiz für eine bisher gelungene Olympia-Vorbereitung: „Wir sind auf gutem Kurs. Es gibt keinen Grund zur Klage.“

Nur die Diskussion um die Besetzung des Einers störte den Verbandsfrieden. Mit dem fünften Rang im Finale ging das Rätselraten über den Formeinbruch von Marcel Hacker beim verbandsinternen Frühjahrstest Mitte April zu Ende. Dennoch zögert Buschbacher die Zusage für London hinaus. Zum Verdruss von Hacker denkt der DRV-Cheftrainer über eine weitere nationale Ausscheidung nach. „Auf solche Spielchen habe ich keine Lust“, kritisierte der ehemalige Skiff-Weltmeister, „dann muss ich andere Register ziehen und notfalls darauf verzichten.“

Im Gegensatz zu seinen nationalen Widersachern Karsten Brodowski (Berlin) und Mathias Rocher (Magdeburg) erreichte der 35 Jahre alte Routinier immerhin den Endlauf. Dort verließen ihn nach starken Auftritten im Viertel- und Halbfinale allerdings die Kräfte. Rocher schaffte es in Luzern nur auf Rang zehn, für Brodowski war bereits im Viertelfinale Endstation. Verständnis für den Unmut von Hacker brachte Buschbacher dennoch nicht auf: „Ob er sich aufregt oder nicht, ist nicht mein Problem. Mit den Einer-Leistungen waren wir in Luzern überhaupt nicht zufrieden. Da ist noch Nachholbedarf.“

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